Die Wiener deutschnationalen Korporationen sehen sich angesichts der heftigen Kritik an ihren Plänen zum 8. Mai (siehe: Neonazis mobilisieren für den 8. Mai ») veranlasst, eine Imagekorrektur zu versuchen. Aber auch mit dem Strafgesetz soll gegen KritikerInnen vorgegangen werden. So hat der mitveranstaltende Ring Volkstreuer Verbände eine "Strafanzeige" gegen die SPÖ-PolitikerInnen Doris Bures, Michael Häupl und Josef Cap eingebracht. Diese hätten mit ihren Warnungen vor einem neuerlichen Neonazi-Aufmarsch in Wien den Tatbestand der Verleumdung erfüllt.
Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete und "Alte Herr" der Wiener Burschenschaft Olympia, Martin Graf, behauptet in seiner Eigenschaft als Sprecher der rasch gegründeten Burschenschafter-Initiative SOS Grundrechte und Demokratie, "die Korporationen [seien] in Österreich von 1938 bis 1945 verboten gewesen". Tatsächlich wurden 1938 die katholischen und einige liberale Korporationen verboten, die österreichischen Burschenschaften hingegen lösten sich feierlich selbst auf und gliederten sich zum Großteil als "Kameradschaften" in den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund ein. Schon 1933 hatten sie in ihrem Verbandsorgan Burschenschaftliche Blätter die Machtergreifung der Nationalsozialisten begrüßt: "Was wir seit Jahren ersehnt und erstrebt und wofür wir im Geiste der Burschenschaft von 1817 jahraus, jahrein an uns gearbeitet haben, ist Tatsache geworden." Die Wiener Burschenschaft Bruna Sudetia sah noch 1971 den "Anschluss" als Verwirklichung des "Traum[es] der Deutschen Burschenschaft vom großen Reiche aller Deutschen".
Die Olympia, die schon 1933 das "Führerprinzip" übernommen hatte, wurde nach der "Heimkehr ins Reich" als Kameradschaft Johann Gottlieb Fichte in den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund überführt. Zu diesem vermeintlichen "Verbot" heißt es in der "Festschrift" der Olympia mit dankenswerter Offenheit: "Bei der eindrucksvollen Feier im großen Konzerthaussaal anlässlich der Überführung der waffenstudentischen Korporationen in die Gliederungen der NSDAP wurden die Farben das letzte Mal in der Öffentlichkeit getragen."
Verboten wurden zahlreiche "deutsche" Burschenschaften in Österreich tatsächlich mehrmals: 1896, nachdem sie sich mit den "Waidhofener Beschlüssen" auch formal auf den "antisemitischen Standpunkt" gestellt hatten, 1933/34, als sie als Auffangbecken der verbotenen NSDAP dienten, 1945, weil sie von den Alliierten als Brutstätte nationalsozialistischer Gesinnung erkannt wurden. Die Olympia sah sich aufgrund ihrer damaligen Verstrickungen in den Südtirolterror und Neonazismus zudem zwischen 1963 und 1974 mit einem Verbot konfrontiert.
Neben der ideologischen Ausrichtung verhindert das Lebensbundprinzip, das die Generationen aneinander bindet, eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit zahlreicher "Alter Herren". So hält die Grazer Burschenschaft Arminia das Andenken an Bundesbruder Ernst Kaltenbrunner - als einer der Haupttäter des NS-Vernichtungswerkes in Nürnberg hingerichtet - bis heute hoch. Der Euthanasiearzt und erste Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka, Irmfried Eberl, wird immer noch als "Alter Herr" der Innsbrucker Germania geführt. Ein anderer Kriegsverbrecher, der zu lebenslanger Haft verurteilte Rudolf Heß, wurde 1987 vom Dachverband Deutsche Burschenschaft in Österreich (DBÖ) gar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Hingegen wurde es 1955 in den Burschenschaftlichen Blättern abgelehnt, "'Widerständler' aus unseren Reihen zu benennen und sie als Schild zu missbrauchen". In der Grazer Aula verschloss man sich noch 1973 gegenüber den Versuchen, "einen nationalen Widerstand zu konstruieren".
In einer Resolution von deutschnational-korporierten FPÖ-Politikern wird nicht nur die Legende vom Verbot wiederholt, sondern auch behauptet, die Burschenschaften würden in ihrer Allgemeinheit keine "extremistische[n] Standpunkte" vertreten und befänden sich seit jeher und "in Zukunft in der Mitte unserer Gesellschaft". Die österreichischen Polizeibehörden sehen das allerdings anders: Der "Jahreslagebericht Rechtsextremismus" des Innenministeriums erwähnt für das Jahr 1994 "zwei Wiener und eine Innsbrucker Burschenschaft [...] als Kaderschmiede nationaler und rechtsextremer Gesinnung". Im Bericht 1999 heißt es, dass von mehreren österreichischen Burschenschaften "ein unterschwelliger und verklausulierter Rechtsextremismus ausgeht. Die Agitation dieser Studentenverbindungen lässt auch den Versuch erkennen, auf Umwegen eine gewisse Akzeptanz für nationalsozialistisches Gedankengut zu schaffen". Und ein Jahr später kündigen die Behörden ebendort an, dass der von mehreren "Burschenschaften unterschwellig ausgehenden rechtsextremen Ideologieverbreitung [...] im Sinne des Sicherheitspolizeigesetzes weiterhin besonderes Augenmerk zugewendet" werde.
Angesichts der Bilder vom 13. April, als am Heldenplatz Neonazis gemeinsam mit Burschenschaftern demonstrierten (siehe: Rechtsextreme und Neonazis demonstrieren in Wien »), sieht sich Gernot Stefan für die Wiener Korporationsring(WKR)-Vorsitzende Olympia gezwungen zu betonen, dass am 8. Mai "keinerlei Teilnahme von extremistischen Elementen geduldet" werde. Was derartige Aussagen wert sind, wird unter anderem daran deutlich, dass mit Claus Nordbruch ein vom deutschen Verfassungsschutz als Rechtsextremist qualifizierter Referent zur RFS(Ring Freiheitlicher Studenten)/WKR-Podiumsdiskussion eingeladen worden ist. Diese Diskussion soll nach dem Verbot an der Universität Wien und einer Doppelbelegung im Palais Palffy nun am Josefsplatz unter freiem Himmel stattfinden.
Nach dem Rückzug der Ankündigung der RFS/WKR-Aktivitäten auf den Internet-Seiten der neonazistischen Kameradschaft Germania dürfte in der Szene etwas Verwirrung herrschen. So fragt ein "GamerXP" im Internet-Forum des neonazistischen Nationalen Sturm (BRD), was denn nun genau geplant sei: "da wir aber einen ziemlich weiten weg nach wien haben wollt ich nur wissen ob es doch irgendeine veranstaltung gibt." Der Eintrag endet übrigens mit: "sieg heil!"