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Mindanao - Hoffnung für Zehntausend

Die Philippinen als mögliches Zufluchtsland für Tausende vom nationalsozialistischen Regime Verfolgte - diese Hoffnung erfüllte in den Jahren 1939 bis 1941 auch in Österreich die Vertreter der jüdischen Gemeinde auf ihrer verzweifelten Suche nach Emigrationsmöglichkeiten für ihre Schutzbefohlenen. Nachdem spätestens die zur Lösung der Flüchtlingsfrage einberufene Konferenz von Evian (6. bis 14. Juli 1938) gezeigt hatte, dass die Staaten der westlichen Welt nicht bereit waren, ihre Grenzen zu öffnen, wurde nach alternativen Rettungsmöglichkeiten gesucht. Eine mögliche Antwort schien in der kollektiven Ansiedlung von Flüchtlingen in unterentwickelten Regionen Lateinamerikas, Afrikas oder Asiens zu liegen. Noch im selben Jahr kam es zu einer Reihe von Kontakten zwischen Repräsentanten amerikanischer Hilfsorganisationen und der jüdischen Gemeinde in Manila sowie Behördenvertretern der USA und der Philippinen, um die Bedingungen einer Ansiedlung jüdischer Flüchtlinge in großem Maßstab zu sondieren.

Der Inselstaat im malaiischen Archipel war zu jener Zeit amerikanischer Commonwealth, das entsprach dem Status zwischen Kolonie und der für 1946 vorgesehenen Entlassung in die Unabhängigkeit. Präsident Manuel Quezon stellte die Aufnahme von 10.000 Flüchtlingen (zunächst war von 30.000 und mehr die Rede gewesen) im Rahmen eines groß angelegten Kolonisationsprojekts auf der Insel Mindanao in Aussicht. Bedingung war, dass die Flüchtlinge den Behörden nicht zur Last fallen und ausschließlich in der Landwirtschaft tätig sein dürften. Dieses Einwandererkontingent sollte, wie Quezon wohl zur Beschwichtigung von Kritikern im eigenen Land ausführte, sukzessive "im Laufe vieler Jahre" aufgenommen werden.

Eine nach Mindanao entsandte amerikanische Expertenkommission kam in ihrem im Oktober 1939 vorgelegten Gutachten zu dem Schluss, dass eine Kolonisierung der Region Bukidnon wirtschaftlich sinnvoll sei, erstellte einen entsprechenden Kostenvoranschlag und schlug die Entsendung einer Pioniergruppe einschlägig qualifizierter Flüchtlinge zur Vorbereitung der Ansiedlung vor. Doch in dem Ausmaß, in dem sich die Realisierung des Mindanao-Plans in die Länge zog, verringerten sich die Chancen jener, die davon hätten profitieren können. Ab dem Frühjahr 1940 waren infolge der Kriegsereignisse die Mittelmeerhäfen geschlossen und die Philippinen nur mehr via Sibirien, Mandschukuo, Japan und Shanghai erreichbar, nach dem Überfalls Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941 war auch diese Route blockiert. Im November 1941, als bereits die Deportationszüge von Wien aus in Richtung Osten rollten, wurde über Juden ein generelles Ausreiseverbot aus dem Deutschen Reich verhängt. Der Ausbruch des Pazifik-Krieges im Dezember 1941 machte die Philippinen als Fluchtziel endgültig unerreichbar und bedeutete das Aus für das Projekt.

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