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Name russisch: Арнаутович Славолюб (Славко) Славолюбович
Geboren: 24.02.1921, Wien
Beruf: Fräser
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 08.08.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau
Verhaftet: 10.09.1941, Moskau
Anklage: antisowjetische Agitation
Urteil: 10 Jahre Gefängnis
Gestorben: 27.05.1942, Čistopol' (Tatarstan)
Rehabilitiert: 05.06.1991, Staatsanwaltschaft Moskau
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Kind
Schicksal: in der Haft umgekommen
Slavoljub Arnautović (Namensvarianten: Slavko Arnautovic, Arnautowitsch), der Halbbruder von Karl Arnautović, wurde 1921 in Wien geboren. Sein Vater Slavoljub Arnautović sen. war ein vermutlich aus Bosnien stammender Moslem. Slavoljub Arnautović jun. wurde 1924 zu seinen Großeltern mütterlicherseits nach Mähren verschickt, da der Vater in Wien seit 1923 keine Arbeit fand und die Eltern sich getrennt hatten. Die Mutter lebte mit dem aus tschechisch-jüdischem Milieu stammenden Karl Kafka zusammen, mit dem sie einen zweiten Sohn namens Karl hatte, der nach der formal nicht geschiedenen Mutter ebenfalls Arnautović hieß. Nach der Rückkehr nach Wien 1931 besuchte Slavoljub die tschechische Schule in Wien, da er nicht mehr Deutsch konnte. Karl Kafka war aktiver Schutzbündler, er flüchtete nach dem Februaraufstand 1934 in die ČSR. Die Brüder Slavoljub und Karl wurden nacheinander ebenfalls in die ČSR verschickt und bei Arbeiterfamilien untergebracht. Im August 1934 gelangten die Brüder im Rahmen eines Schutzbundkindertransports nach Moskau. Slavoljub besuchte zuerst die Karl-Liebknecht-Schule, dann eine russische Schule, die er 1938 abschloss. Danach wurde ihm ein Ausbildungsplatz als Fräser zugeteilt. Nach der Schließung des Kinderheims Nr. 6 kurz vor Kriegsbeginn 1939 erhielt Slavoljub (wie andere ehemalige Heimbewohner) eine finanzielle Unterstützung der MOPR (Международная организация помощи борцам революции, Internationale Rote Hilfe) da er als Lehrling im Werk sehr wenig verdiente. Gleichzeitig studierte er an der Arbeiterfakultät. Im selben Jahr hatte er einen Unfall im Betrieb und übersiedelte, da für ihn keine leichtere Arbeit zu finden war, zur Gänze an die Arbeiterfakultät des Betriebes, bis er 1941 ein Studium am 1. Moskauer medizinischen Institut aufnehmen konnte.
Slavoljub Arnautović wurde am 10. September 1941 wegen antisowjetischer Agitation verhaftet, u.a. wurde ihm vorgeworfen, Hitler und den Faschismus verherrlicht zu haben, Maßnahmen des Obersten Sowjets öffentlich kritisiert zu haben. Zu letzterem bekannte sich er schuldig, er sollte dafür mit zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. Ungewöhnlich ist, dass er im September 1941 acht Mal und im Dezember 1941 noch zwei Mal verhört wurde. Aus den Akten geht nicht hervor, ob das Urteil bereits in Kraft war, als Arnautovic nach offiziellen Angaben im Mai 1942 im Gefängnis Nr. 4 in Čistopol' (Čistaj, Tatarstan) an Colitis starb.
Die Mutter der beiden Brüder, Genoveva (Eva) Arnautović geb. Beneš (geb. 1901) war aktive Sozialdemokratin. Sie arbeitete als Angestellte der Krankenkasse und versuchte gleichzeitig zu studieren. Beides musste sie krankheitshalber 1928 aufgeben. Sie wurde wegen Betätigung für die Rote Hilfe im Herbst 1934 in Wien verhaftet und nach einigen Monaten in Haft in ihre tschechische Heimat abgeschoben. Sie konnte später nach Wien zurückkehren, wo sie erfolglos versuchte, die sowjetische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Nach Scheidung und Wiederverheiratung trug sie den Namen Baumgarten.
Quelle: DÖW, RGASPI, Familie
Siehe auch Ljuba Arnautovic, Slavko und Karli Arnautovic, in: Barry McLoughlin/Josef Vogl, ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer, Wien 2013, S. 134 ff.