Johann Petschnig (Krištof), geb. 1924 in Vellach/Bela als Keuschlerssohn. Politischer Aktivist der Kärntner PartisanInnen.

Nach 1945 Schlosser.

Verstorben.

Nach dem Krieg bekamen dann die domobranci, die Nazis, alle Arbeit bei den Engländern. Ich komme einmal nach Eisenkappel, da tritt ein Inspektor auf mich zu, der hatte das Verdienstkreuz an der Brust hängen, das EK2 und alles, was sich der Teufel an Hitlerauszeichnungen auf die Brust heften konnte. Ich sage zu ihm: "Wir haben ja gegen das Zeug gekämpft, und jetzt wollen wir von dem Zeug nichts mehr wissen." - "Was? Ruhig, das kann ich ja noch immer tragen", wehrte er sich dort mit seinen Auszeichnungen. "Darüber werden wir aber woanders reden." Ich erzählte das dann den Engländern, und drei Tage später waren diese Auszeichnungen weg, er musste sie abnehmen. So war das noch nach dem Krieg. Oder in G. zum Beispiel, da war ein P. Wir wussten, wie grausam er während des Krieges mit den Engländern umgesprungen ist. Die sprangen mit dem Fallschirm ab, wir haben das von weitem beobachtet. Ich bat ein Mädchen: "Geh nach G. schaun, was mit den Engländern passiert ist." Die einen kamen schon über die Drau, zwei nahmen aber die Deutschen bei der Petzen gefangen, einer von den beiden war verletzt. Das Mädchen erzählte mir, wie grässlich sie mit dem Verletzten umgesprungen sind. Dass sie ihn dort getreten haben und der englische Pilot nach Wasser geschrien hat, der P. hat Most dort gehabt und ihm ins Gesicht geschüttet. "Da hast, da hast, du Scheißaristokrat" oder so ähnlich hat er zu ihm gesagt. Dieser englische Pilot ist sowieso gestorben, der P. war aber der Höchste bei der Gendarmerie in G. Ich ging nach dem Krieg wieder dorthin, und da war der Mensch schon wieder Inspektor. Ich ging nach dem Krieg öfter hin, weil ich die Leute, die ich kannte, besucht habe. Die FSS, das war die englische Polizei, gab dann aber eine Verordnung aus, wonach sich die Partisanen zweimal pro Woche bei ihnen zu melden hätten. Die Nazis nicht. Ich bin einmal nicht gegangen und das nächste Mal fragten sie mich, warum ich mich nicht gemeldet hätte. Da sagte ich aber: "Das kommt ja gar nicht in Frage, dass ich mich als Widerstandskämpfer bei euch melde und die Nazis nicht, ja wo sind wir denn überhaupt?" Diese FSS-ler konnten ja Deutsch. Dann sagte ich: "Eine Schande" und ich erzählte ihnen von dem P. und wie der mit einem ihrer Leute umgesprungen ist. "Dieser Mensch ist noch heute bei euch", sagte ich. Kurze Zeit später kommt ein Kombi mit Engländern zu mir und wir fuhren nach G. Ich sagte: "Da hinein gehe ich aber nicht, gehts selber hinein, ihr habt ja die Uniformen." Dann ging ein Engländer allein hinein und weiter weiß ich nicht, was passiert ist, vermutlich haben sie den P. hinausgeschmissen. Wieder kurze Zeit später bestellt mich ein englischer Major zu sich nach Völkermarkt und bietet mir an, für sie zu arbeiten. "Das können Sie nicht von mir verlangen." Die hatten ja auch ihre Geheimpolizei. Ich hätte bei den Slowenen für sie schnüffeln sollen, auf Veranstaltungen, ihnen erzählen, was so geredet worden ist. "Das könnt ihr euch wer weiß wohin schreiben", ich wollte ja nicht. Wenn ich darauf eingegangen wäre, dann wäre mein Leben anders verlaufen. Die sind später alle in den Staatsdienst aufgenommen worden. Aber ich wollte nicht, deswegen kam ich auch nirgendwohin. Ich musste mich selber zurechtfinden.

Wenn du bei den Partisanen warst, dann haben sie dich nur behindert, eine bessere Arbeit hast du gar nicht bekommen, deswegen ließ ich alles liegen und stehen und bin nach Tirol, um nichts mehr zu sehen. Und die, die bis zum Ende geglaubt haben, dass der Nationalsozialismus gewinnen wird, die haben sich am Anfang ein bisschen gefürchtet, aber dann haben sie sich schnell wieder zurechtgefunden. Die Engländer steckten alle in die Amtsstuben zurück und sie hatten wieder alle Macht. Ein paar von ihnen brachten sie noch nach Wolfsberg, dann ließen sie sie frei und vorbei war es. [...]

Niemand kann behaupten, dass ich nicht für Österreich gekämpft habe. In Jugoslawien gab es ja auch solche, die gegen den Faschismus gekämpft haben. Das war ja nicht die Frage, ob für Österreich, ob für Jugoslawien. Der Kampf ging gegen den Faschismus, darum, Hitler zu vernichten. Freilich, ich habe mir den Empfang in der Gesellschaft ein bisschen anders vorgestellt. Ein bisschen dachte ich schon, dass es mir dafür im Leben etwas besser gehen würde, dass ein klein wenig Anerkennung da sein wird. Aber trotz allem hin ich noch heute stolz darauf, dass ich nicht auf der falschen Seite gekämpft habe, und das sage ich auch.

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