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Peter Larndorfer: Gedächtnis und Musealisierung

Die Inszenierung von Gedächtnis am Beispiel der Ausstellung "Der österreichische Freiheitskampf 1934 - 1945" im Dokumentationsar

Abstract

 

Diese Arbeit wurde mit dem Herbert-Steiner-Anerkennungspreis 2010 ausgezeichnet.

 

 

Die vorliegende Arbeit ist erstens eine Dokumentation jener Ausstellung, die für die öffentliche Darstellung und Vermittlung der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich eine zentrale Rolle einnahm: die 1978 durch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) eröffnete Ausstellung "Der österreichische Freiheitskampf 1934 - 1945". Sie war bis 2005 in der Bürgerstube des Alten Rathauses zu sehen und stellte ein zentrales Element zeitgeschichtlicher Bildungsarbeit in Österreich dar - neben der Ausstellung in der Gedenkstätte Mauthausen war sie überhaupt lange Zeit die einzige Ausstellung zum Nationalsozialismus in Österreich.

 

Zweites Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine kontextualisierende und historisierende Analyse dieser Ausstellung. Nach den Umbrüchen im "österreichischen Gedächtnis" rund um die Waldheim-Debatte sah sich die Ausstellung, etwa wegen ihrer starken Betonung des Widerstandes oder der Darstellung der österreichischen Bevölkerung als Opfer des Nationalsozialismus (nicht aber als aktive [Mit-]TäterInnen), verstärkt mit Kritik konfrontiert. Die Diplomarbeit "Gedächtnis und Musealisierung" versucht die zentralen Narrative der Ausstellung "Der österreichische Freiheitskampf 1934 - 1945" herauszufiltern und mit der historischen Situation zur Zeit der Gestaltung der Ausstellung in Verbindung zu bringen. So ist die starke Betonung des Widerstandes nachvollziehbar, wenn man sie vor dem Hintergrund der permanenten Anfeindungen gegenüber jeglicher öffentlicher Thematisierung des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus seitens der "Ehemaligen" betrachtet. Die Betonung des Opferstatus Österreichs ist besser verständlich, wenn man bedenkt, dass die Ausstellung maßgeblich von ehemaligen Widerstandskämpfern und Widerstandskämpferinnen gestaltet wurde, für die der Opfermythos kein Mythos, sondern eigene Erfahrung war, und dass es dieser Gruppe ein Anliegen war, dem "Heldengedenken" der ehemaligen Wehrmachtssoldaten eine eigene Interpretation der Geschichte des Nationalsozialismus in Österreich entgegenzusetzen.

 

Mit einer Kombination aus gedächtnistheoretischen und semiotischen Ansätzen wird in der vorliegenden Arbeit die gesamte Ausstellung in einzelne Narrative zerlegt, die mit geschichtspolitischen Entwicklungen kontextualisiert werden. Im letzten Abschnitt der Arbeit werden noch einmal einige große Erzählungen der Ausstellung in Verbindung mit der Frage nach den geschichtspolitischen Zielen der AusstellungsmacherInnen dargelegt. So wird deutlich, dass die ehemaligen WiderstandskämpferInnen und jungen HistorikerInnen, welche die DÖW-Ausstellung in den 1970er Jahren gestalteten, den Versuch unternommen haben, die partikularen Narrative des Widerstandes dem "kollektiven Gedächtnis" Österreichs einzuschreiben. Zu diesem Zweck knüpft die Ausstellung immer wieder an hegemonialen Narrativen an, wenn etwa der "Geist der Lagerstraße" zitiert wird und die für die Ausstellung verantwortliche Institution, das DÖW, sich selbst in diese Traditionslinie stellt. Vor allem am Ende der Ausstellung werden die geschichts- und gesellschaftspolitischen Ziele hinter der Ausstellung deutlich: Hier werden unübersehbar die damals aktuellen, teils sehr brisanten rechtsextremen Tendenzen (etwa der "Kärntner Ortstafelsturm" oder die Affäre Borodajkewycz) offen angesprochen und die BesucherInnen dazu aufgerufen, sich klar gegen neuen Rechtsextremismus zu positionieren.

 

In einem kurzen Ausblick wendet sich die Arbeit der neuen Ausstellung des DÖW zu und versucht, die wesentlichen Veränderungen, die mit der Neugestaltung einhergingen, zusammenzufassen: Die Ausstellung wurde thematisch viel breiter, zeigt ein differenzierteres Bild der Haltung der österreichischen Bevölkerung und thematisiert die Transformationen des "österreichischen Gedächtnisses". Die Ausstellung wurde "neutraler" und "wissenschaftlicher", die politischen Appelle der WiderstandskämpferInnen nehmen in der neuen Ausstellung weniger Raum ein als in der älteren.

 

 

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