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Burschenschafter im Ministerium

Neues von ganz rechts - Jänner 2002

Im Gefolge freiheitlicher Regierungsbeteiligung rücken Angehörige des deutschnationalen Milieus verstärkt an die Schalthebel politischer Macht vor. Insbesondere den "nationalfreiheitlichen" Korporationen kommt dabei die Rolle von männlichen Seilschaften zu. Zuletzt sorgte die Tatsache, dass Justizminister Böhmdorfer mit Gerald Waitz ein Mitglied der Innsbrucker Burschenschaft Brixia zu seinem Pressesprecher gemacht hat, für Aufregung. Diese ist berechtigt, gehört die Brixia doch zum harten Kern der deutsch-österreichischen Burschenschafterszene.

Gegründet wurde diese Korporation 1876, und bereits 20 Jahre später wurde den Juden die Satisfaktionsfähigkeit abgesprochen, was gleichbedeutend mit der Einführung eines "Arierparagraphen" war. Aufgrund dieses Antisemitismus wurde die Brixia 1897 behördlich aufgelöst. Sie konnte zunächst jedoch als Rhaeto-Germania weiter bestehen. 1900 wurde aber auch diese wegen antisemitischer Hetze behördlich aufgelöst, worauf man sich in Ostmark umbenannte.

1952 wurde die Brixia als "Lebensbund deutschstämmiger Akademiker" reaktiviert. Im November 1961 schändete ein Brixe gemeinsam mit einem weiteren Burschenschafter (Suevia) den jüdischen Friedhof in Innsbruck. Die Brixia stellte zu Beginn der 60-er Jahre gemeinsam mit der Wiener Olympia das organisatorische Zentrum der zweiten, nun mehrheitlich rechtsextremistisch motivierten Terrorwelle in Südtirol dar. Auch die Mitte der 60-er Jahre gegründete (und 1988 behördlich aufgelöste) neonazistische NDP wurde von zahlreichen Brixen getragen (z. B. Herwig Nachtmann, Rudolf Watschinger). Am 8. September 1984 trat der Neonazi und NPD-Obmann Norbert Burger (Olympia) auf einer Festveranstaltung der Brixia auf. Die Bozener Staatsanwaltschaft vermutete auch hinter der Südtirol-Terrorwelle der 80-er Jahre ("Ein Tirol") namhafte "Brixen". Deutsche Burschenschafter hielten ihre Innsbrucker "Waffenbrüder" zunächst ebenfalls für militant: 1983 wollten sie der Brixia die Aufnahme in den deutsch-österreichischen Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) mit der Begründung, diese beheimate "Männer mit terroristischer Gesinnung", verwehren. Mittlerweile sind die Brixen jedoch in die DB aufgenommen worden. Im März 1988 verteilten Brixen die Aula-Broschüre "1938. Lüge und Wahrheit. Weder Opfer noch Schuld", welche auch mit dem Stempel der Brixia versehen wurde. Der rechtsextreme, zum Teil an NS-Wiederbetätigung gemahnende Inhalt und Stil dieser Schrift veranlasste den Senat der Universität Innsbruck, die Staatsanwaltschaft einzuschalten und über die Aberkennung des Titels "akademisch" für die Burschenschaft zu beraten. Diese Beratungen verliefen jedoch ergebnislos, auch die Staatsanwaltschaft sah keinen Anlass für weitere Ermittlungen. Ausgerechnet für den 9. November 1989 war ein Vortrag des rechtsextremen britischen Holocaustleugners David Irving auf der Bude der Brixia geplant. Da die Behörden jedoch über Irving ein Einreiseverbot verhängt hatten, mussten die Veranstalter ins benachbarte Bayern ausweichen. 1995 wurde ein prominentes Mitglied der Brixia nach dem NS- Verbotsgesetz verurteilt, ohne dass dies verbandsinterne Auswirkungen gehabt hätte.

Es ist nicht zu erwarten, dass die Kritik an der Bestellung von Waitz, der sich nicht von der Brixia distanzieren möchte, Konsequenzen haben wird. Böhmdorfer war ja selbst während seiner Studienzeit Aktivist der Burschenschaft Südmark, eines Ablegers der Silvania, welche wiederum Jörg Haider zu ihren Mitgliedern zählt. Der ehemalige Burschenschafter und liberale Politiker Helmut Peter meint über die Südmark: "Dort herrschte [...] ein rabiater Antisemitismus, das waren richtiggehende Extremisten." (zit. nach: Joachim Riedl: Der Dominator von Bad Goisern. Über die Versuchungen des jungen H., in: Scharsach, Hans-Henning (Hg.): Haider. Österreich und die rechte Versuchung, Reinbeck b. Hamburg 2000, S. 158)

 

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