Mit über 900 MitarbeiterInnen war die Gestapo-Leitstelle Wien größer als die Leitstelle Berlin. Die wichtigsten Schlüsselstellen der Gestapo wurden 1938 mit Beamten aus dem "Altreich" besetzt. 80 Prozent der Beamten und Angestellten wurden aus dem österreichischen Polizeidienst rekrutiert. Auf Führungsebene betrug der Anteil der Österreicher fast 70 Prozent; gegen Kriegsende stieg er auf über 80 Prozent.
Polizeiliches Fachwissen sowie die Bereitschaft, sich mit dem NS-Regime zu identifizieren, waren ausschlaggebend für die Weiterverwendung ehemals österreichischer Polizeibeamter bei der Gestapo.
Die Gestapo-Leitstelle hatte einen täglichen "Parteienverkehr" von 450 bis 500 Personen: manche versuchten, Auskunft über das Schicksal verhafteter Angehöriger zu erhalten, die meisten wurden zwecks Zeugeneinvernahme bzw. Verwarnung vorgeladen. Insgesamt wurden von der Leitstelle Wien 40.000 bis 50.000 Menschen karteimäßig erfasst.
Die Abteilung II, ab 1943 Abteilung IV, gegliedert in verschiedene Referate, bekämpfte sämtliche "staats- und parteifeindlichen Bestrebungen" und verfolgte SozialistInnen, KommunistInnen, Christlichsoziale, MonarchistInnen, Juden und Jüdinnen, ZeugInnen Jehovas, Homosexuelle, ausländische ZwangsarbeiterInnen sowie Menschen, denen Verstöße gegen die Normen des NS-Regimes vorgeworfen wurden.
SS Sturmbannführer Josef Auinger (Mitte) im Kreise von BeamtInnen der Gestapo-Leitstelle Wien. Neben Verwaltungs- und Vollzugsbeamten zählten auch Schreibkräfte, Telefonisten, Mechaniker, Chauffeure etc. zum Personal der Gestapo. (Foto: DÖW)
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