Grenzkonflikt 1934 (Tirol)
Zollwachekontrollor
Franz Winkler stieß während seiner Patrouille in der Nacht vom 29. auf den 30. Jänner 1934 zwischen Niederndorf und Oberndorf auf drei Nationalsozialisten, die Propagandamaterial nach Österreich schmuggeln wollten. Er wurde erschossen, seine Leiche wurde in den Inn geworfen und erst im März 1934 in Erl angeschwemmt.
Die Täter Andreas Sausgruber, Franz Blecha und Georg Achorner flüchteten nach Deutschland und traten der Österreichischen Legion bei. Sausgruber, der die Schüsse abgegeben hatte, wurde vom Schwurgericht Rottweil am 31. Dezember 1951 wegen Totschlags zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt.
"In der Nacht vom 29. auf den 30. Jänner wurde der Finanzwachbeamte Franz Winkler in der Nähe des Inns bei Niederndorf ermordet. Am Platze, wo sich Winkler aufgehalten hatte und den Dienst versah, wurden einwandfreie Spuren eines Kampfes festgestellt. Auf dem Platze fand sich neben verschiedenen Fußspuren auch eine deutlich sichtbare Schleifspur, die zum Inn führte. Man fand dort den Karabiner, den Leibriemen, die Ski, das Bajonett und die Pfeife des Zollbeamten auf, außerdem waren dort eine Menge papierene Hakenkreuze verstreut. Alles deutete darauf hin, daß Winkler, als er auf Schmuggler von nationalsozialistischem Propagandamaterial Vorpaß hielt, ermordet worden war. Da man auch am bayrischen Innufer Fußspuren im Schnee wahrnehmen konnte, war mit Sicherheit anzunehmen, dass die Täter aus Bayern über den Inn gekommen und dann landeinwärts geflüchtet seien."
Heimatschutz in Österreich, Wien 1934, S. 258
"Ich brachte die von Blecha übernommene Pistole, ohne vorher zu laden oder entsichern zu müssen, in Anschlag und gab auf den etwa 5 m von mir entfernten Zöllner einen Schuss ab. Der Zöllner stürzte sofort zu Boden. […] Zusammen mit Blecha begab ich mich dann auf den Inndamm an die bezeichnete Stelle, wo der Zöllner auf dem Rücken am Boden lag und stöhnte. In Brusthöhe floss aus seinen Kleidern Blut. Mit der Pistole von Blecha, die ich immer noch in der Hand hielt, gab ich ihm einen 2. Schuss als Gnadenschuss in die linke Brusthälfte. Ich wollte damit erreichen, dass der Getroffene nicht länger leiden und vollends sterben soll."
Beschuldigtenvernehmung von Andreas Sausgruber vor der Landespolizei für Württemberg-Hohenzollern in Rottweil, 28. 5. 1951
Quellen: ÖStA, AdR, BKA/Inneres 22 Tirol GZ 354.058-35; ÖStA, AdR, BKA/Inneres 22 gen GZ 301.071-35; Wiener Zeitung, 31.1.1934, 2.2.1934; Hans Schafranek, Söldner für den Anschluss. Die Österreichische Legion 1933-1938, Wien 2011, S. 105-111
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