Im Einklang mit ihrem auf Breitenwirkung und Respektabilität angelegten strategischen Ansatz üben Identitäre laut Selbstdarstellung physische Gewalt nur defensiv aus. Das eminente (auch physische) Gewaltpotenzial, das in der identitären Kernphantasie einer globalen ethnischen "Entmischung" enthalten ist, bleibt von diesem Vorsatz freilich unberührt. Auch wird er nicht immer durchgehalten, wie Vorfälle rund um identitäre Demonstrationen und Störaktionen zeigen. Tatsächlich entspricht die Anwendung (auch) physischer Gewalt der militanten/"wehrhaften" Grundhaltung der Gruppierung, die u. a. in der exzessiven Verwendung von Kriegs- und Kampfmetaphern Ausdruck findet. Offenkundig ist ferner die vom historischen Faschismus bekannte Todesfaszination bzw. -sehnsucht. So wird etwa der Jugendslogan "YOLO/You only live once" von Identitären (wie im Übrigen auch von ihnen nicht nur in diesem Punkt weltanschaulich verwandten Djihadisten) in "YODO/You only die once" abgewandelt.
Vermeintliche "Selbstverteidigungskurse", wie sie von mehreren IBÖ-Landesorganisationen teils in öffentlichen Parks durchgeführt werden, unterstreichen die eigene Kampfbereitschaft. Diese findet Würdigung etwa in der rechtsextremen deutschen Zeitschrift Zuerst!: "Die jungen Identitären zeigen, dass es ihnen ernst ist, sich für kommende Konflikte zu wappnen. Wie auf Videos zu sehen, führen sie Sommerlager durch, auf den Sport getrieben und Selbstverteidigung trainiert wird." Dass es dabei keineswegs nur um Selbstverteidigung geht, belegt etwa das wiederholte Kokettieren mit Übergriffen gegen Frauen – u. a. durch die Ankündigung von "Besuchen" in Frauenhäusern und die Produktion von Aufklebern mit dem Slogan "Streetfight Experience since 1529". Nicht zuletzt lassen die identitäre Selbstwahrnehmung als "letzte Generation", die den Niedergang des "Abendlandes" abwenden könne, und die damit verbundene Rhetorik der "letzten Chance" auf ein Potenzial zur gewaltsamen Radikalisierung schließen, das in vereinzelten gewaltsamen Übergriffen auch bereits sichtbar wurde.
Die Nennung von AutorInnen in rechtsextremen Publikationen bedeutet nicht, dass alle Genannten als RechtsextremistInnen qualifiziert werden. Gleiches gilt für die in dieser Rubrik angeführten Gruppen: Nicht jede Organisation oder Partei mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus ist selbst als rechtsextrem einzustufen.
Rechtsextremismus wird in keiner Weise mit Nationalsozialismus, Neonazismus oder Neofaschismus gleichgesetzt.
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