Wieder mal sorgt die Nähe eines FPÖ-Funktionärs zum organisierten Rechtsextremismus für Aufregung: Wie der Schwarztaler Bezirksbote (SBB) der Niederösterreichischen Rundschau (NÖR) berichtete, hat der Kirchberger Gemeinderat und FPÖ-Bezirksobmann Edmund Tauchner den Ehrenschutz über die heurige Sonnwendfeier der Kameradschaft Prinz Eugen übernommen. Darüber hinaus nahm Tauchner auch an der Feier, bei welcher Kameradschaftsführer Otto Roßkopf die "Feuerrede" hielt, teil.
Roßkopf gehört seit Jahrzehnten zum harten Kern der österreichischen Szene: Er unterstützte 1979/80 den Neonazi Norbert Burger in dessen Bundespräsidentschaftswahlkampf, 1981 übernahm er den Ehrenschutz über eine Veranstaltung mit dem mittlerweile nach Spanien geflohenen Neonazi Gerd Honsik, 1983 kandidierte er für Honsiks Ausländer HALT Bewegung, 1986 machte er sich für Otto Scrinzi als Bundespräsident stark. Roßkopf führt nicht nur die Kameradschaft Prinz Eugen an, sondern stand zumindest bis Mitte der 90-er Jahre auch der Kameradschaft Walter Novotny vor. Diese integrierte mehrere Aktivisten der Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition (VAPO) von Gottfried Küssel.
Aber all das scheint FPÖ-Obmann Tauchner, der angibt, Roßkopf "seit mehreren Jahren" persönlich zu kennen, nicht zu stören: "Er hat sich sicher nichts zu Schulden kommen lassen, ich schätze ihn sehr." (SBB, 5. Juli 2000) Darüber hinaus gibt sich Tauchner auch als Ehrenmitglied der Kameradschaft Prinz Eugen zu erkennen, einer rechtsextremen Gruppe, die 1988 in einem Flugblatt verlangte: "Schluss mit Hass, Hetze und Geschichtsfälschung. Wir haben uns nicht unter dem Sowjetstern gebeugt, wir beugen uns auch nicht vor dem Davidstern. [...] Wenn nun aus Washington, Tel Aviv und Wien selbst wieder Unrat über uns entleert wird, dann werden wir das nicht mehr kampflos hinnehmen und der Welt beweisen, dass der freie Teil unseres deutschen Volkes Selbstachtung und Würde nicht verloren hat und ungebeugte Österreicher am östlichen Vorposten der Freiheit stehen." 1989 sprachen die "Kameraden" in ihrem Kampf-Organ von der "behördlich verordnete[n] 6-Millionenzahl ermordeter Juden" und bezeichneten die Holocaust-Leugnung als "wissenschaftliche Geschichtsforschung".
In einem "Rechtfertigungsbrief" an die NÖR zeigt sich Tauchner weiter uneinsichtig. Obwohl die Kameradschaft Prinz Eugen bereits in den 60-er Jahren aus dem Österreichischen Kameradschaftsbund (ÖKB) ausgeschlossen wurde, versucht er den Eindruck zu erwecken, bei der rechtsextremen Roßkopf-Truppe handle es sich bloß um einen herkömmlichen Veteranenverband: "Ich bin der Meinung, daß Kameradschaftsverbindungen wie die 'Kameradschaft Prinz Eugen' oder der 'ÖKB' mit fast einer Viertelmillion Mitgliedern unter anderem auch eine große soziale Funktion in unserer Gesellschaft haben." (Badener Rundschau, 27. Juli 2000) Bei dieser Gelegenheit belegt Tauchner, dass sein Landesobmann Ernest Windholz nicht aus dem Rahmen fiel, als er verdienten Parteimitglieder den leicht abgewandelten Waffen-SS-Leitspruch ("Unsere Ehre heißt Treue") zurief: "Unsere Werte waren und sind zeitlos: Ehre, Treue, Heimat - und Vaterlandsliebe und eben Kameradschaft." (Ebenda) Beredt auch das Beispiel, das Tauchner für sein Demokratieverständnis abgibt: "Wer den 'ÖKB' oder andere zugelassene Kameradschaftsverbindungen in Frage stellt, hat jeden Anspruch auf eine politische Aktion, in welche Richtung auch immer, verwirkt." (Ebenda)
FPÖ-Landesobmann Windholz findet "nichts Schlechtes" an den Rechtfertigungsversuchen Tauchners. Der FPÖ-Nationalrat Hans Müller hingegen geht auf vorsichtige Distanz: "Das ist seine persönliche Meinung, die steht ihm auch zu. Von mir würde aber sicher nie so ein Brief kommen, ich habe eine ganz andere Meinung." (Ebenda) Als Bezirksparteiobmann ist Tauchner aber auch für Müller weiter tragbar: "Er macht die Bezirksarbeit der FP sehr gut, da will ich schon eine Lanze für ihn brechen." (Ebenda)