DÖW-Kooperation: (Online-)Vortragsreihe vom 11. bis 30. November 2021
Nach Covid-bedingter Unterbrechung im Vorjahr findet 2021 wieder die etablierte gemeinsame Vortragsreihe von JIFE (Jüdisches Institut für Erwachsenenbildung) und DÖW statt. An vier Terminen widmet sie sich dem Antisemitismus im Lichte aktueller Kontroversen: vom Streit um den Begriff selbst und um die zutreffende Erklärung des Phänomens über antisemitische Gehalte im Meinungskampf um Ursachen und Umgang mit der Covid-19-Pandemie bis hin zur wieder aufgenommenen Debatte um ein markantes Denkmal in Wien.
11. November 2021
Brigitte Bailer: Antisemitismus – was ist das eigentlich?
Seit dem 19. Jahrhundert wurde in verschiedener Weise versucht zu definieren, was Antisemitismus sei. Dabei waren stets auch Widerstände jener zu überwinden, die sich fälschlich kritisiert sahen. Ähnliches geschieht auch heute: der umfassenden Arbeitsdefinition von Antisemitismus, die die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) vorgelegt hat, werden aus verschiedenen Gründen andere Definitionen entgegengestellt, darunter zuletzt auch die sogenannte „Jerusalem Declaration“ (JDA). Der Vortrag wird sich mit der Definition der IHRA sowie den Motiven ihrer KritikerInnen auseinandersetzen.
Brigitte Bailer, Sozialwissenschafterin und Historikerin, 2004-2014 wissenschaftliche Leiterin des DÖW, Dozentin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, seit 2005 Mitglied der österreichischen Delegation zur IHRA. Forschungen zu Widerstand und Verfolgung in der NS-Zeit, Rechtsextremismus und Holocaustleugnung nach 1945 sowie zum Umgang Österreichs mit den Opfern des Nationalsozialismus.
18. November 2021
Florian Zeller: Antisemitismus in Zeiten von Pandemie und Corona-Protest
In Verbindung mit der Corona-Pandemie ist auch in Österreich eine neue Konjunktur an Verschwörungsmythen zu verzeichnen. Die Verbreitung erfolgt dabei nicht nur im Internet, sondern auch im Rahmen von Aktionen und Mobilisierungen auf der Straße. Warum Verschwörungsmythen in Krisenzeiten virulent werden und weswegen nicht selten antisemitische Motive und Erzählungen mit ihnen einhergehen, soll im Vortrag genauer erläutert werden. Zur Veranschaulichung wird dabei auf Fotomaterial der „Corona-Proteste“ zurückgegriffen. Auf dieser Grundlage erfolgt eine theoretische Auseinandersetzung mit dem sich in den Protesten manifestierenden Antisemitismus sowie eine historische Einbettung dieser Manifestationen in dessen Geschichte.
Florian Zeller hat Internationale Entwicklung und Politikwissenschaft studiert. Er ist aktuell Mitarbeiter am DÖW sowie im Forschungsprojekt Cultures of Rejection (CuRe) am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, Mitglied der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (FIPU) und gehört dem Vorsitz der Internationalen Liga gegen Rassismus und Antisemitismus (LICRA) Österreich an.
25. November 2021 - verschoben
Gabu Heindl: Stein des Anstoßes – die Wiener Lueger-Debatte
Seit geraumer Zeit wird in Wien um die Benennung eines zentralen Platzes nach dem früheren Bürgermeister Karl Lueger und um das dortige Lueger-Denkmal gestritten. Luegers Antisemitismus und Populismus, die ihn zum Idol Adolf Hitlers machten, halten VerteidigerInnen des Status quo seine Verdienste um die Stadt entgegen – und sehen in der Debatte eine „Cancel Culture“ am Werk. Der Vortrag stellt die Positionen der Kontroverse dar, erörtert die Argumente des Pro-Lueger-Lagers und diskutiert verschiedene Ansätze des Umgangs mit der Situation – Kommentierung, Umgestaltung, Entfernung – aus stadtplanerischer, demokratietheoretischer und geschichtspolitischer Sicht.
Gabu Heindl ist Architektin und Stadtplanerin. Sie studierte in Wien, Tokio und Princeton und lehrt aktuell an der Architectural Association London und als Professorin für Städtebau in Nürnberg. 2020 erschien im Wiener Mandelbaum-Verlag ihr Buch „Stadtkonflikte – Radikale Demokratie in Architektur und Stadtplanung“.
30. November 2021- Online-Vortrag
Andreas Peham: Einführung in die Kritik des Antisemitismus
Der Antisemitismus fordert kritische Theorie und Praxis bis heute heraus. Gerade hierzulande kann die Gesellschaft nicht verstanden werden, wenn der Antisemitismus unverstanden bleibt. Als sozialer (realitätstauglicher) Wahn ist er aber selbst nicht kritisierbar, sondern die Verhältnisse, die ihn hervorbringen und begünstigen. Es lässt sich nicht auf eine Ursache zurückführen und schon gar nicht auf das Verhalten von Jüdinnen und Juden. Bei den AntisemitInnen und ihrer ideologischen Vergesellschaftung – und nicht bei den Objekten des Antisemitismus – hat jede Ursachenforschung und jede Gegenstrategie anzusetzen.
Andreas Peham, seit 1996 Mitarbeiter am DÖW (Bereich Rechtsextremismusforschung), Gründungsmitglied von FIPU, seit Mitte der 1990er-Jahre in der LehrerInnenfortbildung und in der Politischen Bildung an Schulen tätig (rassismus- und antisemitismuskritische Bildungsarbeit). Sein Buch „Kritik des Antisemitismus“ erscheint Anfang 2022 im Stuttgarter Schmetterling-Verlag.
Eintritt frei! Es gilt die 2G-Regel und FFP2-Maskenpflicht.
Zeit:
jeweils 18.30 bis 20.00 Uhr
Ort:
Aufgrund der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie finden der Vortrag am 30. November online statt. Der Veranstaltungslink wird nach Anmeldung zugeschickt.
Anmeldung erforderlich:
jife@vhs.at
oder online unter:
www.vhs.at/de/k/288586809 (11. 11.)
www.vhs.at/de/k/288586813 (18. 11.)
www.vhs.at/de/k/288586814 (25. 11.)
www.vhs.at/de/k/288586812 (30. 11.)