A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Z
Name russisch: Миттер Франц Алоисович (Алойзович)
Geboren: 15.11.1915, Linz
Beruf: Maurer, Fräser
Letzter Wohnort in Österreich: Linz
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 03.06.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Char'kov, Verbilki (Moskovskaja obl.), Moskau, Rjazan', Simferopol'
Verhaftet: 26.10.1938, Simferopol'
Anklage: Spionage
Urteil: 13.12.1939, Sonderberatung (OSO), Ausweisung
Rehabilitiert: 29.09.1989, Militärstaatsanwaltschaft des Moskauer Wehrkreises
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration
Schicksal: an Nazi-Deutschland ausgeliefert
Franz Mitter, geb. 1915, stammte aus einer Linzer Arbeiterfamilie und machte nach der Pflichtschule eine Lehre als Maurer. Ab 1932 war er meist arbeitslos. 1933 wurde Mitter wegen Streikbeteiligung und anderer politischer Vergehen mehrmals verhaftet. Er war Mitglied der SAJ ab 1928, der SDAP und des Schutzbundes, wo er Zugsführer war, ab 1932. Im Februar 1934 nahm Mitter an den Kämpfen in Linz teil. Um nicht verhaftet zu werden, versteckte er sich in verschiedenen Wohnungen und flüchtete dann zusammen mit seinem Bruder Alois Mitter und Franz Schörgendorfer in die ČSR, von wo er mit dem zweiten Schutzbundtransport im Juni 1934 in die Sowjetunion gelangte.
Dort machte er 1934-1937 eine Ausbildung als Fräser in der Reparaturwerkstätte eines Char'kover Betriebes, in dem er bis Mai 1937 beschäftigt war. Anschließend wurde er von der Komintern zur militärischen Ausbildung für einen Spanieneinsatz nach Rjazan' entsandt, wurde aber nicht nach Spanien abkommandiert, weil ihm ein Diebstahl angelastet wurde. Mitter rechtfertigte sich damit, nur Sachen verkauft zu haben, die abreisende Genossen zurückgelassen hatten. Mitter lebte dann bis Juli 1938 in Moskau im Haus der Emigranten in der ul. Obucha. Kurze Zeit war er in der Sowchose Verbilki bei Taldom nördlich von Moskau als Maurer beschäftigt. Zurück in Moskau suchte er die deutsche Botschaft auf, um einen Pass für die Heimreise zu bekommen. Nach Anweisung der MOPR (Internationale Rote Hilfe) sollte er in der Zwischenzeit in Simferopol' arbeiten, daher fuhr er im Oktober 1938 auf die Krim, um dort in einem Rüstungsbetrieb als Dreher zu arbeiten.
Am 26. Oktober 1938 wurde Franz Mitter in Simferopol' verhaftet und anschließend in die Taganka nach Moskau verlegt. Es wurden ihm antisowjetische Propaganda und Spionage für Deutschland vorgeworfen, wofür seine Kontaktaufnahme mit der deutschen Botschaft einen Vorwand lieferte. Am 13. Dezember 1939 wurde Mitters Ausweisung beschlossen, am 15. Dezember 1939 wurde er bei Brest-Litovsk den deutschen Behörden übergeben.
Quelle: RGASPI, ÖStA, DÖW