Die Etablierung im exotischen Land war nicht immer einfach. Das ungewohnte Klima sowie Tropenkrankheiten machte vielen Europäern zu schaffen. Die Landessprache Tagalog zu erlernen wurde zumeist nach kurzem Anlauf aufgegeben, umso mehr, als Englisch in dem multiethnisch geprägten Land als Lingua Franca diente. Nicht alle fanden Beschäftigung in ihrem angestammten Beruf. Mit viel Geschick und Improvisationstalent gründeten Flüchtlinge kleine Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe, Restaurants und Pensionen, die ihnen ein bescheidenes Auskommen sicherten. In den von Flüchtlingen bewohnten Vierteln Manilas blühten Gastronomiebetriebe, Pensionen, Bäckereien, Schneidereien, Textilgeschäfte usw. auf. Einige Refugees fanden Anstellungen bei ausländischen Firmen. 1940 entstand unweit von Manila unter der Ägide des Jewish Refugee Committee eine Kollektivfarm, Marikina Hall, die etwa 40 Personen beschäftigte. Erwähnung verdienen die zahlreichen Wiener Ärzte-Emigranten, darunter einige namhafte Forscher, wie der Pädiater Eugen Stransky, Robert Willheim, ehemaliger Professor für medizinische Chemie an der Universität Wien, der Urologe Alfred Zinner und der noch junge Hans Kaunitz. Einige folgten einer Berufung an die University of the Philippines und zeichneten für einen beachtlichen Wissenstransfer in ihren Disziplinen verantwortlich. Eine Niederlassung der Ärzte stieß allerdings auf heftigen Widerstand ihrer philippinischen Standesgenossen, die eine Reihe bürokratischer Hürden, wie die Ablegung einer Prüfung oder das Verbot, Rezepte auszustellen, durchsetzten. Aufnahme an der Universität fanden auch die junge Botanikerin Mona Lisa Lindenberg oder der Physiker Theodor Brings. Künstler, die in ihrem Bereich weiter tätig sein konnten, waren der Dirigent Herbert Zipper, der sich große Verdienste um das Symphonieorchester von Manila erwarb, sowie der Filmpionier Arthur Gottlein, der mit philippinischen Teams einige Filme drehte. Ernest Korneld, ein Wiener Architekt, fand ebenfalls Beschäftigung in seinem Fach.
Die Lebenshaltungskosten waren günstig, aufgrund des extremen sozialen Gefälles konnten sich viele EmigrantInnen sogar einheimisches Personal leisten. Der überwiegende Teil der Flüchtlinge lebte in der Hauptstadt Manila. Wenn auch das Ausmaß der Integration aufgrund der soziokulturellen Gegebenheiten sicherlich nicht mit dem in den westlichen Gastländern vergleichbar ist, lebten sich viele Flüchtlinge gut in die neue Umgebung ein. Für manche war gerade auch die internationale Atmosphäre Manilas ein attraktives soziales Umfeld. Die philippinische Bevölkerung stand den Flüchtlingen im Allgemeinen freundlich gegenüber und kannte keinen Antisemitismus. Einige Emigranten schlossen Ehen mit Filipinas.
Neuankömmlinge wurden in den allermeisten Fällen vom Jewish Refugee Committee der jüdischen Gemeinde in Manila betreut. Mittellose Flüchtlinge erhielten finanzielle Unterstützung, man half bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen und der Beschaffung von Wohnungen. Die Mittel wurden unter anderem durch eine Art Solidarabgabe - 10 Prozent vom Gehalt bereits etablierter Flüchtlinge - beschafft. Darüber hinaus war die Gemeinde, die während der Zeit des Zustroms von Flüchtlingen aus Deutschland und Österreich die höchste Mitgliederzahl ihrer Geschichte erreichte, Zentrum des sozialen, kulturellen und religiösen Lebens der EmigrantInnen. Neben den religiösen Zeremonien und Festlichkeiten gab es im Rahmen des Gemeindelebens Einrichtungen wie einen Diskussionszirkel, einen Theaterklub, einen Musikklub, einen Jugendklub und ein Heim für alte und bedürftige Menschen. Besonders rührig um die Flüchtlinge bemüht war die karitative Frauengruppe Women’s Auxiliary.
Im Juli 1940 wurde der aus deutschen und österreichischen Emigranten zusammengesetzte Council of Representatives gegründet, der sich als Vermittlungsinstanz zwischen dem Committee und der Refugee Community verstand. Anlass waren die Klagen vieler Flüchtlinge über die Tätigkeit des Jewish Refugee Committee, die sich offenbar auch auf dessen Vorgangsweise bei der Beschaffung von Einreisegenehmigungen bezogen. Der Council gab die englischsprachige Zeitung The Star heraus, die vierzehntägig erschien und Nachrichten über jüdische Angelegenheiten in aller Welt, landeskundliche Informationen, Veranstaltungshinweise, Annoncen, Kochrezepte etc. enthielt. Anliegen der Redaktion war es, ihren Lesern bei der Eingliederung in die fremde Umgebung zur Seite zu stehen und zugleich ein Forum jüdischer Kultur- und Traditionspflege anzubieten. Im Februar 1941 trat der Council aus Protest gegen das Komitee, das seiner Ansicht nach kritische Mitarbeit nicht wünschte und den Council zu einem bloßen Exekutivorgan seiner Beschlüsse degradierte, zurück.
Keine Hinweise konnten auf politische Organisationen der Flüchtlinge gefunden werden. Die politischen Sympathien der meisten lagen bei den Amerikanern. Die jüdische Gemeinde selbst enthielt sich verständlicherweise politischer Stellungnahmen.