Pavla Apovnik, geb. 1902 in Feistritz bei Bleiburg/Bistrica pri Pliberku als Bauerntochter, Unterstützung der Kärntner PartisanInnen.
Verstorben.
Die Angaben bei den Volkszählungen sammelten sie immer auf eine Art und Weise, die wir Slowenen kritisierten. Sie gingen zu Weiblein, die sie nicht richtig fragten und die auch nicht wussten, worum es ging. Sie stellten immer solche Leute als Zählkommissare auf, die nicht richtig fragten, sondern einfach "Deutsch" hinschrieben. Es geschahen Unregelmäßigkeiten, das ist wahr. Du musstest selber aufpassen, wenn du "Slowenisch" haben wolltest. Dann wurde zusammengezählt, so viel sind Slowenen, so viel Deutsche, aber Deutsche gab es in Wirklichkeit gar nicht so viele. Sie taten immer etwas Unehrenhaftes und wir kritisierten es hinterher, als es zu spät war, denn was geschrieben ist, ist geschrieben.
Es saßen auch auf der Gemeinde Leute, die so arbeiteten. Dort, wo slowenische Bürgermeister waren, war es ein bisschen besser, wo die Sozialisten waren, die waren auch eher auf der deutschen Seite, dort gab es schon Kritik. Unanständig ist das. Es wissen alle, dass nicht korrekt gezählt wurde. Bei uns gab es ja viele Leute, die nicht lasen, die sich für nichts interessierten, die einfach in den Tag hinein lebten.
Der Zählkommissar bei der Volkszählung war meistens einer von der Gemeinde, wenn aber das Vieh zu zählen war, dann musste mein Mann gehen. Wie viel einer Getreide, Vieh, Hektar hat, wie viel Wiesen, wie viel Getreidefelder, was halt alle paar Jahre aufgeschrieben wird, da musste immer mein Mann hier in den Bergen der Umgebung herumlaufen. Die Volkszählungen vertrauten sie ihm aber nicht an, dazu war er zu anständig und das passte ihnen nicht, ganz bestimmt. Die Landwirtschaftszählung musste in der Regel ein Bauer machen, ein anderer hätte sich ja sowieso nicht ausgekannt, wer halt am talentiertesten war, schreiben und gut Deutsch konnte, der wurde ausgewählt. Mein Mann konnte richtig Deutsch. Ich war aber überhaupt nicht zufrieden, dass er das machen musste, und sagte einmal zu der Sekretärin in Bleiburg: "Nehmt doch andere dazu, ihr habt ja Leute genug, es soll einer aus Loibach gehen." Dort waren ja schreckliche nemčurji [abwertende Bezeichnung für deutschnationale bzw. ihre nationale Herkunft verleugnende Slowenen] zu Hause. Da sagte sie: "Wenn wir sie aber nicht brauchen können." [...]
Vom Arbeiteraufstand [Februarkämpfe 1934] war bei uns nicht viel zu spüren, aber der [NS-]Putsch im 34er-Jahr, der war schon schlimmer, denn von den illegalen Nazis gab es mehr als genug. Aus Bleiburg gab es welche, die dabei waren, aus Feistritz, Penk, in unserer Umgebung waren ungefähr 50 bis 60 dabei. Als das Zollhaus überfallen wurde, da waren auch die Zivilisten dabei. Vom Heimatschutz hieß es, er sei österreichisch, aber der war nicht so österreichisch, der war eher hitlerisch, schon österreichisch, aber im hitlerischen Geiste. Es lebten auch in unserer Umgebung welche, die beim Heimatschutz waren. Die hatten dunkelgraue oder graublaue Kleider und Hüte mit Federn und die rannten, um die Bleiburger Ämter zu besetzen. Nur erfuhren sie schon auf dem Weg hin, dass der Putsch misslungen war, dass er schon in Wien eingedämmt war und bald in ganz Österreich, und sie kehrten um. Die erwischten sie nicht, aber die anderen, die auf das Zollhaus geschossen hatten, die wurden nach Wöllersdorf geschickt, dort waren sie eingesperrt. Viele flohen aber auch nach Jugoslawien, dort hatten sie in Varaždin und Bjelovar ihre Lager, viele tauchten bei Bekannten unter. Die meisten gingen nach Deutschland, dort warteten sie bis zum 38er-Jahr. Vier Jahre warteten sie.
Die in Wöllersdorf eingesperrt gewesen waren, die kamen alle zurück, die wurden freigelassen. Einer aus Bleiburg, der Verantwortliche, der war zwei Jahre in Karlau, dann wurde er freigelassen und arbeitete wieder für Hitler. Im 36er-Jahr kam er nach Hause und arbeitete noch zwei Jahre für Hitler, bis der dann 1938 selber kam.
Von diesen illegalen Nazis waren viele der Abstammung nach Slowenen. Nur einer oder zwei waren reine Deutsche aus unserer Gegend. Die anderen redeten zu Hause Slowenisch, mit den Eltern Slowenisch, ihrer Geisteshaltung nach aber waren sie Deutsche, in Wirklichkeit halt nemčurji. Die Hitlerpropaganda hatte ja einen Rieseneinfluss auf die Menschen, die dachten wirklich, es käme das Glück, es käme etwas Besseres.