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Individuelle und organisierte Emigration

Dennoch gelang zwischen 1938 und 1941 rund 180 Österreicherinnen und Österreichern die Flucht auf den tropischen Archipel. Der überwältigende Teil der EmigrantInnen waren rassistisch Verfolgte, in geringem Ausmaß auch deren Ehepartner und in einigen wenigen Fällen politisch Oppositionelle. Die Einwanderung in das Inselreich unterlag der Immigrationsgesetzgebung der Vereinigten Staaten. Bedingung für die Einreise waren ein amerikanisches Visum und ein Affidavit. Eine entscheidende Rolle bei der Erlangung einer Einreisegenehmigung kam dem Jewish Refugee Committee in Manila zu, das einer individuellen Immigration ablehnend gegenüberstand und sich in Zusammenarbeit mit den Behörden ein beträchtliches Maß an Kontrolle über die Einwanderung sicherte. Als Prüfinstanz für Aufnahmeanträge erstellte das Komitee einen Katalog von Auflagen, die die KandidatInnen zu erfüllen hatten. Dieser bezog sich in erster Linie auf im Land benötigte Berufe, aber auch auf Alter und Gesundheitszustand. Erst vom Komitee positiv beschiedene Anträge bewirkten die Ausstellung eines Visums durch die amerikanischen Konsulate. Vermutlich wollte das Jewish Refugee Committee durch seine rigorosen Vorgaben die Behörden, von denen immerhin die Verwirklichung des Mindanao-Plans abhing, günstig stimmen.


Die "Wahl" der Philippinen zum Fluchtland kam häufig aufgrund von Arbeitsmöglichkeiten, die sich aufgrund persönlicher Kontakte ergaben oder die das Jewish Refugee Committee in Manila der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien bekannt gab, zu Stande. Einmal im Land und wirtschaftlich etabliert, war es den Flüchtlingen prinzipiell möglich, Familienangehörige nachzuholen. Nicht alle EmigrantInnen hatten jedoch vor ihrer Abreise mit dem Jewish Refugee Committee Kontakt aufgenommen. Es gibt Hinweise, dass Flüchtlinge auf der Route nach dem Zielhafen Shanghai in Manila von Bord gingen. Der Gedanke, auf dem Umweg über die Philippinen dem eigentlichen Zielland USA näher zu kommen, dürfte in vielen Fällen für eine Emigration auf den Inselstaat ausschlaggebend gewesen sein.

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