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Alois Huth, Fanni Huth, Herma Huth, Thea Huth: Erbarmt Euch meiner

Deportationen Wien - Opole, Februar 1941

 

Alois Huth, geboren am 26. Februar 1896, Vertreter, Zuckerbäckergehilfe

Fanni Huth, geboren am 20. Oktober 1896

Herma Huth, geboren am 16. August 1928

Thea Huth, geboren am 1. August 1924

 

Deportation nach Opole: 15. Februar 1941

Alois Huth 

Alois Huth wurde am 17. November 1939 von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasst.
Foto: Wiener Stadt- und Landesarchiv

 

Fanni (Fanny) und Alois Huth lebten 1938 mit ihren Töchtern Thea und Herma in einem Gemeindebau in Wien-Favoriten (Troststraße 68-70/16/2). Die aus Zimmer, Küche bestehende Wohnung wurde ihnen zum 31. August 1938 gekündigt.

 

Am 16. Juli 1938 bat Alois Huth den Wiener Gauleiter Bürckel mit Verweis auf seine prekäre Situation (Kriegsinvalider, arbeitslos) um Hilfe:

 

"Ich bin Jude, und als solcher wurde ich per 1. August 1938 [aus] meiner Wohnung, die sich in einem Neubau der Gemeinde Wien befindet, gekündigt. Ich wohne mit meiner Familie, die aus Frau und zwei unmündigen Kindern im Alter von 14 und 12 Jahren besteht, seit dem Jahre 1926 dort und haben wir uns bis nun nichts zuschulden kommen lassen. [...]
Wenn ich jetzt noch dazu obdachlos wäre, würde das Maß voll sein und wüßte [ich] nicht aus noch ein."

 

Am 7. September 1938 intervenierte der Hilfsverband der jüdischen Kriegsopfer, Invaliden, Witwen und Waisen in Wien für Alois Huth beim Wohnungsamt der Stadt Wien:

 

"Dem Genannten [Alois Huth] wurde seitens des Arisierungskommissars im X. Bezirk (Adolf Hitler Heim) die Auskunft gegeben, er möge in seiner Wohnung weiter solange verbleiben, bis er eine diesbezügliche Verständigung erhalten werde.
Am 6. d. M. erschien beim Genannten ein Mann mit einer Bestätigung des Wohnungsamtes, dass diese Wohnung Letzterem zugeteilt wurde und forderte Herrn Huth auf, schon heute am 7. September die Wohnung zu seinen Gunsten zu räumen."

 

Ein weiteres Ansuchen des Hilfsverbands um einen zweimonatigen Aufschub der Räumung - wieder an das Wohnungsamt der Stadt Wien - folgte am 4. Oktober 1938:

 

"Am 7. September 1938 hat der Rubrizierte [Alois Huth], der Kriegsbeschädigter ist, seitens des obigen Amtes die Zusicherung bekommen, in der bezeichneten Wohnung weiterhin zu verbleiben, bis ihm seitens der Gemeinde eine neue Wohnung zugeteilt wird.
Huth hat jedoch am 3. Okt. 1938 einen Räumungsauftrag für den 7. Oktober 1938 erhalten.
Der Genannte hat eine Wohnung in Aussicht und hoffen wir, ihm für diese die Bewilligung der Partei zu erwirken, was jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte."

 

Am 20. Oktober 1938 musste die mittellose Familie ausziehen. 1939 lebte sie in der Barackensiedlung Hasenleiten in Wien-Simmering; letzter Wohnort vor der Deportation war Wien-Leopoldstadt, Tandelmarktgasse 5a.
Am 15. Februar 1941 wurden Alois, Fanni, Herma und Thea Huth nach Opole deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.

 

Erhalten ist ein Brief von Thea Huth vom 9. März 1942 aus dem Ghetto Opole an ihren Onkel Ignaz Herschl in Wien, der aufgrund seiner Ehe mit einer Nicht-Jüdin nicht deportiert wurde. In dem Brief berichtet Thea Huth vom Tod ihrer Eltern und dem Schicksal weiterer Verwandten:

 

"9. März 42.
Meine Lieben!
Es wird Euch wundern, von mir Post zu erhalten. Leider sind es traurige Vorfälle. Wie Ihr ja wohl wissen werdet, ist meine l.[iebe] Mutter im April gestorben. Seither bin auch ich schwer krank im Spital gelegen u. bin mit einem Haar auch schon mehr drüben als hier gewesen. Als ich noch sehr geschwächt in mein sogenanntes Zuhause, also zu Vater kam, lag er schwer krank darnieder. Er mußte schließlich auch in das Spital, wo er am [unleserlich] Jänner an vorzeitiger Artherienverkalkung starb. 14 Tage später starb nun Tante Berta [Berta Herschl, geboren am 23. November 1890, am 26. Februar 1941 nach Opole deportiert] u. Onkel Otto [Otto Herschl, geboren am 30. September 1899, am 26. Februar 1941 nach Opole deportiert] liegt seit 14 Tagen auch im Spital. Von Tante Olga kamen 2 Karten mit dem Vermerk ‚Adressat verzogen’ zurück u. was dies bedeutet, kann ich bei mir ja denken.
Nun stehe ich ganz allein u. verlassen da u. kann mir nicht helfen, da es hier keinerlei Verdienstmöglichkeit gibt. Erbarmt Euch meiner. Mutter u. Vaters Sachen sind bei Frl. Käthe Weißgram 2. Taborstr. 6, 4. St. Bitte l. Tante setze Du [Hervorhebung im Original] dich mir ihr in Verbindung. Schickt mir davon, was möglich ist. Ich bin ja noch jung u. möchte diese schwere Zeit doch gerne überleben, dazu könnt aber nur Ihr mir verhelfen. Ich werde Euch immer dankbar sein. Bitte laßt recht bald von Euch hören.
Die besten Grüße
Eure Nichte Thea"

 

In einer anderen Handschrift wurde nachträglich angefügt: "15 Jahre. Opole Kreis Pulawy Distrikt Lublin"; Thea Huth war 1942 17 Jahre alt; vermutlich wurde sie mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Herma verwechselt.

 

 

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Downloads

(2,3 MB)

16. 7. 1938
(821,7 KB)

Hilfsverband der jüdischen Kriegsopfer, Invaliden, Witwen und Waisen in Wien, 7. 9. 1938 (Gemeindebau Troststraße 68-70, Wien-Favoriten)

(168,0 KB)

Hilfsverband der jüdischen Kriegsopfer, Invaliden, Witwen und Waisen in Wien, 4. 10. 1938
(167,8 KB)

Thea Huth an Ignaz Herschl, 9. 3. 1942
(502,1 KB)

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