Die von der FPÖ mit ganzseitigen Inseraten unterstützte Wochenzeitung Zur Zeit widmet ihre Ausgabe 21/2000 dem neuen Feindbild, dem belgischen "Vielvölkerstaat", dessen Auáenminister Louis Michel abwechselnd als "Kotzbrocken" und "Provokateur" bezeichnet wird. Der Reisebericht eines Zur Zeit-Redaktionsteams fällt zwiespältig aus: Auf der einen Seite "die wunderschönen flämischen Städte Brügge, Gent oder auch Antwerpen", auf der anderen Seite das "heruntergekommene, verwahrloste" Brüssel: "In manchen Vierteln wird man vergebens einen Einheimischen suchen, sondern trifft ausnahmslos auf überseeische Einwanderer, welche durch ihre fremden Sitten und Gebräuche das Stadtbild prägen." (S. 7) Illustriert wird das völkische Schreckensszenario mit Bildern
("fensterwaschende(r) Zigeuner","arabische Geschäfte"). Aber es gibt ja noch das Belgien der flämischen Nationalisten, welche ihre "Sympathien für Österreich" gegenüber den national-freiheitlichen Gästen offen bekundeten. Abgerundet wird das Bild vom "anderen Belgien" durch ein Interview mit Frank Vanhecke, dem Vorsitzenden des rechtsextremen Vlaams Blok.
Das Interview könnte ein Ergebnis der jüngsten Kontaktnahme zwischen österreichischen und flämischen Rechtsextremisten sein: Laut Format hat jüngst eine Delegation der berüchtigten Wiener Burschenschaft Olympia dem Vlaams Blok einen Besuch abgestattet. Der Olympe Walter Asperl sieht darin kein Problem: "Immerhin ist der Vlaams Blok eine demokratisch legitimierte Partei." (Format 21/2000, S. 50) Für Zur Zeit handelt es sich - wenig überraschend - beim Vlaams Blok "genauso wenig um eine rechtsextreme Partei wie bei der FPÖ": "Viele der Forderungen dieser Bewegung sind durchaus mit FP-Forderungen [...] vergleichbar." (Zur Zeit 21/00, S. 7)