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Die Aula

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8010 Graz, Merangasse 13

1951 - 1952: Der freiheitliche Akademiker - Mitteilungsblatt des Akademikerverbandes Österreichs, ab 1952: Die Aula. Das freiheitliche Magazin

Medieninhaber und Herausgeber: Aula-Verlag Ges. m. b. H.; Eigentümer: Freiheitliche Akademikerverbände Steiermark, Wien - Niederösterreich - Burgenland, Oberösterreich, Kärnten, Salzburg; Schriftleitung: Herwig Nachtmann (bis 1999), Prim. Dr. Otto Scrinzi (bis 2004), Martin Pfeiffer (bis 2018)

 

Nach Erscheinen der Juni-Ausgabe 2018 wurde das Erscheinen der Aula eingestellt. Als Nachfolgezeitschrift erscheint seit Ende 2018 das Magazin Freilich.

 

 

 

 

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Charakteristik

 

Die im Grazer Aula-Verlag erschienene Zeitschrift Aula war nicht nur eines der ältesten Medien des österreichischen Rechtsextremismus nach 1945, sondern auch ein für diesen langjährig prägendes Organ in politisch-organisatorischer Hinsicht und in weltanschaulichen Belangen. Während sie sich in jüngster Zeit zunehmend von neuen Online-Medien und zeitgemäßeren rechtsextremen Printprodukten herausgefordert sah, kam ihr nach wie vor eine wichtige Brückenfunktion zwischen der FPÖ und allen außerparlamentarischen Strömungen des Rechtsextremismus und Deutschnationalismus zu. Im Wesentlichen repräsentierte Die Aula das deutschnationale bis rechtsextreme Milieu in Österreich. Offiziell ist der Aula-Verlag im Gemeinschaftsbesitz der Arbeitsgemeinschaft Freiheitlicher Akademikerverbände Österreichs und steht dadurch in engem organisatorischen Zusammenhang mit dem völkischen Studentenverbindungswesen. Akademikerverbände wie Burschenschaften stellen ein wichtiges intellektuelles Nachwuchsreservoir nicht nur der FPÖ, sondern einer ganzen Reihe rechtsextremer und selbst neonazistischer Gruppierungen dar.

 

Deckte Die Aula anfangs ein breites Spektrum vom Neonazismus bis zu einem sich demokratisch verstehenden Deutschnationalismus und zu rechtskonservativen Positionen ab, erlebte die Blattlinie im Lauf der Jahrzehnte eine zunehmende Verengung. Nachdem Herwig Nachtmann im August 1995 wegen eines Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz verurteilt worden war (siehe: Prozess nach NS-Verbotsgesetz), kehrten zahlreiche Autoren, allen voran Andreas Mölzer und Jürgen Hatzenbichler, der Aula den Rücken. Schon nach dem Mordanschlag auf burgenländische Roma im Februar 1995 ging FPÖ-Obmann Haider, der noch 1991 zum 40-jährigen Bestehen gratulierte, auf Distanz zur Aula, die als mögliche Stichwortgeberin der Bajuwarischen Befreiungsarmee polizeiliches wie mediales Interesse auf sich gezogen hatte. Zudem rückte nun der damalige steirische FPÖ-Landesrat Michael Schmid von weiteren Subventionszahlungen an Die Aula ab. Derart isoliert, begann die Zeitschrift, weitgehend auf rechtskonservative Positionen zu verzichten. Daneben führten Versuche, die rechtsextreme Urheberschaft des (Brief-)Bombenterrors zu leugnen, mehr und mehr zu abstrusen Verschwörungstheorien.

 

Unter dem maßgeblichen Einfluss des deutschen Rechtsextremisten Jürgen Schwab beschränkte sich Die Aula in Themen- und Autorenauswahl mehr und mehr auf die engere rechtsextreme Szene (mit Schwerpunkt BRD). Neben deutlichen Sympathiebekundungen für rechtsextreme Parteien stand Die Aula diesen zunehmend auch unmittelbar offen. Immer wieder schienen Kader der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NDP) als Autoren oder Interviewpartner auf.

 

Der letzte Aula-Schriftleiter Martin Pfeiffer ist seit 2010 Vorsitzender der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP), einer Vereinigung rechtsextremer Geschichtsfälscher (siehe: FPÖ-Abgeordneter bei rechtsextremen Geschichtsfälschern). Unter seiner Ägide war seit Jahren eine neuerliche Zunahme von offenem Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungstheorien, Revanchismus und Geschichtsklitterung in der Aula feststellbar. Vgl. dazu beispielhaft etwa die Hefte von Februar 2016 (siehe: Die Aula im Februar 2016) oder März 2015 (siehe: NS-Apologie, "Revisionismus" und Antisemitismus in der Aula).

 

Vor allem aufgrund anhaltender antisemitischer Agitation sorgt Die Aula immer wieder für Kritik und Empörung. Auch mit NS-Apologie machte man von sich reden, manchmal wurden dabei auch die Grenzen zum "Revisionismus" überschritten oder eindeutige politische Statements in Form des Vertriebs von NS-Literatur abgegeben. Zudem wurden (verurteilte) Neonazis zustimmend als "Volkstumskämpfer" oder "Nationale" verharmlost.

 

Die zunehmende Radikalisierung hielt einige FPÖ-Funktionäre nicht davon ab, weiterhin in der Aula zu publizieren (2016 etwa Hannes Amesbauer, Mario Kunasek, Mario Eustacchio, Marco Triller) oder ihr für Interviews zur Verfügung zu stehen (Georg Mayer, Armin Sippel, Mario Eustacchio oder – 2016 allein dreimal – Parteichef Heinz-Christian Strache). Neben symbolischer Aufwertung erfuhr Die Aula traditionell auch finanzielle Unterstützung von freiheitlicher Seite: die FPÖ zählte, insbesondere vor Wahlgängen, zu ihren wichtigsten InseratenkundInnen (siehe: Die FPÖ und das "freiheitliche Magazin"). All dies, zusammen mit einer im parteipolitischen Sinn explizit parteilichen Berichterstattung, unterstrich den Charakter des "freiheitlichen Monatsmagazins" (Eigenbezeichnung) als inoffizielles Partei(vorfeld)organ. Konsequenterweise bezeichnete die FPÖ in einer parlamentarischen Anfrage von 1998 die Freiheitlichen Akademikerverbände und deren "Mitgliederzeitschrift 'Aula'" als "FP-Vorfeldorganisationen". (Anfrage, XX. Legislaturperiode des Nationalrats, 5310/J, 1998-12-02)

 

Zur Charakteristik der Aula bis in die 1990er-Jahre siehe ausführlich Gärtner, Reinhold: Die ordentlichen Rechten. Die Aula, die Freiheitlichen und der Rechtsextremismus, Wien 1996.

 

 

Die Nennung von AutorInnen in rechtsextremen Publikationen bedeutet nicht, dass alle Genannten als RechtsextremistInnen qualifiziert werden. Gleiches gilt für die in dieser Rubrik angeführten Gruppen: Nicht jede Organisation oder Partei mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus ist selbst als rechtsextrem einzustufen.

Rechtsextremismus wird in keiner Weise mit Nationalsozialismus, Neonazismus oder Neofaschismus gleichgesetzt.

 

 

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Gegen "Ostküste", "Blutsvermischung" und "parasitäres Großkapital"

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Christine Schindler
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