Der freiheitliche Astrologe Heinz Fidelsberger behauptet in dem FPÖ-nahen Wochenblatt Zur Zeit, der Vorwurf des Antisemitismus sei ein "verbales Verbrechen" (Zur Zeit 48/2003, S. 3). Um diese Behauptung zu belegen, strapaziert er die rassistische Rede von den Arabern als "Semiten". Demgegenüber seien die "Juden wie Wiesenthal, Sharon, Friedmann, Wiesel und andere [...] keine Semiten", sondern "Chasaren" oder "Ostjuden". Also könne auch nicht von Antisemitismus gesprochen werden, wenn man wie Fidelsberger behauptet, dass die "Juden überall auf der Welt [...] heute in der Presse und Finanz, aber auch in politischen Gremien überproportioniert sind". Wie überhaupt "jeder, der absichtlich oder unabsichtlich irgendein nicht passendes Wort über die Ostjuden zu sagen wagt, [...] als Antisemit gebrandmarkt" werde.
In einem Kommentar zu den islamistisch motivierten Anschlägen in der Türkei deutet Helmut Müller an, dass diese auf das Konto von (US-amerikanischen, israelischen oder türkischen) Geheimdiensten gingen. Angesichts der vermeintlichen Tatsache, dass der Terror "wieder einmal zur rechten Zeit" oder "wie bestellt" kam, erkennt Müller "Parallelen zum 11. September". (Ebenda) Keinen Zweifel lässt Müller auch an den angeblichen Nutznießern des Terrors, die im nächsten Gedankenschritt dann zu dessen Urhebern werden: "Tatsächlich, wo stünde denn Bush ohne sein terroristisches Gegenüber, und wo stünden erst recht die US-Rüstungskonzerne? Und lenkt dieser Terror nicht auch immer wieder von Scharons großisraelisch orientierten Beutezügen ab?" Gleichsam seinen eigenen Andeutungen zum Trotz behauptet Müller, "keineswegs Verschwörungstheorien das Wort" reden zu wollen.
Im Glauben, sich so nicht angreifbar zu machen, bietet Zur Zeit einmal mehr Moishe A. Friedman, der von sich selbst behauptet, "Oberrabbiner der orthodoxen jüdischen Gemeinde" in Wien zu sein, Platz für seine wirren Ansichten. So bezeichnet dieser im Interview die Palästinensergebiete als "ein riesiges Konzentrationslager" und Theodor Herzl als "geistige[n] Vater jener Entwicklung, die zum Holocaust führte". (Ebenda, S. 22) Friedman geht aber noch einen Schritt weiter und macht offen dem Antisemitismus Marke Möllemann oder Hohmann die Mauer: Diese hätten nur von ihrer "Meinungs- und Redefreiheit" (ebenda, S. 23) Gebrauch gemacht. Wie Fidelsberger ein paar Seiten davor, betont er, dass ein "Großteil der Zionisten [...] nicht einmal jüdischer Abstammung [ist], während die Araber doch ohne Frage Semiten sind". (Ebenda) Friedman, der alle Juden und Jüdinnen, welche nicht seine kruden Ansichten teilen, zu "Zionisten" oder "Gottlosen" erklärt, behauptet schließlich, diese würden "international aus Geschäfts- und Machtinteressen die Holocaust-Industrie [betreiben]." (Ebenda) Mit Aussagen wie diesen bedient der von Rechtsextremen instrumentalisierte Friedman antisemitische Ressentiments.