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Waltenberger, Josef

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Вальтенбергер Иозеф (Вольтенбергер Юзеф) Иозефович

Geboren: 01.03.1901, Kleinstetteldorf (Bezirk Oberhollabrunn, NÖ)

Beruf: Schuster

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 01.07.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 21.03.1938, Moskau

Anklage: Spionage für Deutschland

Urteil: 27.07.1938, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 09.10.1938, Gulag

Rehabilitiert: 15.02.1968, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: im Lager umgekommen

 

Der Schuster Josef Waltenberger wurde 1901 in Kleinstetteldorf im Bezirk Oberhollabrunn im Weinviertel geboren. Ab 1919 war er Mitglied der SDAP und ab 1925 des Schutzbundes; 1933 wurde er zweimal wegen revolutionärer Tätigkeit (wahrscheinlich Teilnahme an Demonstrationen) verhaftet. Im Februar 1934 nahm Waltenberger an den Kämpfen in Wien-Jedlesee als Leiter einer Sanitätsgruppe teil. Er flüchtete in der Folge in die ČSR. Mit einer Gruppe von Schutzbündlern gelangte er im Juli oder August 1934 nach Moskau, wo er ab September in der Schuhfabrik Буревестник als Zuschneider Arbeit fand. Waltenberger, seit 1934 Mitglied der KPÖ, hatte in Moskau große Anpassungsschwierigkeiten, so dass es zu scharfen Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz und mit Schutzbundkollegen im Hotel Sovetskaja, wo er wohnte, kam. Die KPÖ schlug im April 1937 seine Ausweisung aus der UdSSR vor.

 

Im Juni 1936 fuhr Waltenbergers Frau nach der Scheidung nach Österreich zurück. Einige Monate später erhielt Waltenberger an die Adresse des Betriebes aus Wien einen Brief in russischer Sprache, in dem er zur Betriebsspionage aufgefordert wurde. Waltenberger verstand den Brief als Provokation und leitete ihn an die Komintern weiter, er vermutete einen Racheakt seiner Exfrau Elisabeth Waltenberger (geb. Rosch).

 

Am 21. März 1938 wurde Josef Waltenberger verhaftet. Im Verhör vom 23. März "gestand" er, 1936 von dem Schutzbündler Eduard Lange zur Spionage für Deutschland angeworben worden zu sein; er habe sich für den Kriegsfall zu Sabotageakten verpflichtet und faschistische Propaganda unter den Schutzbündlern betrieben. Josef Waltenberger wurde am 27. Juli 1938 zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und in das Gebiet Magadan deportiert, wo er am 9. Oktober 1938 im Lagerkrankenhaus verstarb.

 

1967 wandte sich Waltenbergers Tochter Trauti (Waltraud) Kočina (Траути Иозефовна Кочина), geborene Val'tenberger, an das Rote Kreuz mit der Bitte, sie bei der Suche nach der Mutter und den Brüdern zu unterstützen, deren Namen sie nicht kannte, da ihre Dokumente im Waisenhaus, in das sie mit etwa fünf oder sechs Jahren kam, verlorengegangen waren. Gleichfalls stellte sie einen Antrag auf Rehabilitierung des Vaters, dem 1968 stattgegeben wurde. Sie lebte damals in Šuja im Gebiet Ivanovo.

 

 

Quelle: Memorial Moskau, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), RGASPI, GARF

 

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