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Wiesenfeld, Adele

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Визенфельд Адель Исааковна

Geboren: 23.05.1905, Morawsko (Galizien)

Beruf: Ärztin

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1935

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Sančursk (Kirovskaja obl.)

Emigrationsmotiv: andere

Schicksal: überlebte

 

Adele Wiesenfeld wurde 1905 in Morawsko bei Jarosław (Jaroslau) in Galizien geboren, sie war jüdischer Abstammung. Ihr Vater war ein kleiner Gutspächter, der beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit der Familie nach Ungarn flüchtete, von dort 1916 nach Wien zog, wo er als Handelsangestellter arbeitete. Adele Wiesenfeld besuchte die Mittelschule und absolvierte dann an der medizinischen Fakultät der Universität Wien das Studium der Medizin, das sie 1931 abschloss. Sie arbeitete als Kinderärztin u.a. im Mautner Markhof'schen Kinderspital. Ab 1924 war sie Mitglied der sozialdemokratischen Mittelschüler und der SDAP. 1927 wechselte sie zur KPÖ, wurde zweimal anlässlich von Demonstrationen verhaftet.

 

Ab 1928 lebte sie mit dem Arzt Dr. Hermann Fass zusammen, dessen Tätigkeit für die Rote Hilfe sie unterstützte. Fass emigrierte Ende 1934 nach Russland, weil er in Österreich keine Anstellung als Arzt erhielt. Mit Unterstützung der Roten Hilfe gelang es ihm, die Einreise für seine Lebensgefährtin zu organisieren, sie konnte ihm ein halbes Jahr später nach Russland nachkommen. Allerdings verabsäumte Wiesenfeld, die Erlaubnis der KPÖ für die Übersiedlung nach Russland einzuholen. Für einen Freund von Fass, den im April 1937 verhafteten Ernst Bettelheim, brachte sie ein Paket mit teils ungarischen Papieren aus Wien mit, was sie nach der Verhaftung Bettelheims im April 1937 verdächtig machte. Auch hatte Bettelheim bei der Einreichung um die sowjetische Staatsbürgerschaft für Wiesenfeld garantiert.

 

Ende 1937 wurde Wiesenfeld aus der VKP (b) ausgeschlossen. Ab 1938 arbeitete sie im Krankenhaus von Sančursk im Kirover Gebiet. Über ihre Verhaftung und Verurteilung liegen keine Daten vor, es ist lediglich bekannt, dass sie ihren Gulagaufenthalt überlebt und später wieder im Krankenhaus von Sančursk gearbeitet hat.

 

1952 wurden Wiesenfeld und Fass von mutigen Kollegen vor weiteren Verfolgungen im Zuge der so genannten Ärzteverschwörung («дело врачей») bewahrt, als sie ihnen bestätigten, ihre Patienten immer lege artis behandelt zu haben. Für ihre großen Verdienste um die Weiterbildung von Kinderärzten und die Hebung des medizinischen Niveaus im Bezirk wurde Wiesenfeld in den 1950er-Jahren wiederholt geehrt. 1960 bemühten sich Wiesenfeld und Fass um Übersiedlung ins Moskauer Gebiet, dafür erhielten sie sogar seitens der KPÖ eine Empfehlung der Partei. Sie übersiedelten dann nach Balašicha in der Nähe von Moskau.

 

 

Quelle: DÖW, RGASPI, GARF

 

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