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Oswald Bouska (1907 - 1944)

Andrzej Selerowicz / Winfried R. Garscha

 

Am 18. September 1944, wurde der Wiener Polizeiwachtmeister Oswald Bouska im KZ Groß-Rosen hingerichtet. Bouska war nach seiner Abkommandierung nach Krakau an Rettungsaktionen für Juden und Jüdinnen beteiligt und wurde posthum als "Gerechter unter den Völkern" ausgezeichnet.

 

 Oswald Bouska

 

 

Oswald Bouska

 

Foto:

Landespolizeidirektion Wien / Archiv

 

 

 

 

 

Der ursprünglich begeisterte Nationalsozialist und (ab 1937) SS-Angehörige wurde im Juli 1940 nach Krakau abkommandiert. Als SS-Untersturmführer übte er die Funktion des stellvertretenden Polizeichefs im südlich der Weichsel gelegenen Stadtbezirk Podgórze aus, wo sich das Ghetto befand. (Auf Befehl des Gouverneurs des Distrikts Krakau - des ebenfalls aus Österreich stammenden SS-Offiziers Otto Gustav Wächter - mussten in den ersten drei Märzwochen 1941 die 15.000 jüdischen BewohnerInnen Krakaus ihre meist im Stadtteil Kazimierz gelegenen Wohnungen verlassen und nach Podgórze übersiedeln. Das Ghetto wurde mit einer Mauer umschlossen.)

 

Unter dem Eindruck der Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung entwickelte sich Bouska zum Gegner des NS-Regimes. Als Organ der Besatzungsmacht versuchte er die Unmenschlichkeit des Regimes zunächst durch kleine Akte der Menschlichkeit zu unterlaufen, um sich schließlich der Tötungsmaschinerie entgegenzustellen. Unmittelbar vor der Liquidierung des Ghettos und des Transfers der letzten BewohnerInnen in die Konzentrationslager Plaszow und Auschwitz am 13. und 14. März 1943 ermöglichte Bouska die Rettung einiger Kinder, die nicht ins KZ gebracht, sondern ermordet werden sollten. Um sich nicht durch Schreie zu verraten, wurden die kleinen Kinder betäubt und in Rucksäcken versteckt. Auf Grund der Berichte der Überlebenden wurden die in Säcken versteckten jüdischen Kinder zum Symbol für Bouskas Rettungsaktionen. Auch Yad Vashem würdigte insbesondere seinen Mut beim Schmuggeln von Kleinkindern aus dem Ghetto, als ihm in den 1960er-Jahren der Titel "Gerechter unter den Völkern" verliehen wurde.

 

Im Sommer 1944 versuchte Bouska, dem Frontdienst zu entgehen, und kehrte von einem Genesungsurlaub nicht zurück. Er wurde am 21. August 1944 in Radziszow bei Skawina, Kreis Krakau, festgenommen und am 26. August 1944 vom SS- und Polizeigericht in Krakau wegen Kriegsverrates in Tateinheit mit Fahnenflucht im Felde und versuchter Urkundenfälschung sowie wegen militärischen Ungehorsams zum Tode verurteilt. Kurz darauf wurde er in das KZ Groß-Rosen überstellt und dort rund drei Wochen später hingerichtet.

 

 

Handlungsspielräume unter dem NS-Regime wurden in den letzten Jahren in einer Reihe von lokalen zeitgeschichtlichen Ausstellungen, Workshops und interdisziplinären Forschungsprojekten thematisiert.

 

In ihrem Aufsatz Zwei Wiener SS-Männer in Krakau. Franz Grün, "rechte Hand" des Massenmörders Amon Göth, und Oswald Bouska, ein "Gerechter unter den Völkern" gehen Andrzej Selerowicz und Winfried R. Garscha der Art, wie Menschen Handlungsspielräume unter den Verhältnissen von Besatzungsterror und Massenmord nutzten, in Form von biographischen Skizzen zweier Wiener SS-Männer nach.

 

 

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24. 8. 1944
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26. 8. 1944
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Andrzej Selerowicz / Winfried R. Garscha

Franz Grün, "rechte Hand" des Massenmörders Amon Göth, und Oswald Bouska, ein "Gerechter unter den Völkern"
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