logo
logo

Rudolf Gelbard (1930–2018)

Rudolf Gelbard, Holocaust-Überlebender, Zeitzeuge und Antifaschist, starb in der Nacht auf den 24. Oktober 2018 im 88. Lebensjahr. Er gehörte dem Vorstand des DÖW an.

 

Rudolf Gelbard wurde am 4. Dezember 1930 in Wien in eine assimilierte, sozialdemokratisch orientierte jüdische Familie geboren. Nach dem "Anschluss" 1938 musste er aufgrund seiner jüdischen Abstammung den Schulbesuch abbrechen und war Demütigungen und Misshandlungen ausgesetzt. Am 1. Oktober 1942 wurde er mit seinen Eltern in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo die Familie die Befreiung 1945 erlebte. Nach der Rückkehr nach Wien sollten Gelbards Eltern frühzeitig an den Folgen der Haft sterben; mehrere Verwandte, darunter seine Großmutter, waren der Shoah zum Opfer gefallen.

 

Neben verschiedenen Tätigkeiten setzte sich Rudolf Gelbard stets mit zeitgeschichtlichen Themen – insbesondere mit der Geschichte der Shoah und des Nationalsozialismus, dem Nahostkonflikt und den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts – auseinander; ein Interesse, das er schließlich auch beruflich nützen konnte: 1975 bis zu seiner Pensionierung Ende 1990 war er als Dokumentarist für Zeitgeschichte und Mitglied der Ombudsmann-Redaktion beim Kurier tätig.

 

Rudolf Gelbard, 2015 

 

Rudolf Gelbard (1930–2018), Zeitzeuge und Ansprechpartner bei unzähligen Veranstaltungen wie hier im Großen Schwurgerichtssaal des LG Wien am 26. Oktober 2015 (Nachstellung des 1. Engerau-Prozesses)

 

Foto: Ulrike Garscha

 

 

 

 

"Niemals wieder" war für den aktiven Antifaschisten Rudolf Gelbard, der auch dem Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen angehörte, nicht nur ein Schlagwort. Er nahm an antifaschistischen Kundgebungen und Demonstrationen ebenso teil wie er unermüdlich als Vortragender und Zeitzeuge in Schulen, im Rahmen von Lehrveranstaltungen, Symposien und anderen zeitgeschichtlichen Veranstaltungen aktiv war.

 

Rudolf Gelbard, dem 1997 der Berufstitel Professor verliehen wurde, wurde für sein Engagement vielfach ausgezeichnet. Er erhielt u. a. das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, die Josef-Samuel-Bloch-Medaille der Aktion gegen den Antisemitismus, die Otto-Bauer-Plakette für den besonderen Einsatz gegen Faschismus, Rechtsextremismus und Rassismus und die Victor-Adler-Plakette für besondere Verdienste um die Arbeiterbewegung. 2002 wurde ihm mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs die höchste Auszeichnung, die das österreichische Judentum zu vergeben hat, verliehen. 2005 wurde er mit dem Theodor Herzl Preis und dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien geehrt. 2018 erhielt er für seinen "unermüdlichen Einsatz für die Aufklärung über die Nazizeit" den Ute-Bock-Preis für Zivilcourage.

 

Stationen aus seinem Leben dokumentieren ein Film von Kurt Brazda (Der Mann auf dem Balkon. Rudolf Gelbard. KZ-Überlebender – Zeitzeuge – Homo Politicus) sowie die Publikation Die dunklen Seiten des Planeten. Rudi Gelbard, der Kämpfer von Walter Kohl (2008).

 

 

<< zurück

 

Unterstützt von: