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Nationalfreiheitlicher Antisemitismus

Neues von ganz rechts - Jänner 2012

Laut einem Bericht des Standard (30. 1. 2012) hat FPÖ-Parteiobmann Heinz-Christian Strache beim umstrittenen WKR-Ball ausgerechnet am Internationalen Holocaust-Gedenktag die Proteste gegen den Ball mit der "Reichskristallnacht" und die kritisierten Burschenschafter mit Juden verglichen. Der Geschäftsführer des Freiheitlichen Bildungsinstituts, Klaus Nittmann, soll Strache sekundiert haben: "Wer für diesen Ball arbeitet, der bekommt gleich den Judenstern aufgedrückt."

Diese halt- und geschmacklosen Vergleiche sorgten umgehend für einen empörten Aufschrei im gesamten demokratischen Lager, auch Rücktrittsforderungen wurden gegenüber Strache erhoben. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) brachte angesichts dieser mutmaßlichen Relativierung oder gröblichen Verharmlosung von NS-Verbrechen eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft ein. Von der FPÖ wurden die Reaktionen als "künstliche und lächerliche Empörung" abgewertet. Bei der Berichterstattung des Standard handle es sich um "bewusste Verdrehungen" und "gezielte Manipulationen", die Aussagen seien "völlig aus dem Zusammenhang" gerissen worden. (Die Presse, 31. 1. 2012).

In der ORF-ZiB 2 (31. 1. 2012) meinte Strache, er habe mit seinem Vergleich am WKR-Ball - den er jedoch nicht als solchen bezeichnet wissen will - nur deutlich machen wollen, dass nun auch freiheitlich Korporierte sich "vorstellen" könnten, "wie solche totalitären Massenpsychosen überhaupt zustande kommen". Der FPÖ-Obmann betrieb im ZiB-Interview die Gleichsetzung des Nationalsozialismus mit den antifaschistischen Protesten, dennoch bezichtigte er seine KritikerInnen und die WKR-Ball-GegnerInnen der NS-Verharmlosung, weil sie die nationalfreiheitlich Korporierten in Nazi-Nähe rückten.

Schon am 25. Jänner sorgte der Auftritt des (korporierten) Wiener FPÖ-Landtagsabgeordneten Wolfgang Jung im ORF-Club 2 für Aufregung. Auf den Hinweis des IKG-Präsidenten Dr. Ariel Muzicant, dass "sehr, sehr viele Mörder unserer Familien [...] aus Österreich [kamen]. Und sehr, sehr viele Burschenschafter [...] solche Mörder [waren] - Mörder unserer Familien", antwortete Jung nach kurzem Schweigen mit einer Gleichsetzung des Holocaust mit den Aussiedlungen der "Volksdeutschen" nach 1945: "Ich verstehe das - ich versteh' es deswegen, weil es in meiner Familie genauso gegangen ist. [...] Ich habe auch Ermordete in meiner Familie." Aber während der Ermordung der sechs Millionen Jüdinnen und Juden öffentlich gedacht werden könne, werde das Andenken an das Leid der "Volksdeutschen" nicht derart zugelassen. Auch würde Jung im Gegensatz zu Muzicant keinen Groll hegen: "Mein Vater hat mich schon als Jugendlicher dort mit hinaufgenommen und hat mir zwar gezeigt, was ihnen gehört hat und was ihnen gestohlen wurde, genauso wie Ihnen [Muzicant] gestohlen wurde. Aber er hat nie dagegen gehetzt, im Gegenteil. [...] Und das ist der Unterschied. Ich reagiere [...] nicht mit Hass."

Am offensten artikulierte den Antisemitismus einmal mehr die rechtsextreme Wiener akademische Burschenschaft Teutonia, die in einem Flugblatt gegen den als "Mann mit der Halbglatze und den nervösen Händen" markierten IKG-Präsidenten hetzte.

 

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