"Der 13.": Brückenorgan zwischen Rechtsextremismus und katholischem Traditionalismus
Schon im Juni wies das DÖW anlässlich des sogenannten "Marsches für die Familie" in Wien auf extremistische Tendenzen in traditionalistisch-katholischen Kreisen hin (siehe: Religiöse Rechtsextremisten demonstrieren im Zentrum Wiens). Ein maßgebliches Organ des entsprechenden Milieus ist die seit 1985 erscheinende Monatszeitung Der 13., herausgegeben von Friedrich Engelmann (als "Ehrenherausgeber" firmiert bis heute der 2014 verstorbene St. Pöltener Bischof Kurt Krenn). Erscheinungsort ist Rohrbach im Mühlviertel, eine Redaktion in Wien befindet sich aktuell im Aufbau.
Ein Naheverhältnis zum völkischen Rechtsextremismus stellte die Zeitschrift 2019 nachdrücklich unter Beweis, als ihr Verleger Albert Engelmann (Sohn von Friedrich Engelmann) zusammen mit dem ehemaligen Schriftleiter der eingestellten Zeitschrift Aula die Neue Aula gründete. Nach nur einer Ausgabe wurde das prononciert rechtsextreme Medienprojekt für beendet erklärt. Wer ein Jahresabo abgeschlossen hatte, erhielt fortan als Ersatz den 13. zugesandt.
Überschneidungen mit dem völkisch-nationalistischen Lager zeigen sich immer wieder auch – inhaltlich und personell – auf den Leserbriefseiten, in Kommentaren einschlägiger Autoren (wie etwa Jürgen Schwab in der aktuellen Sommerausgabe) sowie in positiven Bezugnahmen auf einschlägige Medien. Die inhaltlichen Schnittmengen gehen über Antifeminismus, Homophobie, Anti-Abtreibung und die Verteidigung der "traditionellen Familie" hinaus. Wenngleich der 13. sich schwerpunktmäßig theologischen und kirchlichen/kirchenpolitischen Fragestellungen widmet, ist der allgemeinpolitische Anspruch unverkennbar. So spielen seit Anbruch der Covid-19-Pandemie auch hier verschwörungsphantastisch grundierte Einlassungen eine wesentliche Rolle.
Auch antisemitische Anklänge sind in der vorkonziliaren Geisteswelt des 13. immer wieder zu verzeichnen. Die Holocaust-relativierende Bezeichnung von Abtreibung als "Babycaust" wird hier etwa offensiv verteidigt: "Wenn wir die Verbrechen des HOLOCAUST zu Recht anprangern, müssen wir heute ebenso den BABYCAUST anprangern." Auch wenn der Holocaust sich "niemals in gleicher Form wiederholen" werde, gelte es, "der Entmenschlichung, Entrechtung und anschließenden massenhaften Tötung bestimmter Personengruppen, die sich wie zum Beispiel an den Ungeborenen in anderer Form vollzieht, mit aller Deutlichkeit entgegenzutreten", heißt es in der heurigen April-Ausgabe. Ebendort beklagt eine Leserbriefschreiberin, dass der österreichische Kanzler in Sachen Covid-Impfung sich "das noch nicht bekehrte Israel zum Vorbild" nehme. In der Mai-Ausgabe rückt Heinrich Wohlmeyer (in der Vergangenheit als Vortragender u. a. für die Initiative Heimat & Umwelt und den Neuen Klub sowie als Autor für die kurzlebige Zeitschrift alles roger? aktiv) zur Verteidigung des christlichsozialen Politikers Leopold Kunschak gegen den Vorwurf des Antisemitismus aus – indem er selbst antisemitische Topoi bemüht: "Die Diktatur der jüdisch dominierten Hochfinanz und des von ihr beherrschten Agrarhandels hat zum 'Antisemitismus' (ein Kampfwort, das die Juden selbst erfunden haben) geführt. […] In den begründeten 'Antisemitismus' wurden dann leider die unschuldigen kleinen Juden (Handwerker, Kaufleute und andere) einbezogen. Bei den ausbeutenden Pariser Vororteverträgen ('Friedensverträge' genannt) saß die US-UK-Hochfinanz am Tisch".
Auf derselben Seite bedient der Leserbrief einer Marianne Lausen aus dem deutschen Bad Tölz ein anderes populäres Feindbild der extremen Rechten. Lausen beklagt, dass ChristInnen "von den Muslimen aufs schlimmste misshandelt, ermordet, vertrieben und unsere Mädchen und Frauen […] von ihnen vergewaltigt und entführt" würden. Eine Erklärung für dieses vermeintliche muslimische Kollektivverhalten findet Lausen in einer unter islamischen wie anti-islamischen ExtremistInnen gleichermaßen beliebten Koran-Exegese, wonach MuslimInnen "Ungläubige, ohne je eine Strafe von Allah befürchten zu müssen, belügen, betrügen und sogar töten" dürften.
Zu den regelmäßigen LeserbriefschreiberInnen der Zeitschrift zählt Norbert van Handel, der 2019 nur knapp am Einzug in den österreichischen Nationalrat (auf freiheitlichem Ticket) scheiterte. In der Mai-Ausgabe propagierte van Handel etwa einen Zusammenschluss der Visegrád-Staaten mit Kroatien, Slowenien und Österreich, der sich für eine "Verbesserung der Menschenrechtskonvention" einsetzen möge. Gemeint ist damit eine Aushebelung des Rechts auf Schutz vor Verfolgung im Sinne der "Beibehaltung der kulturellen Identität eines Landes". Auch in diesem Anliegen finden politischer Rechtskatholizismus und völkischer Rechtsextremismus zueinander.