Eine Initiative von DÖW, UNIQA und Raiffeisen-Holding lässt bis 11. November Namen von Holocaustopfern auf der LED-Fassade des UNIQA-Towers aufleuchten.
Der UNIQA-Tower (Untere Donaustraße 21) als "Namensturm"
© UNIQA Gregor Bitschnau
In den Nächten vom 6. bis 11. November 2018 werden die Namen von 68 ermordeten Juden und Jüdinnen, die vor ihrer Deportation in den Häusern Ferdinandstraße 12-18 bzw. Untere Donaustraße 23-25 und damit auf dem Gelände der heutigen UNIQA gewohnt haben, sichtbar gemacht. Ihr Schicksal spiegelt das Schicksal eines Großteils der österreichischen Holocaustopfer wider: Der größte Teil der Personen wurde von Wien entweder in das Ghetto Theresienstadt (30 Personen) oder nach Maly Trostinec (15 Personen) deportiert. Fünf Personen, denen die Flucht aus Österreich gelang, wurden später aus Belgien und der Slowakei nach Auschwitz deportiert.
Die Leopoldstadt war vor dem "Anschluss" 1938 der Bezirk Wiens mit dem höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil. Zusätzlich konzentrierten die Nationalsozialisten ab 1939 die jüdische Bevölkerung durch massenhafte Zwangsumsiedlungen innerhalb Wiens entlang des Donaukanals, weshalb einzelne Adressen wie die Ferdinandstraße 18 oftmals vielen Jüdinnen und Juden als letzter Wohnort dienten.
Die Lichtinstallation startet am Dienstag, den 6. November zu einer symbolischen Uhrzeit, um 19.38 Uhr, in den folgenden Nächten dann jeweils mit Einbruch der Dunkelheit. Die Opfernamen laufen in einer 12-minütigen Endlosschleife über die LED-Fassade. Die einzelnen Buchstaben der Namen erstrecken sich dabei über vier Stockwerke des UNIQA Towers und sind so in einem Winkel von 360 Grad weithin sichtbar. Der UNIQA-Tower soll auch in den kommenden Jahren rund um den Jahrestag des Novemberpogroms zum "Namensturm" werden.
Basis dieser Gedenkinitiative ist das DÖW-Projekt MEMENTO Wien, eine digitalen Visualisierung der österreichischen Opferdaten. MEMENTO Wien ist ein für mobile Endgeräte (Tablets und Smartphones) optimiertes Online-Tool, das Informationen zu den Opfern der NS-Diktatur in weiten Teilen Wiens bietet: Über den Stadtplan rückt diese mobile Website die letzten Wohnadressen der Ermordeten sowie eine Reihe von Archivdokumenten und wo möglich Fotos zu Personen und Gebäuden in der Stadt in den Blickpunkt. Abrufbar sind Informationen zu den Bezirken Innere Stadt, Leopoldstadt, Landstraße, Wieden, Mariahilf, Neubau, Josefstadt, Alsergrund, Meidling, Penzing, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Floridsdorf.
MEMENTO Wien versteht sich nicht als abgeschlossenes Projekt, sondern soll vielmehr kontinuierlich um neue Informationen erweitert werden. Ab März 2019 wird MEMENTO Wien auch die Opfer der politischen Verfolgung berücksichtigen und die Geschichte von Widerstand und politischer Verfolgung an verschiedenen Punkten der Stadt sichtbar machen. Ziel ist ein lebendiges Archiv, das Einzelschicksale in der unmittelbaren Umgebung aufzeigt.
Memento Wien – durchgeführt vom DÖW und von Braintrust GmbH – wurde durch die Bezirksvorstehungen, den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, das Bundeskanzleramt der Republik Österreich, das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und den Zukunftsfonds der Republik Österreich finanziert.