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Gedenktafeln in Wiener Städtischen Wohnhausanlagen

2010 abgeschlossen

Projektbetreuung: Dr. Ursula Schwarz (e-mail)

 

Auf Anregung von Vizebürgermeister Dr. Michael Ludwig sollen an allen Wiener Städtischen Wohnhausanlagen detaillierte Hofbeschreibungen angebracht werden. Zusätzlich soll dabei der WiderstandskämpferInnen und Verfolgten aus den Jahren aus den Jahren 1934–1938 und 1938–1945 gedacht werden, die in diesen Wohnhausanlagen lebten bzw. von dort vertrieben wurden.

 

Im Rahmen dieses Projekts, das 2009 startete, wurden im Auftrag der Stadt Wien folgende Personengruppen erfasst:

 

  • Jüdische MieterInnen, die aufgrund der nationalsozialistischen Judenverfolgung gezwungen wurden, ihre Wohnungen zu verlassen, und die später der Shoah zum Opfer fielen

    Festgestellt werden sollte das Schicksal der HauptmieterInnen ebenso wie der weiteren Familienmitglieder, die gemeinsam mit dem/der HauptmieterIn die Wohnungen verlassen mussten.

    Dazu liegen die Ergebnisse mehrjähriger Forschungsarbeiten vor: Einerseits konnten die Ergebnisse des von Herbert Exenberger, Johann Koß und Brigitte Ungar-Klein durchgeführten Forschungsprojekts zu den Kündigungen jüdischer GemeindemieterInnen 1938/39, andererseits die vom DÖW im Rahmen des Großprojektes Namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer erstellten Datenbanken zur Recherche des weiteren Schicksals der gekündigten MieterInnen herangezogen werden. Zusätzlich wurden seit der Fertigstellung dieser beiden Projekte neu hinzugekommene Fakten und Namen in die Recherchen einbezogen bzw. nochmals die Vollständigkeit der Forschungsergebnisse von Exenberger et al. im Lichte neuerer Forschungen überprüft.

  • Hingerichtete, ermordete oder infolge der Verfolgung verstorbene WiderstandskämpferInnen der Jahre 1938-1945

    Das DÖW legt seinen Arbeiten zum Widerstand in der NS-Zeit den seinerzeit vom Linzer Historiker Karl R. Stadler formulierten weiten Widerstandsbegriff zugrunde, der nicht nur (partei-)politischen Widerstand im engeren Sinn, sondern, wie Stadler festhielt, jeden Versuch, "anständig zu bleiben", als Widerstand gegen die unmenschlichen Normen des NS-Regimes wertet. WiderstandskämpferInnen nach diesem Verständnis von antinationalsozialistischem Widerstand waren daher nicht nur jene Männer und Frauen, die im Rahmen organisierter Widerstandsgruppen ihr Leben riskierten, sondern auch jene, die sich aus Menschlichkeit der staatlich verordneten Unmenschlichkeit widersetzten, indem sie beispielsweise Verfolgte unterstützten, oder auch jene, die aus religiös-weltanschaulicher Überzeugung auf sich alleine gestellt den Anordnungen des NS-Regimes keine Folge leisteten und beispielsweise aus dieser Motivation heraus den Wehrdienst oder Arbeit in der Rüstungsindustrie verweigerten.

    Die Grenzen zwischen Widerstand und politischer Verfolgung können nicht in allen Fällen klar gezogen werden, daher sollte im Rahmen dieses Projekts auch jener Personenkreis einbezogen werden, der aus Gründen der politischen Verfolgung im weiteren Sinne sein Leben verlor.

    Anhand der im Rahmen des gemeinsam mit dem Karl von Vogelsang-Institut durchgeführten Forschungsprojektes Namentliche Erfassung der Opfer politischer Verfolgung gesammelten Daten konnte eine erste Recherche zu Opfern aus Wiener Gemeindebauten durchgeführt werden, die dann in der Folge durch weiterführende Untersuchungen mittels anderer Quellen ergänzt wurde, da z. B. in den zur Verfügung stehenden Datenbanken nicht immer die letzte Wohnadresse des Verfolgungsopfers enthalten ist.

  • Opfer der Jahre 1934 - 1938, insbesondere Februarkämpfer von 1934

    Da in der historischen Fachliteratur immer wieder die Frage aufgeworfen wird, ob nicht auch vom Austrofaschismus verfolgte Nationalsozialisten als Opfer dieser Jahre zu verstehen seien, ist hier klarzustellen, dass es sich bei diesem Forschungsauftrag nur um die Erfassung jener Gemeindemieter handeln kann, die im Dienste der Demokratie und Freiheitsrechte 1934 - 1938 verfolgt wurden bzw. an der Seite der demokratischen Kämpfer im Februar 1934 ihr Leben verloren. Für diesen Personenkreis besteht erhöhter Forschungsbedarf, da dazu keine konzentrierten Datensammlungen vorliegen. Zurückgegriffen werden konnte u. a. auf Publikationen des DÖW (wie Widerstand und Verfolgung in Wien 1934 - 1945) und auf Ergebnisse von Wiener lokalgeschichtlichen Forschungen (z. B. die Publikationsreihe, die im Rahmen des 40-jährigen Bestandes der SPÖ Wien 1985 erstellt wurde) sowie auf Angaben der Opferverbände, vor allem der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer, oder der Opferfürsorgebehörden.

  • ÖsterreicherInnen, die im Kampf auf der Seite der Spanischen Republik 1936-1939 gefallen sind oder anschließend Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurden

    Hier konnte auf wertvolle Vorarbeiten des DÖW zurückgegriffen werden, wo der ehemalige Spanienkämpfer Hans Landauer über Jahrzehnte hinweg Unterlagen zu allen jenen Österreichern und Österreicherinnen gesammelt hat, die auf der Seite der Spanischen Republik kämpften. Anhand der Spanien-Dokumentation des DÖW wurde ein mittlerweile in 2. Auflage erschienenes biographisches Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer herausgegeben, das Angaben zu rund 1400 österreichischen Spanienkämpfern und Spanienkämpferinnen enthält. Hier konnten die aus Wien stammenden Personen herausgesucht und deren Adressen durch Meldeanfragen an das Wiener Stadt- und Landesarchiv recherchiert werden, sofern sie nicht bereits vorhanden waren.

 

Die Recherchen für die nachgefragten Wohnhausanlagen wurden 2010 abgeschlossen, die entsprechenden Gedenktafeln 2011 errichtet.

 

 

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