Für den 20. November planen zum Wiener Korporationsring (WKR) zusammengeschlossene deutschvölkische Korporierte auf Initiative der Burschenschaft Olympia einen "Konrad-Lorenz Kommers" im Wiener Hotel Wimberger. In dessen Vorfeld wollen die "National-Freiheitlichen" auf einem Symposium mit der Frankfurter Schule als der "9. Todsünde" abrechnen.
Die rechtsextreme Begeisterung für Konrad Lorenz ist nicht neu: 1973 wurde er vom neonazistischen Deutschen Kulturwerk europäischen Geistes mit dem "Schiller-Preis" ausgezeichnet. Sie kommt auch nicht von ungefähr, war doch Lorenz ein begeisterter Parteigänger der nationalsozialistischen Idee der "Ausmerzung Minderwertiger". Ebenfalls nicht neu ist der Hass von Rechtsextremen auf die Kritische Theorie, von den Veranstaltern als "Verbindung von Neomarxismus und Psychoanalyse" entlarvt.
Als Redner zum Symposium geladen ist u. a. Rolf Kosiek. Dieser war in den 1970er Jahren Führungskader der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), daneben saß er damals im "wissenschaftlichen Beirat" der rassistischen Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung des Hamburger Neonazis Jürgen Rieger. Seit 1981 ist er führender Mitarbeiter des auf Holocaustleugnung abonnierten Grabert Verlages. Zehn Jahre später schaffte er es auf den Vorsitz der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP), der wohl bedeutendsten Lobby rechtsextremer Geschichtsfälscher. Kosiek, der auch Mitglied im revanchistischen Witiko-Bund ist, referierte u. a. beim mittlerweile behördlich aufgelösten Verein Dichterstein Offenhausen und beim nicht minder neonazistischen Deutschen Kulturwerk europäischen Geistes. Bereits 1983 machte Kosiek die Frankfurter Schule unter dem Pseudonym Rudolf Künast für die "Umweltzerstörung" verantwortlich. Dieses Jahr erschien in fünfter Auflage sein Machwerk "Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen". Die antisemitische Figur von der Zersetzung der "Volksgemeinschaft" durch (jüdische) Intellektuelle feiert hier fröhliche Urständ. So macht Kosiek die "dem deutschen Denken fremde[n]" Kritische Theorie für das "Einbringen dieses gefährlichen geistigen Giftes des Marxismus in den deutschen Volkskörper" nach 1945 verantwortlich. Ermöglicht habe dies die "Umerziehung", mit welcher vor allem die Angehörigen der Frankfurter Schule von den US-Alliierten beauftragt worden seien. Die aus dem US-amerikanischen Exil als "Sieger" zurückgekehrten Zersetzer haben laut Kosiek ganze Arbeit geleistet: eine "egoistische Spaß- und Genussgesellschaft" habe die gute alte "Volksgemeinschaft" abgelöst, "Fremde" könnten heute ungehindert "in den deutschen Volkskörper in Millionenzahl einströmen", es herrsche eine "völlige Vereinzelung und Bindungslosigkeit des Individuums", durch den "Ungeist der Verneinung, Bezweiflung und Verweigerung" sei die "Innenwelt" zerstört worden, anstatt einer "auf biologischen Grundlagen beruhenden Weltsicht" habe sich ein "Antibiologismus" durchgesetzt usw. Nicht nur ihren Hass auf alles "Deutsche", auch ihre Verantwortung für die Umweltzerstörung leitet Kosiek von der Tatsache ab, dass "fast alle führenden Vertreter der Frankfurter Schule dem Judentum entstammten": Ihre "Anti-Natur-Haltung" gründe "in der jüdisch-frühchristlichen Verneinung der Natur zugunsten eines rein rationalen, intellektuellen Weltbildes".
Neben Kosiek sind als Referenten am Symposium angekündigt: Prof. Dr. Otto Scrinzi, Doz. Dr. Friedrich Romig und Prof. Dr. Bernd Rabehl (FU Berlin), der auch die Festrede am abendlichen "Kommers" halten soll. Letzterer wanderte unter dem Stern des Antizionismus und Antiamerikanismus von links nach rechts: Der vormalige Hauptwortführer der antiautoritären Fraktion im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) scheut nach Auftritten im burschenschaftlichen Milieu mittlerweile nicht einmal mehr die Nähe zum Neonazismus. So war Rabehl für den 9. Oktober als Referent beim Deutschen Kolleg seiner vormaligen und nunmehrigen Gesinnungskameraden Horst Mahler und Reinhold Oberlercher angekündigt.