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14. Gedenkfahrt nach Engerau

Exkursion der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz am DÖW, 30. März 2014

 

  • Gedenkkundgebung beim Mahnmal für ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter auf dem Friedhof von Petržalka (Engerau)/Bratislava, Nábrežna

  • Fahrt zu den Gedächtnisorten des ehemaligen Lagers Engerau in Petržalka mit Anbringung eines mobilen Erinnerungszeichens für die ermordeten Häftlinge des Teillagers Leberfinger

  • Gedenkkundgebung beim Gedenkstein für die ungarisch-jüdischen Opfer des "Todesmarsches" von Engerau nach Bad Deutsch-Altenburg in Wolfsthal

  • Gedenkveranstaltung beim Mahnmal "Panzersperre" in Berg (NÖ)

  • Gedenkkundgebung auf dem Friedhof von Bruck an der Leitha für die 155 ermordeten ungarisch-jüdischen ZwangsarbeiterInnen

  • Gedenkkundgebung beim Gedenkstein für ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter auf dem Friedhof von Bad Deutsch-Altenburg

 

Gedenkkundgebung

 

 

13. Gedenkfahrt nach Engerau, 24. März 2013: Gedenkkundgebung beim Mahnmal für ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter auf dem Friedhof von Petržalka (Engerau) / Bratislava


Foto: Ulrike Garscha

 

 

 

 

 

 

In der zweiten Hälfte des Jahres 1944 ordnete die nationalsozialistische Reichsführung den Bau einer Reichsschutzstellung - des sogenannten "Südostwalls" - an, der die Ostgrenze des Deutschen Reiches gegen die sowjetische Armee verteidigen sollte. An der Grenze des heutigen Österreich verlief der "Südostwall" von Bratislava bis an die südliche Grenze der Steiermark. Für die Bauarbeiten wurden Angehörige der örtlichen Zivilbevölkerung, Mitglieder der HJ und des Volkssturms, ausländische Arbeitskräfte sowie ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter herangezogen. Ende November/Anfang Dezember 1944 kamen ca. 2000 ungarische Juden mit einem Transport aus Budapest am Bahnhof von Engerau an. Sie wurden in alten Baracken, Bauernhöfen, Scheunen, Ställen und Kellern der Ortsbevölkerung untergebracht und mussten Schanzarbeiten leisten.

 

Das Lager Engerau bestand aus mehreren Teillagern, die von großteils aus Wien stammenden SA-Männern sowie von "Politischen Leitern" bewacht wurden. Das Hauptquartier der SA befand sich in Kittsee. Die Lebensumstände im Lager Engerau waren katastrophal. Täglich starben mehrere Häftlinge an den menschenunwürdigen Bedingungen, an Hunger, Kälte und Entkräftung. Andere wurden von Angehörigen der Wachmannschaft "auf der Flucht erschossen", erschlagen, oder waren zur "Liquidation" freigegeben worden, wofür eigens einige SA-Männer "zur besonderen Verwendung" abgestellt waren. Eine von der slowakischen Regierung im April 1945 zusammengestellte Kommission exhumierte mehr als 500 Leichen, die auf dem Friedhof von Petržalka bestattet sind, und errichtete einen großen und mehrere kleine Gedenksteine, die auch heute noch existieren.

 

Am 29. März 1945 (Gründonnerstag) erging der Befehl, das Lager Engerau zu evakuieren. Am späten Nachmittag mussten die jüdischen Gefangenen auf dem Vorplatz des Bahnhofes antreten. Es wurde ein "Sonderkommando" zusammengestellt, das jene zu erschießen hatte, die zu krank und zu schwach waren, um mitzumarschieren. Der Marsch der Gefangenen führte über Wolfsthal und Hainburg nach Bad Deutsch-Altenburg. Dabei ermordeten SA-Männer und "Politische Leiter" an die 100 Personen.

 

Auf dem Gelände des heutigen Kurparks an der Donau in Bad Deutsch-Altenburg mussten die ungarischen Juden auf ihren Weitertransport per Schiff nach Mauthausen warten. Während des sieben Tage andauernden Schiffstransportes kamen zahlreiche Gefangene durch Erschießen oder Verhungern um. Aufgrund der im KZ Mauthausen vorherrschenden Überbelegung wurden die Gefangenen auf einen weiteren Marsch in das Waldlager Gunskirchen bei Wels getrieben, wo weitere unzählige Menschen starben. Anfang Mai 1945 befreiten US-Truppen die wenigen Überlebenden.

 

Bereits am 15. Mai 1945 erstattete einer der an den Verbrechen in Engerau beteiligten SA-Männer in Wien Anzeige. Diese zog die umfangreichsten und am längsten andauernden gerichtlichen Ermittlungen wegen NS-Verbrechen in der unmittelbaren Nachkriegsgeschichte Österreichs nach sich. Zwischen 1945 und 1954 fanden in Wien - vor von der österreichischen Regierung eigens zum Zwecke der Ahndung von NS-Verbrechen installierten Gerichten - zahlreiche Prozesse statt, sechs davon erhielten die Bezeichnung "Engerau-Prozesse". Der 1. Engerau-Prozess im August 1945 war gleichzeitig der erste Prozess wegen NS-Gewaltverbrechen in Österreich. In den insgesamt sechs Engerau-Prozessen waren 21 ehemalige SA-Männer und "Politische Leiter" angeklagt. Neun von ihnen wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet, einer erhielt eine lebenslange Haftstrafe, einer 20 Jahre, einer 19 Jahre. Ein Angeklagter wurde freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelte in der Strafsache Engerau gegen 72 Personen.

 

 

Veranstaltet von der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz am DÖW in Kooperation mit dem KZ-Verband Wien

Unkostenbeitrag: 12,- Euro (SchülerInnen, Lehrlinge, Studierende, ArbeitslosengeldbezieherInnen gratis)

 

Zeit:

Sonntag, 30. März 2014
Abfahrt 7.45 Uhr | Rückkehr ca. 18.00 Uhr

 

Treffpunkt:

Praterstern 1 (vor dem Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung), U-Bahn Aufgang Heinestraße, 1020 Wien

 

Anmeldung bis 25. März 2014:

Dr. Claudia Kuretsidis-Haider (Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz) | T: (01) 22 89 469 / 315 | e-mail: kuretsidis@hotmail.com

 

 

 

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