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Hauser, Vinzenz

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Хаузер (Гаузер) Финценц (Финценцер, Франценц)

Geboren: 09.01.1887, Radkersburg (Steiermark)

Beruf: Schuster, Kesselschmied

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1916

Wohnorte in der Sowjetunion: Taškent, Ljublino (Moskovskaja obl.)

Verhaftet: 27.08.1937, Ljublino

Anklage: Spionage, faschistische Agitation

Urteil: 02.06.1938, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft

Rehabilitiert: 29.04.1989, Militärstaatsanwaltschaft des Moskauer Wehrkreises

Emigrationsmotiv: Kriegsgefangener des Ersten Weltkriegs

Schicksal: unbekannt

 

Der Schuster Vinzenz Hauser wurde 1887 in Radkersburg geboren. Er diente sechs Jahre in der k.u.k. Armee und geriet im Ersten Weltkrieg 1916 in russische Kriegsgefangenschaft. In einem Ort namens Kuz'ma (möglicherweise in Udmurtien) interniert, erkrankte er im Mai 1917 an Skorbut. Daraufhin wurde Hauser nach Taškent verlegt, wo er bis 1932 blieb. Im Mai 1918 trat er in Taškent in die Rote Armee ein, in der er bis Herbst 1919 diente, und zwar in einer Maschinengewehreinheit. Anschließend arbeitete er in einer Wurstfabrik der Eisenbahnverwaltung, dann als Schuster, ebenfalls bei der Eisenbahn. 1921 wurde ihm die Rückkehr nach Österreich angeboten, die er mit der Begründung ablehnte, er sei bestohlen worden und müsse nun Geld verdienen. Er erkrankte dann an Malaria und lebte bis 1923 vom Betteln. Bis 1930 ging er keiner geregelten Beschäftigung nach, er ging von Tür zu Tür und reparierte Schuhe oder bot seine Dienste an Straßenecken an. 1926 verschwand eine Bekannte von ihm, er wurde daraufhin des Mordes verdächtigt - zu seinem Glück tauchte die Frau aber unversehrt wieder auf. 1930 bis 1932 war er bei der Miliz als Wächter beschäftigt, verlor diese Arbeit wegen einer Erkrankung und übersiedelte im Mai 1932 nach Ljublino, das damals noch außerhalb der Stadtgrenze von Moskau lag. Von 1932 bis 1936 arbeitete er dort in der L.M. Kaganovič-Gießerei als Kesselschmied, die Fabrik stellte auch eine Wohnung für ihn und seine viel jüngere russische Frau zur Verfügung.

 

In Taškent hatte Hauser bis 1932 mit einer Aufenthaltsgenehmigung gelebt, für die er keinen Pass benötigt hatte, eine Familie hatte er damals nicht. In Ljublino lebte er ohne Aufenthaltsgenehmigung, er bemühte sich um einen Pass und suchte dafür die Konsulate der Tschechoslowakei, Ungarns und Österreichs auf, ebenso die deutsche Botschaft. Laut den vorhandenen Unterlagen besaß er angeblich die ungarische oder die jugoslawische Staatsbürgerschaft. Die österreichische Gesandtschaft verweigerte ihm die Ausstellung eines Passes; wann er die sowjetische Staatsbürgerschaft erhielt, ist nicht ersichtlich. Beim Verhör gab er an, er hätte ohne Pass keine Arbeit gefunden. Verdächtig machten ihn neben den Vorsprachen bei ausländischen Vertretungen auch Kontakte zu Verwandten in Österreich. Hauser hatte eine 1913 geborene Tochter, ein Bruder lebte in Wien, ein anderer in Teschen (ob in Cieszyn oder Českě Těšín geht aus den Unterlagen nicht hervor). Zumindest mit der Tochter, die in Bratislava verheiratet war, stand er in brieflichem Kontakt.

 

Als er am 27. August 1937 verhaftet wurde, war er schon längere Zeit arbeitslos. Die Anklageschrift vom Februar 1938 warf ihm neben den verdächtigen Kontakten zu ausländischen Vertretungen faschistische Propaganda vor. Hauser wurde am 2. Juni 1938 zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und in ein Lager an der Kolyma (Nordostsibirien) deportiert. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.

 

 

Quelle: GARF, lists.memo.ru

 

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