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DÖW: Gegen Geschichtsmanipulation von LH Haider

Presseaussendung, 8. Juli 2003

 

Wenn Landeshauptmann Jörg Haider in einer Presseaussendung die vom NS-Regime mit brutaler Gewalt aus Kärnten vertriebenen jüdischen Menschen als "ehemals aus dem Land im Zuge der Wirren des Zweiten Weltkrieges ausgewanderte Kärntnerinnen und Kärntner" bezeichnet, so ist diese Formulierung eine klare Manipulation des tatsächlichen Sachverhaltes. Wie dem umfangreichen Werk "Die Juden in Kärnten und das Dritte Reich" von August Walzl (Klagenfurt1987) entnommen werden kann, erfolgte die Vertreibung der Juden nicht im Zweiten Weltkrieg, sondern bereits in den Jahren 1938 und 1939, und zwar unter maßgeblicher Mitwirkung Kärntner Nationalsozialisten. Von einer Auswanderung (im Sinne von Freiwilligkeit) konnte keine Rede sein, weil dieser Exodus mit Pogromen und Beraubung ("Arisierung") verbunden war. Wer das NS-Regime und den nationalsozialistischen Terror mit "Wirren des Zweiten Weltkrieges" umschreibt, hat offenbar Probleme die Dinge beim Namen zu nennen. Diese euphemistische Sichtweise schließt nahtlos an frühere Aussagen von Landeshauptmann Haider ("ordentliche Beschäftigungspolitik" des "Dritten Reiches", "Ehre und Anerkennung" für Waffen-SS Angehörige etc.) an und zeigt, dass sich an Haiders Geschichtsbild offenbar nichts geändert hat.

 

Wien, am 8. Juli 2003

 

Prof. Dr. Wolfgang Neugebauer
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

 

 

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