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Irma Schwager (1920 - 2015)

Die kommunistische Widerstandskämpferin und Zeitzeugin Irma Schwager starb am 22. Juni 2015 im Alter von 95 Jahren.

Irma Schwager, 2011 

 

 

Irma Schwager bei einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag im DÖW, 2011

 

Foto: Walter Filip, Wien

 

 

 

 

 

Irma Schwager geb. Wieselberg wuchs in Wien-Leopoldstadt auf. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft musste sie nach dem "Anschluss" 1938 Österreich verlassen. Die Flucht führte sie zunächst nach Belgien und nach der Besetzung Belgiens durch deutsche Truppen im Mai 1940 weiter nach Frankreich, wo sie interniert wurde. Irma Schwager schloss sich im Internierungslager Gurs österreichischen KommunistInnen an und war später in der TA (Travail Anti-Allemand bzw. Travail Allemand), einer von KPÖ und KPD in der französischen Résistance aufgebauten Sektion, im besetzten Paris tätig. Sie war eine jener jungen Kommunistinnen, die im Rahmen der "Mädelarbeit" (auch Soldatenarbeit genannt) versuchten, Kontakt zu österreichischen und deutschen Soldaten aufzubauen. Letztere sollten im antinazistischen Sinn beeinflusst werden, um sie zur Weitergabe von Propagandamaterial oder zur Desertion zu bewegen. Die riskante Arbeit war für die jungen Frauen, die ihre deutschen Sprachkenntnisse oft mit einem deutschen Elternteil erklärten, eine Gratwanderung:

 

"In der Metro, beim Einkaufen in Warenhäusern, in den Banlieus (den Vororten von Paris), wo die Kasernen waren, haben wir uns in die Gespräche eingemischt, oder beim Einkauf den Soldaten 'geholfen'. Die scheelen Blicke und manchmal in der Metro auch die Stupser von Franzosen, die uns für Soldatenliebchen hielten, waren unangenehm, aber gleichzeitig ein bewußtes Widerstandszeichen gegen die Besatzungsmacht, was uns gefreut hat. Wir gingen immer zu zweit. Um Annäherungsversuchen auszuweichen, haben wir die Bedingungen so gewählt, daß nichts passieren konnte. Das heißt, wir gingen nicht ins Kino, nicht im Finstern, sondern bei Tag im Park spazieren. Im Kaffeehaus oder Bistro ließen wir uns nichts bezahlen. Vor allem mußte mit Geschick verhindert werden, daß man nach Hause begleitet wurde. Das war oft nicht leicht. Am Beginn unserer Bekanntschaft waren die Soldaten höchst erfreut, junge Französinnen kennen zu lernen, die sogar noch deutsch sprachen. Sie wollten natürlich nicht nur mit uns plaudern."

Irma Schwager, "Mädelarbeit" in Frankreich: Im Kampf um Österreichs Freiheit, in: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, Nr. 1/1995

 

Nur knapp entging Irma Schwager der Verhaftung; gemeinsam mit ihrem Mann Zalel Schwager (1909 - 1984), einem ehemaligen Spanienkämpfer und ebenfalls in der Résistance aktiv, konnte sie untertauchen. Nach der Befreiung von Paris im August 1944 reiste sie nach Belgien und war dort am Aufbau der Österreichischen Freiheitsfront beteiligt.

 

Irma Schwager kehrte im Frühsommer 1945 nach Österreich zurück; ihre Eltern und ihre beiden Brüder waren der Shoah zum Opfer gefallen. Schwager engagierte sich von Beginn an in der KPÖ, ab 1953 gehörte sie dem Zentralkomitee und 1980 bis 1990 dem politischen Büro der KPÖ an, 2011 wurde sie zur Ehrenvorsitzenden der Partei gewählt. Besonders am Herzen lagen ihr als langjähriger Vorsitzenden des Bundes Demokratischer Frauen der Kampf für Frauenrechte und für Frieden sowie - im Sinne eines "Niemals wieder" - die antifaschistische Aufklärungsarbeit. Irma Schwager blieb bis ins hohe Alter politisch aktiv, so trat sie noch im Jänner 2015 bei der Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung des KZ Auschwitz am Wiener Heldenplatz als Rednerin auf. Bis zuletzt war sie im Vorstand der Alfred Klahr Gesellschaft vertreten.

 

 

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