Offenbar keine Berührungsängste gegenüber Neonazis kennt der FPÖ-Bundesrat John Gudenus. So ließ er sich für die Oktoberausgabe der Deutschen Stimme von Holger Apfel interviewen. Der FPÖ-Spitzenpolitiker stimmt dort dem NPD-Führungskader in seiner Beschreibung der FPÖ als willige Mehrheitsbeschafferin für den neoliberalen Kurs der ÖVP weitgehend zu. Gudenus setzt an seinen Parteifreunden aus, dass sie "die patriotische bzw. nationale Grundlinie" heute mehrheitlich verschweigen. Auch das Christentum habe bei der FPÖ keine "kämpferische Komponente".
Gefragt nach dem Positionspapier, das Andreas Mölzer anlässlich des Treffens europäischer Rechter in Klagenfurt (Juli 2002) formuliert hat, fasst Gudenus dessen Stoßrichtung zusammen: Das Papier bekräftige, dass "in Europa eigene Identität und kulturelle Vielfalt bewahrt werden" müsse, "die Familie als Keimzelle des Staates und Volkes" zu fördern sei, in "einem integrierten Europa der Schutz des Bürgers vor einer ausufernden, anonymen Bürokratie und unkontrollierten Lobbies und Kräften im Hintergrund" garantiert gehöre, "in einer freiheitlichen Bürgergesellschaft der Zukunft die innere Sicherheit Priorität" habe und "ein Europa der Vaterländer seine weltpolitischen Interessen eigenständig und selbstbewusst vertreten" müsse. Nichts auszusetzen hat Gudenus daran, dass im Rahmen einer "Europakonferenz" der NPD und der British National Party dieses "Positionspapier" angenommen und zur Grundlage einer europäischen Zusammenarbeit von Rechtsextremen und Neonazis erklärt wurde. Vielmehr verlangt auch er, dass "europäische Rechtsparteien [...] sich nicht gegenseitig ausgrenzen und sich nicht durch ihnen ablehnend gegenüberstehende Medien auseinander dividieren lassen". Als einzige Einschränkung will Gudenus gelten lassen, dass diese Parteien "in der Gesetzgebung der jeweiligen Staaten tätig sind".