Vergangene Woche tauchte Gerd Honsik erstmals seit Längerem in österreichischen Medien auf (orf.at/stories/2385217/2385230/). Grund war eine auf facebook geschaltete Anzeige, die das Video einer Rede des bekannten österreichischen Neonazis bewarb (ausführliche Informationen zu Honsiks politischer Biographie: Wilhelm Lasek, Funktionäre, Aktivisten und Ideologen der rechtsextremen Szene in Österreich, S. 44-52 / PDF). Honsik ist auf facebook sowohl mit einem persönlichen Account als auch mit einer sein Internetradio bewerbenden Seite präsent. Weiters bespielt er eine Website und einen youtube-Account mit seinen über Jahrzehnte kolportierten kruden Thesen. Als Generalthemen firmieren dabei unter anderem die verschwörerischen Praxen böser Hintergrundmächte und das Deutsche Volk als paradigmatisches Opfervolk der Menschheitsgeschichte. Im Glauben, so einer Strafverfolgung zu entgehen, leugnet Honsik im jüngsten HALT den Holocaust nicht gänzlich, sondern beschränkt sich weitgehend darauf, ihn über Zitate Dritter infrage zu stellen, seine Offenkundigkeit (d. h. die Überflüssigkeit, seine Faktizität in Verbotsgesetzprozessen nachzuweisen) in Abrede zu stellen, ihn über die Erfindung eines noch viel gewaltigeren Völkermordes an Deutschen zu relativieren oder die Leugnung auf (jedoch maßgebliche) Teilaspekte des Holocaust zu beschränken. Zu Letzteren zählen etwa das Vorliegen eines systematischen Vernichtungsplans des NS-Regimes oder die Existenz von Gaskammern außerhalb der besetzten polnischen Gebiete (vgl. HALT Nr. 152, S. 1). Der Inhalt der eingangs erwähnten Rede, die dem Redetext nach zu schließen vor neonazistischem Publikum gehalten wurde, bewegt sich noch in einem rechtlichen Grenzbereich, wobei das Video an mehreren Stellen bearbeitet wurde – mutmaßlich, um potenziell strafbare Passagen zu entfernen.
Neben einer monatlichen Radioansprache und wöchentlich erscheinenden Online-Kommentaren verbreitet der 2011 in Österreich vorzeitig enthaftete (siehe: Honsik vorzeitig entlassen) und zunächst in sein südspanisches Exil zurückgekehrte Honsik nach wie vor auch sein Hetzblatt HALT (siehe dazu: Volksbewegung / auch: Ausländer-Halt-Bewegung / Halt) als vierteljährlich erscheinenden Vierseiter. Örtlich hat Honsik seine Aktivitäten indes nach Ungarn verlagert (www.stopptdierechten.at/2016/07/27/honsik-nun-in-ungarn): seit Nr. 149 (Mitte 2016) wird HALT von einer Adresse in Sopron aus versandt. Ein ebenfalls in Ungarn eingerichtetes Konto wurde kurz nach der Bekanntgabe in HALT von der Budapest Bank wieder gekündigt, womit Honsik sich veranlasst sah, zu seiner früheren spanischen Bank zurückzukehren. Mit dem Wechsel nach Ungarn folgt Honsik dem Trend einer intensivierten Zusammenarbeit zwischen österreichischen und ungarischen Neonazis [siehe: Olympia, Blood Honour und die österreichisch-ungarische Achse) ebenso, wie er die jüngst ausgesprochene Einladung des ungarischen Premiers Viktor Orbán vorwegnahm. Dieser hatte im heurigen Februar, in seiner jährlichen Rede zur Lage der Nation, "verängstigten Politikern und Journalisten" und anderen "Menschen, die hier bei uns das Europa wiederfinden wollen, das sie zu Hause verloren haben", Ungarn als antiliberales Refugium angeboten (www.pesterlloyd.net/html/1706lagenation5.html).
In HALT wetterte Honsik in jüngerer Vergangenheit u. a. gegen Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter: dieser habe für seine vermeintliche Komplizenschaft mit dem Feind einen "Tag der Abrechnung" zu gewärtigen, an dem die Berufung auf einen Befehlsnotstand nicht hinreichen werde, "Ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen". (Nr. 150, S. 2) In der aktuellen Ausgabe (Nr. 152) richtet Honsik seine Abrechnungsphantasien auf Deutschland, dem er einen (Militär-)Putsch wünscht. Angesichts Angela Merkels Bekenntnis zu einem nicht-abstammungsbezogenen (völkischen) Volksbegriff müssten sich "die Bürger an jene Institutionen im Staat wenden [...], denen alleine das Gewaltmonopol zusteht", nämlich "die Bundeswehr, der Bundesgrenzschutz und alle Polizeikörper", und sie auf eine durch Merkels Aussagen eingetretene "Pflicht" hinweisen, "vom Widerstandsrecht Gebrauch zu machen. Ein kurzes und hartes Zupacken auch nur eines einzigen Bataillons, einer einzigen Polizeischule schon, könnte dem Spuk der Verräter ein Ende bereiten" (S. 1). Weiters bedauert Honsik, dass bei Demonstrationen gegen den Wiener Akademikerball die Polizei "vergeblich auf den Schießbefehl" warten musste, "um zumindest mittels Plastikschrot den Terror der Fremdherrschaft zu brechen" (S. 3).
Neben seiner Vortrags- und publizistischen Tätigkeit trat Honsik in letzter Zeit auch als Unterzeichner einer Parte für den deutschen Altnazi Rolf Hanno (in: Ein Fähnlein zur Erhaltung von Tugend und Tradition, Nr. 2/2016, S. 33) in Erscheinung, richtete einen Brief bezüglich des vermeintlichen "Mauthausen-Betrug(s), die dortige 'Gaskammer' betreffend", an den Grünen-Abgeordneten Karl Öllinger und erstattete Anzeige gegen Bundespräsident Alexander van der Bellen, da dieser "Verfassungsbruch" begangen habe (HALT Nr. 152, S. 1 f. bzw. 4).
Sorgen bereitet Honsik auch der Zustand der Freiheitlichen Partei Österreichs, namentlich deren für sein Dafürhalten zu opportunistische Positionierungen in Sachen Verbotsgesetz, Geschichtspolitik, Israel und EU. Ob Honsik seine noch 2013 ausgesprochene Wahlempfehlung für die FPÖ (siehe: Neue Homepage von Gerd Honsik) bei den kommenden Nationalratswahlen wiederholt, scheint insofern ungewiss, solange nicht "ein nüchterner Mann aus der zweiten Reihe ins erste Glied tritt" und "unsere FPÖ noch rechtzeitig erlöst" (Nr. 152, S. 3).