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Veith, Ernst

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Файт Эрнст

Geboren: 18.02.1892, Innsbruck

Beruf: Forsttechniker

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1926

Wohnorte in der Sowjetunion: Kzyl-Orda (Kasachstan), Frunze, Perm, Podol'sk, Ufa

Verhaftet: 21.11.1937

Anklage: Spionage, konterrevolutionäre Tätigkeit

Urteil: 1938, Sonderberatung (OSO), Ausweisung

Emigrationsmotiv: Uhlfeld-Kolonie

Schicksal: ausgewiesen

 

Ernst (von) Veith wurde 1892 in Innsbruck geboren. Sein Vater war Berufsoffizier der k.u.k. Armee, er starb 1937 als Generalmajor i.R. Ernst Veith besuchte zwei Jahre die Volksschule in Innsbruck, die restliche Schulzeit absolvierte er in Teschen (Cieszyn) und in Bielitz (Bielsko). Krankheitshalber kam er nicht bis zur Matura, sondern trat 1910 in die höhere Forstlehranstalt in Mährisch-Weißkirchen (Hranice) ein, die er 1913 abschloss. Im Oktober 1913 trat er als einjährig Freiwilliger in Linz in das Infanterieregiment Nr. 14 ein. An der galizischen Front geriet er am 13. September 1914 in russische Kriegsgefangenschaft. Er verbrachte mehrere Jahre in Kriegsgefangenenlagern in Turkestan und in Ostsibirien. Wegen Auseinandersetzungen über Anwerbeversuche und Spionageverdachts wurde er zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Im Februar 1921 konnte er zusammen mit türkischen Kriegsgefangenen auf einem japanischen Schiff nach Konstantinopel ausreisen, wo er bis 1923 blieb.


Nach der Rückkehr arbeitete Veith bei der Holzfirma Rosenfeld in Sautens im Ötztal. Im November 1924 entsandte ihn die Firma nach Rumänien, wo er bis September 1925 blieb, danach erhielt er keine weitere Aufenthaltserlaubnis. Anschließend war er meist arbeitslos und übersiedelte daher nach Wien. Im August 1926 entsandte ihn die Republikanische Vereinigung ehemaliger Kriegsteilnehmer in Wien, deren Kassier er war, nach Moskau zu Verhandlungen über einen zweiten Auswanderertransport in die österreichische Uhlfeld-Kolonie in Kasachstan. Nach Abschluss der Verhandlungen fuhr er selber nach Kzyl-Orda am Fluss Syr-Darja und schloss sich der Kolonie an. Im Oktober 1926 wurde er in die Leitung der Kommune gewählt und übernahm die Funktion des Dolmetschers. Seine russische Frau und die zwei Söhne ließ er aus Österreich nachkommen. Nach der Liquidierung der Kolonie im März 1927verließ ihn seine Frau. Veith fand zuerst einen Arbeitsplatz in der kirgisischen Hauptstadt Frunze (jetzt Бишкек), später arbeitete er in diversen kirgischen Betrieben der Holzverarbeitung, vorübergehend auch im Ural, dann wieder in Frunze, in Baschkirien und an anderen Orten. In Puškino bei Moskau war er etwa zwei Jahre im Forstamt tätig. Am 22. November 1937 wurde er in einem nicht näher bekannten Ort namens Pravda verhaftet und vorerst nach Puškino gebracht, nach 13 Tagen in die Taganka nach Moskau.


Veith wurde der Spionage und der konterrevolutionären Propaganda beschuldigt, man konnte ihm aber nur den unerlaubten Besitz eines Armeerevolvers nachweisen. Am 28. Juli 1938 wurde er nach Minsk verlegt, am 18. September 1938 über Polen ins Deutsche Reich abgeschoben. Über das Schicksal seiner zweiten Frau, ebenfalls einer Russin, mit der er auch einen Sohn hatte, ist nichts bekannt. Sein 1922 in Wien geborener Sohn Franz (Файт Франц Эрнестович) wurde im Zweiten Weltkrieg in die Arbeitsarmee (Трудовая армия) eingezogen, wo er ums Leben kam.

 

 

Quelle: Politisches Archiv des AA, ÖStA

 

Zur Uhlfeld-Kolonie siehe Barry McLouhglin/Hans Schafranek/Walter Szevera, Aufbruch. Hoffnung. Endstation. Österreicherinnen und Österreicher in der Sowjetunion 1925-1945, Wien 1997, S. 49-69.

 

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