Der rechtsextreme Aula-Verlag schmückt sich mit der Autorenschaft des Präfekten der Glaubenskongregation im Vatikan, Kardinal Joseph Ratzinger. In seinem Beitrag "Freiheit und Wahrheit" im eben erschienenen Aula-Werk "1848 - Erbe und Auftrag" beschäftigt sich der Kardinal unter anderem mit dem seiner Ansicht nach falschen Freiheitsbegriff der Gegenwart. "Ein Verständnis von Freiheit, das als Befreiung nur immer weitere Auflösung von Normen und die ständige Ausweitung individueller Freiheit bis hin zur völligen Befreiung von aller Ordnung ansehen mag, ist falsch", klagt der Theologe.
Als Herausgeber des Sammelbandes fungiert Aula-"Schriftleiter" Otto Scrinzi, ehemaliger SA-Sturmführer, Ex-NSDAP-Mitglied und -FPÖ-Nationalratsabgeordneter. Mitherausgeber ist der umtriebige deutsche Rechtsextremist und Burschenschafter Jürgen Schwab, der Erwähnung im Nordrhein-Westfälischen Verfassungsschutzbericht 1997 findet. Das Buch stellt einen publizistischen Höhepunkt in den Instrumentalisierungsversuchen der Revolution von 1848 seitens deutsch-österreichischer Rechtsextremisten dar.
Schwab widmet sich in seinem Artikel einmal mehr der angeblichen Zensur durch die "gegenwärtige demokratische Meinungsdiktatur": "Kommunikationskontrolle findet in modernen Demokratien vielfältig ('pluralistisch') statt: vom Vermieter und dem Arbeitgeber angefangen, die aufgrund von Mediendenunziation 'Rechtsextremisten' PC-gemäß den Miet- bzw. Arbeitsvertrag kündigen, [...] bis hin zum BRD 'Verfassungsschutz' sowie dem sich im Anschein einer Halbstaatlichkeit sonnenden 'Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes' (DÖW), die in ihren denunziatorischen 'Berichten' politisch Andersdenkende - vornehmlich nationaler Denkweise - an den Pranger gutmenschlicher Öffentlichkeit stellen."
Natürlich ist dem Autor auch das NS-Verbotsgesetz als Zensurwerkzeug ein Dorn im Auge. So beklagt Schwab, daß die politische Zensur in Österreich "über die einschlägig bundesdeutsche noch einen Schritt hinausgeht, indem sie alles unter Strafe stellt, was großdeutsche Propaganda ist oder etwa nach staatlichem 'Anschluß' an die nördlichen deutschen Schwestern und Brüder riecht (sogenanntes 'NS-Verbotsgesetz': § 3 g und 3 h österreichisches Strafgesetzbuch)".
Weitere Autoren:
Hans Ulrich Kopp, Mitglied in der Burschenschaft Danubia München und im Witikobund, ehemaliger Mitarbeiter der Jungen Freiheit (JF). Die JF trennte sich 1995 von Kopp im Zuge einer versuchten Frontbegradigung gegenüber offenem Rechtsextremismus.
Georg Franz-Willing, Referent beim Institute for Historical Review (IHR), einer in den USA agierenden neonazistischen Vereinigung von "Revisionisten" und bei Scrinzis Splittergruppe Kulturwerk Österreich, einer Vorfeldorganisation des österreichischen Rechtsextremismus.
Helmut Müller, Schriftleiter der österreichischen Vereinszeitung Eckartbote, herausgegeben von der rechtsextremen Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM), und Redakteur von Zur Zeit.
Herwig Nachtmann, Burschenschaft Brixia, vormaliger Aktivist der neonazistischen Nationaldemokratischen Partei (NDP) und Mitarbeiter des Aula-Verlags. 1996 wurde Nachtmann als Geschäftsführer des Aula-Verlags rechtskräftig wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt.
Werner Pfeifenberger, Professor an der FH Münster, Referent beim Kulturwerk Österreich. Er verlor 1998 einen Prozeß gegen einen Wiener Journalisten, der in Pfeifenbergers Aufsatz für das Jahrbuch der FPÖ 1995 "Nazitöne" und "Nazidiktion" geortet hatte.
Karl Richter, von 1991 bis 1997 Chefredakteur der deutschen rechtsextremen Monatspostille Nation (und) Europa, Referent bei der letzten Tagung (Oktober 1998) der "Politischen Akademie" der rechtsextremen Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP).
Wolfgang Strauß, führender Theoretiker der nationalrevolutionären Strömung im deutschen Rechtsextremismus, Redaktionsmitglied in Nation (und) Europa, Referent bei zahlreichen rechtsextremen Organisationen (AFP, Gesellschaft für freie Publizistik, Nationalistische Front u. a.).
Neubauer Werner, Burschenschafter und FPÖ-Gemeinderat in Linz.
Martin Pabst, deutschnationaler Korporierter, zwischen 1990 und 1994 Vorsitzender des Hilfskomitees Südliches Afrika (HSA), einer rechtsextremen Lobby deutscher Arpartheids-Befürworter. Daneben trat er als Vortragender bei der deutschen Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) und Autor in zahlreichen rechtsextremen Medien in Erscheinung.
Walter Marinovic, freiheitlicher Kulturkämpfer, Referent bei der AFP und beim Kulturwerk Österreich.
Ulf Leinweber, "Alter Herr" der Grazer Burschenschaft Cheruskia.
Lothar Höbelt, FPÖ-Historiker, Autor in Zur Zeit.
Helmut Gollowitsch, vormaliger NDP-Aktivist und Mitglied der Linzer Burschenschaft Arminia Czernowitz, Aula-Autor und Referent bei der AFP und beim Kultuwerk Österreich.
Roland Girtler, a. o. Professor am Soziologieinstitut der Universität Wien, Mitglied des Wiener Corps Symposion und Aula-Autor.
Wolfgang Caspert, Lehrbeauftragter an der juridischen Fakultät der Universität Salzburg, Mitglied im Wiener Corps Saxonia und Aula-Autor.
Ferdinand Brunnbauer, Referent bei der AFP und beim Freundeskreis für Kultur und Zeitgeschichte in Schloß Hochscharten bei Waizenkirchen, einer Gruppe, bei der u. a. auch Personen aus der rechtsextremen und "revisionistischen" Szene als Referenten angekündigt werden (z. B. Robert Dürr, DI Wolfgang Fröhlich, Günter Rehak, Otto Scrinzi)
Bernhard R. Pilz, Universitätsbibliothekar in Salzburg, "Alter Herr" der Burschenschaft Olympia, Verfasser einer von der Österreichischen Landsmannschaft herausgegebenen Eckartschrift.
Reinhold Reimann, Obmann des Alpenländischen Kulturverbandes Südmark und Mitglied der Grazer Sängerschaft Gothia, Aula-Autor.
Wolf-Dieter Schröppe, deutscher Experte in Sachen völkischer Okkultismus, Referent u. a. beim Kulturwerk Österreich.