Widerstand und Verfolgung in der Steiermark
ArbeiterInnenbewegung und PartisanInnen 1938-1945
Hrsg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
Mit einer Einführung von Heimo Halbrainer
Bearbeitet von Elisabeth Holzinger, Manfred Mugrauer und Wolfgang Neugebauer
Graz: Clio 2019
In den wissenschaftlichen Editionen des DÖW zu Widerstand und Verfolgung in den österreichischen Bundesländern erschienen bislang die Dokumentationen zu Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich und Salzburg, insgesamt bis dato 13 Bände. Im Frühjahr 2019 folgte ein weiterer Band über Widerstand und Verfolgung in der Steiermark, der zwei große Teilbereiche umfasst: zum einen den Widerstand der organisierten ArbeiterInnenbewegung, also jenen von sozialistischen und kommunistischen Widerstandsgruppen, zum anderen den bewaffneten Widerstand, also jenen von PartisanInnengruppen. Im Mittelpunkt stehen hier die bewaffneten Gruppen der "Österreichischen Freiheitsfront", die österreichischen Freiheitsbataillone, die 1944/45 im Rahmen der Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee im Einsatz waren, und die Kampfeinsätze im Rahmen der alliierten Armeen. Im Kontrast zu den bisher publizierten Bundesländereditionen wurde der Untersuchungszeitraum auf die NS-Herrschaft eingegrenzt. Thematisiert wird auch ein Sonderfall des antifaschistischen Widerstands und Exils, nämlich die Rolle von Steirerinnen und Steirern im Spanischen Bürgerkrieg ab 1936. Ein dritter, kleinerer Teilbereich hat überparteiliche Widerstandsgruppen zum Gegenstand, die sich unter Einschluss von VertreterInnen der ArbeiterInnenbewegung formierten.
Die Edition konzentriert sich damit auf den aktiven, politisch organisierten Widerstand der ArbeiterInnenbewegung und den bewaffneten Widerstand von PartisanInnengruppen. Weitere Bereiche von Widerstand und Opposition, von Diskriminierung und Verfolgung in der Steiermark sollen in Nachfolgebänden dokumentiert werden. Diese werden neben dem organisierten Widerstand des katholisch-konservativen Lagers, dem individuellen Widerstand und dem militärischen Widerstand (innerhalb der Deutschen Wehrmacht) auch die nationalsozialistische Verfolgung aus rassistischen, religiösen und nationalen Gründen (Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti, ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangene) sowie die Verfolgung von Homosexuellen, ebenso die NS-Medizinverbrechen und die Endphaseverbrechen zum Gegenstand haben.
Für die Edition wurden Dokumente aus folgenden Archiven herangezogen:
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Die im DÖW selbst gesammelten Materialien, die aus in- und ausländischen Beständen sowie von zahlreichen Einzelpersonen stammen, bilden den Ausgangspunkt und die Grundlage der Arbeit
- Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik: Akten des Reichskommissars Bürckel aus den Jahren 1938 bis 1940, des Reichsstatthalters und des Stillhaltekommissars von 1939 bis 1945, Militärgerichtsakten, unveröffentlichte Manuskripte für das von der Bundesregierung im Jahr 1946 herausgegebene „Rot-Weiß-Rot-Buch“
- Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv: Justizakten
- Steiermärkisches Landesarchiv: Akten des Landesgerichts Graz, Opferfürsorgeakten, Volksgerichtsakten
- Oberlandesgericht Wien: Akten der Besonderen Senate des OLG Wien aus den Jahren 1938 bis 1945 ausnahmslos politisch Verfolgte betreffend
- Zentrales Parteiarchiv der KPÖ, Wien
- Mitgliedsakten des KZ-Verbandes (im DÖW)
- Auszüge aus Chroniken von Gendarmeriepostenkommanden und Bezirksgendarmeriekommanden
- Auszüge aus Gemeinde- und Pfarrchroniken
- Bundesarchiv Berlin: Dokumente des Reichssicherheitshauptamtes und Verfahrensakten des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof (aus dem früheren „NS-Archiv“ des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und aus dem Berlin Document Center), die erst nach dem Ende der DDR der Forschung vollständig zugänglich gemacht wurden
- Bundesarchiv Berlin, Stiftung Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO): Materialien aus dem ehemaligen Zentralen Parteiarchiv der SED
- Internationaler Suchdienst Arolsen
- Imperial War Museum, London
- National Archives, Kew
- Russisches Staatsarchiv für Sozial- und Politikgeschichte (RGASPI), Moskau: Akten des ehemaligen Instituts für Marxismus-Leninismus (IML) beim ZK der KPdSU (u. a. aus dem Archiv der Kommunistischen Internationale)
Die Untersuchung beschränkt sich auf das heutige Territorium des Bundeslandes Steiermark, unter Ausschluss der seit 1941 besetzten Untersteiermark und des südlichen Teils des Burgenlandes, der seit dem 15. Oktober 1938 dem Reichsgau Steiermark angehörte.
Als Quellen wurden folgende Materialien herangezogen und auszugsweise wiedergegeben:
- Justizdokumente (Einvernahmeprotokolle, Anklageschriften, Urteile, Gnadengesuche, Haftbescheinigungen usw.)
- Materialien des Polizei- und Sicherheitsapparats (Anzeigen, Erhebungsberichte, Einvernahmen, Tagesberichte und Tagesrapporte, Situations- und Lageberichte, Personalakten, Anhalte- und Schutzhaftbefehle usw.)
- Gesetze, amtliche Erlässe, Verordnungen und Rundschreiben
- Materialien der WiderstandskämpferInnen und Widerstandsgruppen: Flugschriften, Broschüren, Zeitungen und Zeitschriften, interne Materialien (Schulungsunterlagen usw.), Haftaufzeichnungen, Briefe usw.
- Erinnerungsberichte, Lebensläufe und Interviews aus der Zeit nach 1945
- Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften
Nur dort, wo kein Quellenmaterial zur Verfügung stand oder es zur Vervollständigung der angeführten Quellen notwendig war, werden Auszüge aus der bereits gedruckt vorliegenden Forschungsliteratur verwendet.