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Name russisch: Хибш (Гибш) Карл Францевич
Geboren: 17.12.1904, Wien
Beruf: Dreher
Letzter Wohnort in Österreich: Steyr (OÖ)
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.04.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Penza, Tula
Verhaftet: 25.02.1938, Moskau
Anklage: Spionage
Urteil: 13.12.1939, Sonderberatung (OSO), Ausweisung
Gestorben: 24.02.1989, Steyr
Rehabilitiert: 16.01.1989, Oberster Sowjet der UdSSR
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration
Schicksal: an Nazi-Deutschland ausgeliefert
Karl Hübsch war der dritte von acht Söhnen eines sozialdemokratischen Ehepaares. Er wurde 1904 in Wien geboren. Sein Vater Franz Hübsch war Maschinenschlosser, er starb früh und die Mutter hatte große Mühe, die Kinder durchzubringen. Karl Hübsch erlernte ab 1919 den Beruf eines Drehers in den Steyr-Werken. 1920 verließ er die evangelische Kirche und trat der SAJ, der SDAP 1922 und dem Schutzbund 1924 bei. 1931/32 verbrachte er mehrere Monate in Russland auf der Basis eines Arbeitsvertrages, kehrte aber aufgrund der ungünstigen Lebensbedingungen wieder nach Österreich zurück. Mit dreien seiner Brüder nahm er im Februar 1934 an den Kämpfen in Steyr teil, u.a. an einem zurückgeschlagenen Angriff auf die Bundesheerkaserne. Er versteckte sich in der Folge einige Tage und schlug sich schließlich nach Wien durch, wo er sich von seinem Bruder Josef, der bei der Donauschifffahrt beschäftigt war, seinen Pass ausborgte. Damit gelangte er, begleitet von seiner Schwägerin, die den Pass wieder zurückbrachte, nach Brünn (Brno). Im April 1934 nahm Karl Hübsch am ersten Schutzbundtransport nach Russland teil. Vom österreichischen Staat wurde er am 18. August 1935 ausgebürgert. In Moskau verschwieg er anfangs, dass er bereits 1930/31 in Pensa und Tula als Facharbeiter gelebt hatte.
Karl Hübsch wurde von der Kaderüberprüfungskommission der KPÖ 1937 positiv bewertet ("absolut verlässlicher Genosse"), zeigte laut Parteiunterlagen jedoch kein Interesse an einer Kommandierung nach Spanien oder zurück nach Österreich. Er arbeitete im Kaganovič-Kugellagerwerk im Moskau und hatte wie auch sein Landsmann Ferdinand Eygruber Probleme mit den Arbeitsmethoden der russischen Kollegen. Am 25. Februar 1938 wurde er verhaftet und zusammen mit zwei aus Österreich stammenden Arbeitskollegen aus dem Kugellagerwerk, Ferdinand Eygruber und Anton Rechberger, angeklagt. Hübsch wurde der Spionage beschuldigt und während der Haft schwer misshandelt, indem man ihn wiederholt mit dem Kopf gegen die Wand stieß. Am 13. Dezember 1939 wurde schließlich das Urteil gefällt, das in seinem Fall auf Landesverweisung lautete. Hübsch wurde am 22. Dezember 1939 bei Brest-Litovsk den deutschen Behörden übergeben.
Schwer traumatisiert von der sowjetischen Haft war er trotzdem später im kommunistischen Widerstand gegen das NS-Regime aktiv und blieb zeitlebens Mitglied der KPÖ. 1944 gelang es ihm, aus einem oberösterreichischen Arbeitslager zu fliehen.
Seine Frau Käthe Hübsch geb. Pointner die in Moskau als Bibliothekarin gearbeitet hatte, wurde ebenfalls aus der Sowjetunion ausgewiesen. Am 31. März 1938 wurde sie bei der Einreise in Brest-Litovsk festgenommen und - obwohl hochschwanger - in die Gestapo-Zentrale im Wiener Hotel Metropole gebracht. Nach wenigen Tagen setzten die Wehen ein. Nach der Geburt eines Sohnes im Krankenhaus wurde sie freigelassen, sie konnte im Juli 1938 nach Steyr zurückkehren.
Karl Hübsch starb 1989 in Steyr.
Quelle: ÖStA, GARF, RGASPI, DÖW, Familie
Siehe auch Barry McLoughlin, Gruppenschicksale, in: Barry McLoughlin/Josef Vogl, ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer, Wien 2013, S. 57-61.