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Name russisch: Неймюллер Карл Францевич
Geboren: 08.03.1900, Waidhofen an der Ybbs (NÖ)
Beruf: Maurer, Bautechniker
Letzter Wohnort in Österreich: St. Pölten (NÖ)
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.04.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau
Verhaftet: 21.03.1938, Moskau
Anklage: Spionage
Urteil: 17.05.1938, Dvojka, Tod durch Erschießen
Gestorben: 28.05.1938, Butovo
Rehabilitiert: 28.11.1989, Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration
Schicksal: erschossen
Karl Neumüller wurde 1900 in Waidhofen an der Ybbs geboren. Sein Vater war Eisenbahner. Neumüller absolvierte eine zweijährige Handelsakademie und arbeitete dann fünf Jahre im Büro, u.a. in einem Walzwerk sowie als Buchhalter in einer Werkzeugfabrik. Er trat 1919 der SDAP bei, 1927 dem Schutzbund. Wegen politischer Tätigkeit hatte er häufig Konflikte mit der Polizei. Da er immer wieder arbeitslos war, ging er auf Wanderschaft ins Ausland, war in Deutschland, der Schweiz, Luxemburg, Frankreich, Italien. Schließlich kehrte er nach Österreich zurück. Er machte sich als Maurermeister selbständig und war bis Februar 1934 im Siedlungsbau in St. Pölten tätig. An den Kämpfen im Februar 1934 nahm er in Waidhofen a.d. Ybbs teil. Anschließend war er zwei Wochen lang inhaftiert. Danach flüchtete er in die ČSR und schloss sich dem ersten Schutzbundtransport nach Russland an, mit dem er im April 1934 nach Moskau gelangte. Dort begann er eine Ausbildung zum Bauingenieur im Abendstudium. Tagsüber arbeitete er am Bau des Hotels Mossovet und war zuletzt im Projektbüro der Baugenossenschaft Жилремонт beschäftigt, wo er für Finanzplanung und Normierung zuständig war.
Karl Neumüller war ein gebildeter und kritischer Mensch, der offen Missstände im sowjetischen Alltag anprangerte, nicht zuletzt die Korruption an seinem Arbeitsplatz, wo der Werkmeister die Neumüller zustehende Prämie (für die Normierung von Wohnungsfenstern) einstreifte. Wegen seiner Äußerung, der Arbeiter in der UdSSR werde ebenso ausgebeutet wie in den kapitalistischen Ländern, wurde Neumüller, der seit September 1934 Mitglied der KPÖ war, im April 1936 von der österreichischen Komintern-Sektion ausgeschlossen. Von den Abendkursen an der Komintern-Schule КУНМЗ wurde er ebenfalls ausgeschlossen. Nachdem er Selbstkritik geübt hatte, nahm ihn Kaderleiter Uccusic (Urban) wieder in die Partei auf, empfahl jedoch seine legale Rückkehr nach Österreich, sollte Neumüller 1937 in Österreich nicht mehr gefährdet sein. In seiner Antwort auf eine Anfrage seitens der Ingenieursschule teilte Belov, der Leiter der Kaderabteilung der Komintern, am 23. November 1937 mit, Neumüller sei kein "negatives Element".
Karl Neumüller wurde am 21. März 1938 verhaftet, am 17. Mai wegen Spionage zum Tod verurteilt und am 28. Mai 1938 in Butovo bei Moskau hingerichtet.
Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, RGASPI, lists.memo.ru