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"Antizionisten" unter sich

Neues von ganz rechts - Juli 2004

Im Rahmen der von Neonazis mit Wohlwollen begleiteten Proteste gegen die Umbenennung der Wiener Gartenbaupromenade in Theodor-Herzl-Platz trat auch eine Gruppierung namens Naturei Karta in Erscheinung. Bei dieser ultraorthodoxen Splittergruppe handelt es sich um vermeintlich thoratreue Juden, die den Zionismus und den Staat Israel als Gotteslästerung bekämpfen. In ihren Augen stellt die Shoah eine göttliche Strafe für den Abfall vom wahren Glauben dar. Der nur von seinesgleichen als solcher anerkannte "Oberrabbiner" Moshe A. Friedman führt diese Sekte in Österreich an. Unterstützt wird er dabei von Rechtsextremen, Islamisten und arabischen Nationalisten, die ihn für ihre antisemitische Agitation instrumentalisieren (siehe: "Rassenkunde" und Verschwörungstheorie in Zur Zeit).

Für den 1. Juli lud Friedman, dem ein Sachwalter beigestellt wurde, zu einer "antizionistischen Rabbinerkonferenz" ein. Die nach der Absage des Hotels Imperial in das Radison SAS-Palais Hotel verlegte Konferenz zog gerade mal 30 Personen an.

Die Neonazis von stoertebeker berichten im Internet ausführlich über das Obskurantentreffen und veröffentlichten Friedmans Eröffnungsrede, die tatsächlich ganz nach ihrem Geschmack ausfiel. So behauptete Friedman allen Ernstes, die "Zionisten" hätten "nicht einmal davor zurückgeschreckt, Pogrome in Russland anzuheizen und zu provozieren". Auch hätten "die Zionisten Hitler und das deutsche Volk durch Boykottaufrufe und andere politische Aktionen zu provozieren versucht, sie haben die Nürnberger Gesetze begrüßt und alles getan, den Antisemitismus weiter anzuheizen". Friedman gibt den "Zionisten" sogar "eine wesentliche Schuld am Holocaust". Dieser sei gleichzeitig "die Strafe Gottes für das jüdische Volk", welche dieses noch dazu "nicht unberechtigt" getroffen habe. Eine derart offene Gutheißung der NS-Vernichtungspolitik würde bei Rechtsextremen umgehend den Staatsanwalt auf den Plan rufen. Darum lassen sie es auch Friedman aussprechen.

Von den geladenen Ehrengästen begrüßte Friedman den nach einer antisemitischen Rede aus der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag ausgeschlossenen Martin Hohmann, BM a. D. Erwin Lanc (SPÖ) und BM a. D. Hans Klecatzky (ÖVP). Wie die Palästinensische Gemeinde in Österreich den Neonazis von stoertebeker mitteilte, konnte der ehemalige Bundespräsident Kurt Waldheim (ÖVP) aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes nicht an der Konferenz teilnehmen. Darüber hinaus fanden der designierte Leiter der FPÖ-Akademie Ewald Stadler und FPÖ-Bundesrat John Gudenus den Weg zu den "antizionistischen Rabbinern".

 

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