Der gebrochene Eid als Voraussetzung für die Rettung vor Tod und Zerstörung: Major Biedermann, Hauptmann Huth, Oberleutnant Raschke - und der Mut Lotte Rohrers
Die Fotos der Hinrichtung der drei Offiziere Karl Biedermann, Alfred Huth und Rudolf Raschke in Floridsdorf sind eine Art Bild-Ikone für den NS-Terror bis zur letzten Minute - aber auch für die Bemühungen, der Stadt Wien die sinnlosen Zerstörungen in der Endphase des Krieges zu ersparen.
(Foto: DÖW)
Trotz des von ihnen geleisteten feierlichen Gelöbnisses, das sie zu absolutem Gehorsam verpflichtete, verweigerten insbesondere in der Endphase des Krieges manche Wehrmachtsoffiziere die Befolgung verbrecherischer Befehle und versuchten vor allem - entgegen Hitlers "Nerobefehl" - die Städte kampflos zu übergeben. So nahm auch der Wiener Major Carl Szokoll im Auftrag Österreich-patriotischer Offiziere Kontakt mit der Roten Armee auf. Die Gruppe wurde verraten, mehrere ihrer Mitglieder am 7. April 1945 verhaftet.
Lotte Rohrer, Chefsekretärin Szokolls: Ihre Geistesgegenwart rettete vielen das Leben.
(Foto: Privatbesitz)
Die Aktion [= Verhaftung] erfolgte gegen 8 Uhr früh; und die Sekretärin des Majors Szokoll, zugleich Verlobte des Hauptmanns Huth, saß gerade in ihrem Büro und nähte weiße Fahnen. Sie hatte noch die Geistesgegenwart, vor den Augen der SS-Leute die schriftlichen Unterlagen der Verschwörung in einem kleinen "Kanonenofen" als Unterzündmaterial zu verbrennen - nach einer höflichen Frage an die SS, ob sie wenigstens Tee kochen dürfe. Als dann mitten während der Verhaftungsaktion Szokoll anrief, griff sie schnell zum Hörer, sprach den Major mit "gnädige Frau" an und warnte ihn, ohne dass die daneben stehenden SS-Männer begriffen, was gespielt wurde.
(Hellmut Andics)
Szokoll entkam den Machthabern, aber noch am 8. April 1945 wurden Karl Biedermann, Alfred Huth und Rudolf Raschke in Floridsdorf Am Spitz gehenkt.
Links: Rudolf Raschke (1923 - 1945), Wehrmachtsoffizier, ab 8. Februar 1945 dem Generalkommando Wien zugeteilt
(Foto: DÖW)
Oben: Auch der "Kampfkommandant" von Gotha in Thüringen, der aus Graz stammende Wehrmachtsoffizier Oberstleutnant Josef Ritter von Gadolla, versuchte - erfolgreich - die ihm anvertraute Stadt vor der Zerstörung zu retten. Gadolla selbst jedoch wurde noch am 5. April 1945 in Weimar hingerichtet.
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