Im Editorial zur jüngsten Ausgabe der im 20. Jahrgang erscheinenden Huttenbriefe, dem Organ des rechtsextremen Deutschen Kulturwerkes Europäischen Geistes (DKEG), schreibt Lisbeth Grolitsch über die angeblichen Weltherrschaftspläne des Judentums. Für Grolitsch "konzentrieren sich alle auf Welteroberung, Weltreligion, Weltrevolution, Weltwirtschaft und Weltbeherrschung zielenden Pläne darauf, diesen in jeder Beziehung leistungstüchtigen Raum [gemeint ist "Deutschland" oder "Mitteleuropa"] auszuschalten oder in ihre Gewalt zu bringen". (Huttenbriefe 1+2/2002, S. 2) Nur der Nationalsozialismus sei diesen Plänen entgegengestanden: "Nicht die Erscheinung Adolf Hitler war also der eigentliche Feind, als vielmehr das durch ihn errichtete Hindernis eines erstarkten Deutschen Reiches." (Ebenda) Nach der "Niederlage des Jahres 1945" hätten diese Pläne eine bedrohliche Dynamik erfahren: "Seitdem das Reich und Europa gefallen sind, bündeln sich diese internationalen Ideologien zum Weltherrschaftsplan der Globalisierung." (Ebenda)
Der Schweizer Neonazi Gerd Zikeli befasst sich in der derselben Ausgabe der Huttenbriefe mit den "geistigen Wurzeln des Internationalismus". Dabei zitiert er zustimmend den Ahnherrn des modernen Rassismus, Graf Gobineau. Für Zikeli sind nicht er und seinesgleichen Rassisten, sondern jene, "die den Völkern ihr Eigendasein und ihre Selbstentfaltung verwehren wollen, die sie in ihrer rassischen Substanz zerstören und - wie es heute geschieht - durch multiethnische Gesellschaften ersetzen wollen". (Ebenda, S. 4) Auch Zikeli schlägt offen NS-Töne an: "Rassisten waren im 2. Weltkrieg auf sowjetischer Seite die Ilja Ehrenburgs, deren rassischer Minderwertigkeitskomplex in infernalischen Hass- und Vernichtungswillen gegen das deutsche Volk umschlug, als dieses, zum Rassenbewusstsein erwacht, sich anschickte, den der internationalistischen kommunistischen Weltrevolution zu löschen." (Ebenda, S. 6) Von der Französischen Revolution weiß Zikeli, dass durch sie Frankreich nach dem Massenmord an den Hugenotten "einen zweiten furchtbaren Aderlass erlitten [hatte], mit dem Ergebnis, dass sein nordischer Rassenanteil fast vollständig vernichtet war". (Ebenda, S. 8)
Aus einem "Bericht zur 25. Gästewoche" der mit der DKEG identischen Deutschen Kulturgemeinschaft (DKG) geht hervor, dass niemand Geringerer als Walter Sucher vom Ring Volkstreuer Verbände (RVV) "Grußworte" übermittelte. Angesichts einer derartigen Nähe zum organisierten Rechtsextremismus und Neonazismus verwundert es, dass der RVV im Vorfeld der von ihm mitorganisierten "Trauerkundgebung" am 8. Mai SPÖ-PolitikerInnen klagte, weil sie ihn mit neonazistischer Betätigung in Zusammenhang gebracht hatten.
Welche Gesinnung bei der von Sucher mit "Grußworten" beehrten "Gästewoche" gepflogen wurde, geht auch aus dem "Bericht" hervor: "Die ganze Größe und Wahrhaftigkeit des nordischbewussten Menschen zeigte sich beispielsweise im deutschen Befreiungskampf gegen den Bolschewismus und die Mächte des Liberalismus-Kapitalismus; wobei es sich letztlich nur um zwei verschiedene Seiten einer Medaille handelt." (Ebenda, S. 15)