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Hegmala, Friedrich

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Хегмала Фридрих

Geboren: 06.08.1910, Wien

Beruf: Dachdecker, Tapezierer

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 03.06.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Leningrad, Enisejsk

Verhaftet: 23.06.1941, Leningrad

Urteil: 13.10.1943, Sonderberatung (OSO), 10 Jahre Lagerhaft

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: überlebte

 

Friedrich (Fritz) Hegmala wurde 1910 (nach anderen Angaben 1909) in Wien geboren. Nach siebenjährigem Schulbesuch arbeitete er als Tapezierer und Dachdecker, fallweise auch in Deutschland. Ab 1932 war er arbeitslos. Er war SAJ-Mitglied ab 1924, wurde aber 1928 nach der Teilnahme an einer Delegation in die Sowjetunion aus der Organisation ausgeschlossen. Im Juni 1928 trat Hegmala in den KJV ein und war 1929/30 Bezirksobmann in Wien-Favoriten. Im Jänner 1931 wurden er und andere aus dem KJV und der KPÖ wegen Rechtsopportunismus ausgeschlossen, Hegmala blieb aber in der Roten Hilfe im Bezirk Favoriten aktiv. Laut eigener Darstellung nahm Hegmala während der Februarereignisse 1934 mit den Schutzbündlern in Wien-Simmering am Kampf teil, flüchtete anschließend in die ČSR und kam mit dem zweiten Schutzbundtransport im Juni 1934 nach Moskau. Es wurde ihm ein Arbeitsplatz als Lagerarbeiter in einem Werk zur Reparatur von Lokomotiven in Leningrad zugewiesen. Hegmala trat wieder in die KPÖ ein, kam indes mit dem Kollektiv der Leningrader Schutzbündler mehrmals in Konflikt, so dass sie ihn einen Doppelzüngler nannten und seine Ausweisung aus der UdSSR sowie seinen Parteiausschluss verlangten. Besonders gravierend war der Vorwurf der "trotzkistischen Abweichungen". In einem Gespräch mit Karl Wagner verteidigte Hegmala Trockijs historische Verdienste. Während seines Studiums an der Leninschule 1937 berichtete Wagner der Kominternbürokratie von Hegmalas Ansichten. Hegmala wurde damals nicht festgenommen, erst nach Kriegsausbruch wurde er am 23. Juni 1941 als "verdächtiger Deutscher" verhaftet.

 

Die Verhöre begannen bereits am Tag der Verhaftung. Am 7. Juli wurde Hegmala wie viele der 1941 in Leningrad festgenommenen Schutzbündler nach Zlatoust im Ural überstellt. Die Verhöre dort wurden sehr "intensiv" geführt, so dass Hegmala drei Finger der rechten Hand verlor, als ihm seine Hand in eine offene Eisentür geklemmt wurde, die dann zugeschlagen wurde. Die Anschuldigungen wechselten von Landesverrat zu Spionage und anderen absurden Vorwürfen. Am 13. Oktober 1943 wurde Hegmala zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Auf seinen Transporten in ein andere Gefängnisse und Lager traf Hegmala immer wieder auf Leidensgefährten aus dem Schutzbund, u.a. in Sverdlovsk auf Franz Moucha und Franz Schörgendorfer.

 

Die Zeit nach der Untersuchungshaft verbrachte Hegmala vorwiegend in Lagern in Karpinsk im Nordural und bei Krasnotur'insk im Gebiet Sverdlovsk. Am 8. Juni 1951 wurde er aus dem Gulag entlassen. Er musste aber weitere Jahre in der Verbannung im zentralsibirischen Bajkit (Красноярский край) verbringen. Dort lernte er auch seine Frau kennen, eine Wolgadeutsche. Im Herbst 1956 erfuhr Hegmala im Kino in der Wochenschau vom österreichischen Staatsvertrag. Er nahm Kontakt mit der österreichischen Botschaft auf und konnte so seine Heimkehr in Angriff nehmen.

 

Erst im Mai 1958 konnte er mit seiner Frau und den zwei Kindern nach Österreich ausreisen. Er war die wichtigste (anonymisierte) Auskunftsperson für Karl Stadlers Opfer verlorener Zeiten (1974), die erste wissenschaftliche Abhandlung über die Schutzbundemigration in die UdSSR.

 

 

Quelle: ÖStA, RGASPI

 

Siehe auch Karl R. Stadler, Opfer verlorener Zeiten. Geschichte der Schutzbund-Emigration 1934, Wien 1974, S. 306-319.

 

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