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Preisträger*innen des Herbert-Steiner-Preis 2022

Seit 2004 vergeben das DÖW und die International Conference of Labour and Social History (ITH) jährlich den Herbert-Steiner-Preis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten über Widerstand, Verfolgung und Exil in der Zeit von Faschismus und Nationalsozialismus bzw. über die Geschichte der Arbeiterbewegung. Die Preisverleihung wird diesmal im Februar 2023 stattfinden. Am 3. Februar 2023 wäre Herbert Steiner 100 Jahre alt geworden. Details zur Veranstaltung folgen!

Dieses Jahr geht je ein Herbert Steiner-Preis (à Euro 4.000,-) an Leo Grob (Dissertation, Universität Bern) und Christina Wieder (Dissertation, Universität Wien). Ein Herbert Steiner-Anerkennungspreis (Euro 2.000,-) geht an Magdalena Glaser (Masterarbeit, Universität Wien).

 

Leo Grob: Bevor die Fabriken schliessen. Eine Arbeitsgeschichte der Alusuisse (1960–1991)
 

Leo Grob blickt - mit dem Ziel, die Arbeiter*innen-Bewegung der Gegenwart besser zu verstehen - zurück auf die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Die Arbeit fokussiert auf ein ehemaliges multinationales Unternehmen aus der Schweiz: den Aluminiumkonzern Alusuisse. Als eines der größten Industrieunternehmen der Schweiz und eines der Big Six der globalen Aluminiumbranche steht Alusuisse beispielhaft für transnationale Industrieunternehmen, die durch ausländische Direktinvestitionen ihre Produktionsketten in einer globalen Arbeitsteilung organisierten. Die Arbeit beleuchtet die Genese neuer Formen von Unternehmen und Personalführung sowie die Verschiebung des Kräfteverhältnisses zwischen Arbeit und Kapital in den 1970er und 1980er Jahren. Leo Grob untersucht diskursive Praktiken, mit denen die Topmanager praxis- und zukunftsorientierte Problemdefinitionen etablierten und die Machtressourcen anderer Akteur*innen zu antizipieren versuchten. Es werden konkrete Standorte in Australien, Italien und der Schweiz in den Blick genommen, um die lokalen wie transnationalen Interaktion von Arbeitskräften, Management und staatlichen Stellen zu untersuchen und in empirisch hochaufgelösten Fallstudien spezifische Umbrüche nachzuzeichnen.

 

Christina Wieder: Visuelle Transformationen. Das Exil der jüdischen Künstlerinnen Grete Stern, Hedy Crilla und Irena Dodal in Argentinien

 

Christina Wieder widmet sich in ihrer Dissertation drei jüdischen Künstlerinnen aus Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei, die während des Nationalsozialismus flüchten und ins argentinische Exil gehen mussten. Im Zentrum stehen die Fotografin Grete Stern (geb. 1904 in Elberfeld, gest. 1999 in Buenos Aires), die Schauspielerin und Regisseurin Hedy Crilla (geb. 1898 in Wien, gest. 1984 in Buenos Aires) sowie die Filmemacherin Irena Dodal (geb. 1900 Ledéc nad Sázavou, gest. 1989 in Buenos Aires), die alle bereits diverse Stationen des Exils durchlaufen hatten, bevor sie in Argentinien die Kunst- und Kulturlandschaft mitgestalten sollten. Die Arbeit verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der Methoden der Frauen- und Geschlechtergeschichte mit welchen der Visual History kombiniert, um einen Beitrag zu eben genannten Fachgebieten sowie zur historischen Exilforschung leisten zu können. Mit genderspezifischem Fokus und mithilfe des methodischen Werkzeugs der Intervisualität werden (audio-)visuelle Quellen analysiert und es wird Einblick in das Leben, Kunstschaffen und (kultur-)politische Engagement exilierter Frauen jüdischer Herkunft in Argentinien gegeben.

 

Magdalena Glaser: „...wegen mir ist keiner gestorben“. Entlastungsstrategien der ehemaligen KZ-Aufseherin Hildegard Lächert im Kontext weiblicher Täterschaft

 

Magdalena Glaser hat sich in ihrer Masterarbeit mit der ehemaligen KZ-Aufseherin Hildegard Lächert im Hinblick auf die NS-Strafverfolgung der Nachkiegszeit beschäftigt. Vor dem Hintergrund stereotypisierter weiblicher Täterschaft in den Nachkriegsdiskursen und den damit anknüpfenden Exkulpationsstrategien werden Lächerts Entschuldungs- und Verteidigungsmuster vor Gericht sowie in der filmischen Darstellung des Verfahrens von Eberhard Fechner in den Blick genommen. Ein wichtiges Ziel von Glaser war es dabei, geschlechterspezifische Konnotationen in Hildegard Lächerts Entlastungsstrategien aufzuspüren.

 

 

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