logo
logo

Die Euro-Rechte pilgert nach Österreich

Neues von ganz rechts - November 2001

Andreas Mölzer, bis vor kurzem kulturpolitischer Berater des Kärntner Landeshauptmannes Haider, plant schon seit mehr als einem Jahr, Vertreter rechtskonservativer und rechtsextremer Parteien Europas nach Österreich zu holen. Ein derartiges Gipfeltreffen soll den bis dato gescheiterten Versuchen des Aufbaus einer "Euro-Rechten" neuen Schwung verleihen. Zudem zieht der Erfolg der FPÖ und deren Regierungsbeteiligung Rechtsextreme aus ganz Europa an.

Anlässlich des vierjährigen Bestehens von Mölzers Wochenblatt Zur Zeit ("Österreich neu regieren": Steuergeld für Vorfeldorgan des Rechtsextremismus ») ist es nun so weit: Am 10. November findet ein "Jubiläumskongress" mit internationaler Beteiligung im Seminarhotel Burg Kranichberg (Neunkirchen-Gloggnitz/NÖ) statt. Das völkische Treffen steht unter dem Motto "Europas Rechtsparteien und die Medien" und wird laut Ankündigung durch ein Impulsreferat des FPÖ-Historikers und Zur Zeit-Kolumnisten Lothar Höbelt eröffnet. Zuvor soll noch Barbara Rosenkranz, ihres Zeichens FPÖ-Landtagsabgeordnete in Niederösterreich, Grußworte an die Versammelten richten. Am Nachmittag findet dann unter Mölzers Leitung eine Podiumsdiskussion "mit prominenten Ehrengästen der Rechtsparteien" statt. Die Zur Zeit-Herausgeber Johann Josef Dengler, John Gudenus (FPÖ-Bundesrat) und Mölzer versprechen nicht zu viel, wenn sie im Vorfeld behaupten, dass diese Ehrengäste "öffentliches Aufsehen erregen" werden.

Tatsächlich hat Mölzer ohne taktische Rücksichtnahme auf die Mutterpartei und die Regierung, die Zur Zeit mit mehr als 800.000 ATS fördert, einige führende Köpfe des europäischen Rechtsextremismus eingeladen. Neben einem nicht näher genannten "Vertreter aus Italien" und einem "hochrangige[n] Mitglied der FPÖ" sind als Diskutanten angekündigt:

  • der stellvertretende kroatische Verteidigungsminister a. D. Kresmir Cosic von der nationalistischen HDZ
  • der ehemalige Innensenator Berlins und rechte CDU-Flügelmann Heinrich Lummer, nebenbei Ehrenpräsident von Joachim Siegerists rechtsextremer Sammlung Die Konservativen
  • der als "Hoffnung der französischen Rechten" bezeichnete Bruno Megret, Vorsitzender des Mouvement National Republicain (MNR), einer Abspaltung von Le Pens Front National
  • der Vorsitzende des Vlaams Blok, Filip Dewinter
  • István Csurka, Führer der ungarischen Partei der Gerechtigkeit und des Lebens (MIÉP)

Es ist vor allem die Einladung des wütenden Antisemiten Csurka, die (international) für Aufregung sorgen wird. Zu Recht, wie ein Blick auf Csurkas jüngste Ausfälle beweist. So liest sich sein Kommentar zu den Terroranschlägen vom 11. September wie ein dazugehörendes Bekennerschreiben: "Die unterdrückten Völker der Welt konnten nicht die Erniedrigung durch die Globalisierung, die Ausbeutung und den in Palästina planmäßig durchgeführten Völkermord ohne einen Antwortschlag erdulden."

Im September warf Csurka in seinem Pamphlet "Einige Gedanken über Einkaufszentren, Quartiermacher und die Besetzung Ungarns" der vorangegangenen sozialistischen Regierung vor, sie hätte an der Spitze der ungarischen Nationalbank einen Manager "aus einer reformierten ungarischen Familie" durch einen Protegé "jüdischer Abstammung" ersetzt. Weiters behauptete er, der wegen seiner Beteiligung am Massenmord an den ungarischen Juden und Jüdinnen hingerichtete Nazi Zoltán Bosnyák sei nur wegen der Veröffentlichung einer Aufzählung "jüdischer" Millionäre in Ungarn verurteilt worden. Abgerundet wird Csurkas Hetzschrift durch eine Liste sämtlicher jüdischer Organisationen samt genauer Adressenangabe.

In der Ausgabe 26/2001 von Zur Zeit (S. 10) findet sich der Nachdruck eines Artikels von Csurka, in welchem er seine krude Weltanschauung zusammenfasst. Für Csurka ist Europa seit 1945 von der obligaten jüdischen Weltverschwörung entmachtet und (geistig) kolonialisiert worden. (Ungarischer Antisemit in Zur Zeit ») Hinter der internationalen Ablehnung der FPÖ-Regierungsbeteiligung stünde "ein außereuropäisches Land, Israel". Gegen diese "jüdische" Ablehnungsfront organisierte die MIÉP-Jugend am 13. Februar 2000 vor der österreichischen Botschaft in Budapest eine Solidaritätskundgebung, was übrigens in der Internet-Ausgabe der NS-Nachrichten (103/3, Frühling 2000) von der NSDAP/AO lobend erwähnt wird.

Aber nicht nur der "Führer" tut sich durch antisemitische Hetze hervor. Lóránt Hegedüs jun., ein Stellvertreter Csurkas an der Spitze der rechtsextremen MIÉP schrieb unlängst über Juden und Jüdinnen: "Vom Ufer des Jordans kommen sie wieder an das Ufer der Donau, um noch einmal den Ungarn einen Fußtritt zu geben. Deswegen höre du Ungar die einzige zum Leben führende Botschaft im 1000. Jahr des christlichen ungarischen Staates: Wirf sie hinaus! Denn wenn du es nicht tust, dann werden sie es mit dir tun." Ein anderer MIÉP-Politiker (Tibor Franka) beschrieb das Feindbild öffentlich in schlechtester Nazi-Manier: "ihre Nase rinnt, ihr Ohr befindet sich tiefer als ihr Nasenflügel und sie sind krummbeinig".

Dazu meinte Ministerpräsident Viktor Orban (Bund der Jungen Demokraten, FIDESZ) gegenüber der Süddeutschen Zeitung (3. November 2001): "Es ist Teil der ungarischen Polit-Folklore, dass die Linke jeden Nicht-Linken zum Antisemiten erklärt."

 

« zurück

 

Unterstützt von: