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Name russisch: Шнейдер Франц Фрицевич (Франц Францевич)
Geboren: 1913, Graz
Beruf: Maschinenbauingenieur
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 10.11.1935
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Vostrjakovo (Moskovskaja obl.), Sverdlovskaja obl.
Verhaftet: 23.03.1938, Moskau
Anklage: antisowjetische Agitation
Urteil: 16.03.1940, Militärstaatsanwalt des Moskauer Wehrkreises, Entlassung mangels Tatbestands
Emigrationsmotiv: KP-Emigration
Schicksal: freigelassen
Franz Schneider wurde 1913 in Graz geboren. Sein Vater war ein k.u.k. Offizier, der die Mutter, Ottilie Schneider aus Gleisdorf, noch vor seiner Geburt verließ. Schneider wuchs bei Zieheltern auf, die 1934 in die Sowjetunion emigrierten. Sein Ziehvater war der jugoslawische Staatsbürger und zeitweilige Linzer KPÖ-Funktionär Hermann Brodnig. Franz Schneider machte in Wien bis 1933 eine Ausbildung zum Maschinenbauingenieur. Weil er keine entsprechende Arbeit fand, arbeitete er in Fabriken als einfacher Arbeiter und bemühte sich um ein Einreisevisum nach Russland. Im Dezember 1934 emigrierte er nach Prag, um dort auf ein russisches Visum zu warten. Arbeit fand er nicht in Prag, er wurde dort aber von der Roten Hilfe unterstützt. Gegen Jahresende 1935 erhielt er als Politemigrant ein russisches Visum, das ihm sein Ziehvater über die Rote Hilfe in Moskau verschafft hatte. Im November 1935 konnte er nach Moskau fahren. Anfangs lebte er drei Monate in einem Heim für Politemigranten und war wegen fehlender Dokumente arbeitslos, dann fand er Arbeit im 1. medizinischen Institut in Moskau als Schlosser. Nach etwa eineinhalb Jahren wurde er in diesem Institut als Konstrukteur eingesetzt. Er übersiedelte in ein Heim des medizinischen Institutes in Vostrjakovo, südlich von Moskau (heute innerhalb des Moskauer Stadtgebietes).
Als Franz Schneider am 23. März 1938 verhaftet wurde, war er nicht verheiratet, parteilos und angeblich staatenlos. Im zweiten Verhör am 27. März 1938 "gestand" er, von einem Wiener Polizeiinspektor namens Karl Maier als Spion angeworben worden zu sein, illegal nach Russland gefahren zu sein, um dort vor allem militärische Produktionsstätten auszuspionieren und sowjetfeindliche Arbeitskollegen für die österreichische Spionage anzuwerben. Anlass für die Verhaftung waren kritische Bemerkungen Schneiders in Richtung sowjetische Regierung und Stalin. Später widerrief Schneider das Geständnis, die kritischen Bemerkungen bezogen sich - zumindest stellte das der stellvertretende Militärstaatsanwalt V. Poluėktov im März 1940 fest - lediglich auf "Feinde des Volkes", die bis zu ihrer Verhaftung der Regierung angehört hatten.
Nach fast genau zwei Jahren in Haft wurde Schneider freigelassen, er soll danach im Gebiet Sverdlovsk gelebt haben.
Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, GARF, lists.memo.ru