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Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

Grußwort

 

Als Bundespräsident ist es mir eine besondere Freude, dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) zum 50-jährigen Bestandsjubiläum gratulieren zu können.

 

Die Gründung des DÖW im Jahr 1963 entsprang dem Wunsch jener Männer und Frauen, die Widerstand oder Verfolgung aus politischen und rassisti­schen Gründen überleben konnten und nun besonders die Jugend über die Gräuel des nationalsozialistischen Regimes informieren wollten. Es geschah dies nicht zuletzt auch im Bewusstsein einer Verpflichtung jenen gegenüber, die die Befreiung Österreichs nicht mehr erleben konnten.

 

Aus einer kleinen und anfangs wenig beachteten Initiative wurde eine staatspolitisch bedeutsame Institution, die längst große Anerkennung genießt. Ohne die Forschungstätigkeit des DÖW wären viele Erkenntnisse zu den NS-Verbrechen, die heute zum Allgemeinwissen gehören, nicht aufgefunden und verbreitet worden.

 

Für das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes gab es nie den in der Nachkriegsdiskussion ebenso wie heute manchmal konstruierten Gegensatz zwischen der Würdigung von Widerstand gegen das Hitler-Regime und dem Gedenken an die Zigtausenden von Opfern der Verfolgung und des Terrors. Die Selbstverständlichkeit, dass beides zu würdigen ist und aller Opfer zu gedenken ist, war eine der wichtigsten Leistungen des DÖW.

 

Unbestritten haben Österreicherinnen und Österreicher in den Zeiten des Schreckens in vielfältiger Weise auch Widerstand geleistet. Ebenso unbestritten ist aber auch, dass viele – oft sogar an maßgeblicher Stelle – als Täter beteiligt waren. Dies bewusst zu machen, ist ein weiteres großes Verdienst der von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des DÖW geleisteten wissenschaftlichen Arbeit.

 

Neben vielen anderen wertvollen Erkenntnissen verdanken wir dem Dokumentationsarchiv, dass wir heute die Namen von rund 63.200 der ermordeten jüdischen Österreicherinnen und Österreicher kennen. Dazu kommen jene von mehr als 8.000 Frauen und Männern, die aus politischen Gründen von den Nationalsozialisten hingerichtet worden sind.

 

Das DÖW hat seinen Blick aber auch auf die Gegenwart gerichtet und warnend heutigen Rechtsextremismus, Neonazismus, Rassismus und Antisemitis­mus thematisiert. Dies hat ihm politische Feindschaft eingetragen, die aber wiederum die Notwendigkeit solcher Warnungen deutlich unter Beweis stellt.

 

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes ist eine in Österreich einzigartige Institution, die nicht nur archiviert und sammelt, sondern darüber hinaus auch forscht und wertvolle Vermittlungsarbeit leistet. Tau­sende Jugendliche besuchen jährlich die drei ständigen Ausstellungen des DÖW. Die Ausstellung im Alten Rathaus ist dabei die einzige in Wien, die einen umfassenden Blick auf den Aufstieg des NS-Regimes ermöglicht, Widerstand und Verfolgung sowie die Zeit danach thematisiert.

 

Durch die Vielfältigkeit und Qualität der Arbeit ist das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes auch für die Zukunft unverzichtbarer Bestandteil außeruniversitärer Forschung sowie staatsbürgerlicher und demokratischer Bildungsarbeit.

 

Ich wünsche dem DÖW für die Zukunft alles Gute und gratuliere nochmals zum 50-jährigen Bestehen!

 

 

Veröffentlicht in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Opferschicksale. Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus. Jahrbuch 2013, Wien 2013

 

 

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