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Hodik, Franz

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Годик Франц Францевич

Geboren: 21.11.1908, Wien

Beruf: Mechaniker

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 03.06.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 01.04.1941, Moskau

Anklage: Spionage

Urteil: 09.07.1941, Militärkollegium des Obersten Gerichts, Tod durch Erschießen

Gestorben: 27.07.1941, Moskau

Rehabilitiert: 1957, Militärkollegium des Obersten Gerichts

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: erschossen

 

Franz Hodik, geboren 1908 in Wien, war tschechischer Staatsbürger. Sein Vater, ein Arbeiter, fiel im Ersten Weltkrieg, seine Mutter arbeitete in einer Schuhfabrik in Wien. Hodik besuchte bis 1922 die Mittelschule und absolvierte anschließend eine Mechanikerlehre. 1923 erfolgte sein Beitritt zur SAJ, dem KJV gehörte er dann von 1925 bis 1930 an. Nach dem Lehrabschluss 1926 arbeitslos, war er 1927 in Polen, der Tschechoslowakei, Jugoslawien und der Schweiz auf der Walz. 1927 trat er Hodik als Volontär in die Fliegerschule des Asperner Flugfeldes ein und machte eine Ausbildung zum Flugzeugmechaniker. Da die Stelle an die Mitgliedschaft in der SDAP gebunden war, trat Hodik nach Rücksprache mit seiner KJV-Gruppe der SDAP in Wien-Fünfhaus bei und wurde Sprengelleiter. Im März 1930 bestand er die Prüfung als Mechaniker der Zivilluftflotte und trat seinen Militärdienst in der ČSR beim 2. Fliegerregiment in Olmütz an, den er im Mai 1933 beendete. Bei einer kommunistischen Demonstration im Mai 1933 am Meiselmarkt in Wien verhaftet, blieb Hodik bis September 1933 in Polizeigewahrsam. Die Bezirksorganisation der SDAP in Wien-Ottakring konnte seine Ausweisung aus Wien verhindern.

 

Nach eigenen Angaben nahm Hodik im Februar 1934 an den Kämpfen um das Ottakringer Arbeiterheim teil und wurde zusammen mit seinem Stiefvater und seinem Bruder am 17. Februar 1934 verhaftet und auf das Polizeikommissariat Schmelz gebracht, wo er durch die Aussagen von Schutzbündlern inkriminiert und in der Folge schwer misshandelt wurde. Angeblich auf Zureden eines Polizeiarztes unterschrieb Hodik eine Erklärung, wonach er sich seine Verletzungen selbst zugezogen habe, an den Februarkämpfen teilgenommen habe und andere Mitbeteiligte der Polizei ausliefern werde. Die Gerichtsverhandlung gegen ihn hätte am 3. März 1934 stattfinden sollen, aber Hodik gelang am 27. Februar, dem Tag seiner Enthaftung, die Ausreise nach Pressburg, wo er sich wegen seiner Leberverletzung medizinisch behandeln ließ.

 

Mit dem zweiten Schutzbundtransport gelangte Hodik im Juni 1934 nach Russland, wo er 1934 bis 1936 in der 1. Moskauer Uhrenfabrik als Mechaniker arbeitete, später im Stalin-Autowerk und bei den Moskauer Verkehrsbetrieben. 1936 und 1940 verbrachte er die Sommermonate als Alpininstrukteur im Kaukasus.

 

An seinem Moskauer Wohnort im Hotel Sovetskaja nahe dem Roten Platz betätigte sich Hodik als Informant des NKVD und kontrollierte den Postverkehr der dort lebenden Politemigranten. Dazu wurde er wahrscheinlich erpresst, jedenfalls hat er nachweislich die späteren Opfer Elisabeth Pfeiffer und Josef Kormout an die Geheimpolizei denunziert. Seine Rolle war der KPÖ-Führung zumindest seit April 1937 bekannt, als Johann Täubl und Ernst Fischer die Untersuchung gegen Richard Uccusic (Urban) und Karl Wagner durchführten. Zwischen seiner Entlassung aus der NKVD-Haft im März 1940 und seiner neuerlichen Verhaftung im August desselben Jahres berichtete Josef Kormout der KPÖ-Führung, dass Hodik ihn bei zwei Gegenüberstellungen im Gefängnis verleumdet ("antisowjetische Gespräche" in seinem Zimmer im Hotel Sovetskaja) habe. Das KPÖ-Politbüro verlangte eine Erklärung von Hodik und schloss ihn am 27. September 1940 als "ein der Arbeiterklasse schädliches Element" aus der Partei aus. Dabei wurde seine Spitzeltätigkeit mit keinem Wort erwähnt, als Belastungsmaterial dienten die von Hodik selbst gelieferten Angaben, insbesondere sein Verhalten im Februar 1934, so dass er in der Ausschlussbegründung als österreichischer und nicht als sowjetischer Polizeispitzel hingestellt wurde.

 

Franz Hodik wurde am 1. April 1941 in Moskau verhaftet, im Juli 1941 wegen Spionage angeklagt und am 27. Juli 1941 hingerichtet.

 

 

Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, RGASPI, GARF, lists.memo.ru

 

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