Matthias Fuchs: "... ein asoziales Element nach wie vor." Opferfürsorge in Österreich für die vom NS-Regime als "asozial" verfolgte Menschen
Herbert-Steiner-Anerkennungspreis 2020
Diese zum Herbert-Steiner-Preis eingereichte Masterarbeit, betreut von Brigitte Bailer-Galanda, ist ein gutes Beispiel dafür, dass mit sauberer Quellenarbeit (in diesem Fall den Opferfürsorgeakten von Wien und Oberösterreich), mit bisher eher wenig beleuchteten Fragestellungen, mit Empathie und mit solidem historischen Grundwissen noch immer Neuland erschlossen werden kann, selbst in einem prinzipiell gut erforschten historischen Feld.
Die Arbeit ist methodisch sauber und mit einem verlässlichen Fundament an Theorie versehen. Sie unternimmt eingangs den Versuch, die Verfolgung von "Asozialen" im NS-Regime nachzuzeichnen, um sodann die Entstehung des Opferfürsorgegesetzes in Österreich zu beschreiben. Hier konnte das erschlossene Neuland natürlich nicht groß sein. Im zweiten Teil der Arbeit werden dann aber 13 Einzelschicksale dargestellt, die plastisch und drastisch zeigen, in welchem Ausmaß die Diskriminierung der Opfergruppe auch nach 1945 weiterging. Das liest sich bewegend und zeigt, dass durch den Blick auf die Einzelperson ein großer Erkenntnisgewinn möglich ist.
Der Verfasser macht auch durch seinen bisherigen Lebenslauf deutlich, dass er vielseitig interessiert und sozial engagiert ist. Das kommt auch in der Masterarbeit gut zum Ausdruck, die vor allem dort überzeugt, wo Matthias Fuchs die Leserin und den Leser ganz unmittelbar am Schicksal diskriminierter Menschen teilnehmen lässt, die auch in der Zweiten Republik ausgegrenzt wurden.