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Der RFJ und die Neonazis

Neues von ganz rechts - Dezember 2003

Der DÖW-Bericht über eine enge Kooperation zwischen dem Wiener Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) und der Neonazi-Szene (Rechtsextreme und Neonazis am Nowotny-Grab ») sorgte für mediale Aufregung. Von der APA auf die Tatsache angesprochen, dass mit Clemens Otten einer der Hauptverantwortlichen für die Neonazi-Kundgebung am Wiener Heldenplatz (13. April 2002) im Bundesvorstand des RFJ sitzt, floh der auch intern umstrittene RFJ-Bundesvorsitzende Johann Gudenus in abwehrende Allgemeinplätze. Etwas mehr Problembewusstsein besitzt offenbar RFJ-Bundesgeschäftsführer Nikolaus Amhof, der behauptete, die RFJ-Mitgliedschaft Ottens sei derzeit ruhend gestellt. Demgegenüber scheint Otten im jungfreiheitlichen Organ tangente (4/2003) jedoch mit einer RFJ-e-mail-Adresse auf.

Der von Gudenus und Kameraden eingeschlagene stramme Rechts-Kurs schlägt sich auch in den Inhalten des RFJ-Organs nieder. So befasst sich der designierte Chefredakteur der rechtsextremen Monatszeitschrift Aula, Martin Pfeiffer, in der tangente (4/2003) mit dem "gestörte[n] Verhältnis" der BRD und Österreichs zu Israel. Für Pfeifer "ist es an der Zeit, auch der Regierung des 'auserwählten Volkes' einmal den Spiegel vorzuhalten und auf ein Ende der Sonderbehandlung der Palästinenser zu pochen". Und Detlef Wimmer dekretiert, dass die "Jugend [...] keine endlosen Diskussionen über die Vergangenheit [braucht]", um zwei Sätze weiter das "öffentliche Bekenntnis zu den Helden unserer Vergangenheit" zu einer Aufgabe des RFJ zu erklären.

Dass die Wiener Jungfreiheitlichen auch in personeller Hinsicht keine Berührungsängste mehr kennen, belegt die Einladung von Felix Budin, einem vormaligen Führungskader der neonazistischen Neuen Jugendoffensive, zu einem Vortragsabend beim RFJ im 22. Wiener Gemeindebezirk am 21. November.

Vor allem aber zeigt die Internet-Präsenz des RFJ, wie fließend die Grenze zum Neonazismus mittlerweile geworden ist. Auf der Homepage des RFJ-Kärnten gibt sich etwa ein "Totze" als RFJ-Mitglied zu erkennen. Der 18-jährige Skinhead aus Villach führt auf seiner privaten Homepage neben "Saufen" u. a. "Kloppen" als Lebensmotto an. Einem Kameraden im Internet berichtet "Totze" in tiefstem Kärntnerisch und voller Stolz, dass er am Wochenende einem seiner Prügelopfer fast das Genick gebrochen hätte. Einen anderen Villacher Neonazi grüßt der Jungfreiheitliche mit "88" ("Heil Hitler") und berichtet ihm, wie er "ein paar Zecken" (Skin-Jargon für Linke) durch die "halbe Stadt getretten" (sic!) habe. Darüber hinaus geht aus den Eintragungen in verschiedenen Gästebüchern hervor, dass Villacher Neonazis gerade dabei sind, sich paramilitärisch zu organisieren und "Wehrsportübungen" abzuhalten. Auf der von ihm verantworteten und mittlerweile wieder vom Netz genommenen Homepage der Nationalen Front Villach wünschte "Totze" "allen Kameraden" ein "donnerndes Sieg Heil!!!!!". Dort fanden sich nicht nur Auszüge aus Hitlers "Mein Kampf", sondern auch Fotos von der RFJ-Kundgebung am "Ehrengrab" Nowotnys. Darunter "Totze" im obligaten Szene-Deutsch: "Am ersten November war ma drausen und ham einen kriegshelden die Ehre die ihn gebührt erwiesen!!!" (sic!)

Am 21. Dezember distanzierte sich der RFJ-Villach per Mail an das DÖW von "Totze". Dieser sei "nie beim RFJ Mitglied gewesen. Er wollte beitreten, wir haben dies abgelehnt. Wir, der RFJ, distanzieren uns [von] jeglicher Nazi-Verherrlichung, wir wünschen keine Skinheads Nazi-Werbung und Verherrlichungen des dritten Reiches, diese ewig gestrigen [sic!] sind unerwünscht bei uns".

Der RFJ dürfte nun seine Veröffentlichungspolitik im Internet einer Revision unterzogen haben. Im Forum des RFJ-Salzburg und RFJ-Kärnten wird betont, dass man "strafbare[n] und zu Gewalt aufrufende Einträge" löscht. Reagiert hat auch der Bund Freier Jugend (BFJ), der den RFJ in dessen Forum aufrief, sich "nicht vom döw einschüchtern" zu lassen und "frei" zu bleiben. Der BFJ schließt seinen aufmunternden Eintrag mit einem "freiheit für deutschland" und wünscht den Kameraden "noch ein frohes julfest". Die derart Angesprochenen versicherten daraufhin, sich "vom DÖW sicher nicht einschüchtern" zu lassen. Aber zumindest das Gästebuch, welches viele Neonazis angezogen hatte, wurde vom RFJ aus dem Netz genommen.

 

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